Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Gebrüll, dann schleuderte er den Elfenkriegern etwas entgegen. Es landete vor ihnen auf dem Boden und rollte hin und her, ehe es schließlich liegen blieb.
Accalon hätte am liebsten laut aufgeschrien.
Harcon schien ihn aus weit aufgerissenen Augen direkt anzustarren. »Bruder!«, entfuhr es Accalon, und Trauer und Verzweiflung ergriffen von ihm Besitz. Ihm wurde klar, dass jener erbarmungslose Feind, mit dem sie es so unverhofft zu tun bekommen hatten, noch um vieles gefährlicher war als zunächst vermutet. Denn die Echsenkreaturen waren nicht nur roh und grausam, nahezu unverwundbar und von körperlicher Überlegenheit - sie waren offenbar auch intelligent und verschlagen. Wahrscheinlich hatte sich Harcon noch ein Pferd schnappen können, bevor die Echsenkrieger ihn erwischten. Sie hatten erkannt, dass er ein Bote war, und nun hatten sie den letzten Überlebenden der Elfen den Kopf dieses Boten zu Füßen geworfen, um ihnen zu zeigen, dass alles, was sie unternahmen, zum Scheitern verurteilt war. Es ging ihnen darum, Furcht und Schrecken zu verbreiten, und sie machten ihre Sache gut.
Aus der Kehle des Anführers drang etwas, das wie Gelächter klang. Accalon sah das Haupt des geliebten Freundes auf dem Boden liegen, musste an die vielen Getreuen denken, die der Überfall der Kreaturen das Leben gekostet hatte - und heißer Zorn ergriff von ihm Besitz, der alle Furcht und alle Schrecken bei Weitem überwog.
»Zum Angriff!«, brüllte er aus Leibeskräften. »Zeigen wir ihnen, was es heißt, sich mit Tirgas Lan anzulegen!«
»Zum Angriff!«, echote es aus den Reihen seiner verbliebenen Männer, und mit einer Mischung aus Mut, Verzweiflung und ohnmächtiger Wut stürzten sich die letzten Verteidiger von Carryg-Fin auf den grauenvollen Feind. Accalon drängte sich in die erste Reihe und stellte sich dem Anführer der Echsenwesen zum erbitterten Duell. Elfenstahl und Reptilienkrallen prallten mit furchtbarer Wucht gegeneinander.
Als Soldat der königlichen Armee hatte Accalon viele Gefechte geführt und gegen so manchen Gegner gekämpft, vor allem gegen Orks und Trolle. Kein Unhold, und wäre er noch so wild gewesen, konnte es jedoch an Blutdurst und Raserei mit den Kreaturen aufnehmen, die so unvermittelt aus dem Dunkel der Nacht aufgetaucht waren. Vergeblich stieß Accalon seine Klinge immer wieder vor - der Stahl glitt wirkungslos von der Panzerung des Echsenwesens ab. Erneut ließ die massige Kreatur ein Lachen vernehmen, dann fuhren ihre Pranken wie Fallbeile herab - und die beiden Wachsoldaten, die eben noch an Accalons Seite gewesen waren, gingen blutüberströmt nieder.
Accalon gab einen lauten Schrei von sich, als wollte er seinen Schrecken und seine Furcht übertönen, und schlug abermals mit dem Schwert zu. Diesmal traf er das Bein des Wesens, was dieses nicht einmal zu registrieren schien, obschon dunkles Blut aus der Wunde schoss.
»Beim Licht von caladak, entfuhr es dem Anführer der Elfen. »Was sind dies nur für Kreaturen?«
Die Frage blieb unbeantwortet - dafür holte das Monstrum zu einem weiteren Schlag aus. Accalon sah die Pranke des Echsenwesens heranwischen und duckte sich geistesgegenwärtig. Nur um Haaresbreite verfehlte ihn die mit messerscharfen Krallen bewehrte Klaue und fällte einen Soldaten, der hinter ihm gestanden hatte. Das Kettenhemd des Kriegers riss wie altes Pergament, und eine tiefe Wunde klaffte quer über seiner Brust. Dennoch gelang es dem Soldaten, sich noch aufrecht zu halten und seine Hellebarde abermals zu heben.
»Für Elidor und Tirgas Lan!«, brüllte er mit heiserer Stimme und wollte die Waffe in einem weiten Bogen gegen den Angreifer schwingen, als zwei von dessen Artgenossen über ihn herfielen. In Windeseile hatten sie ihn zu Boden gerungen, dann schnappten ihre grässlichen Kiefer zu und setzten seinem Heldenmut ein Ende.
Accalon hatte viel gesehen, er war auf vielen Schlachtfeldern gewesen und hatte dem Tod manches Mal ins Auge geblickt. Diesmal aber musste er sich abwenden.
Doch wohin er auch blickte, überall bot sich das gleiche grässliche Bild: Geschuppte Echsenwesen mit peitschenden Schwänzen fielen über seine Leute her und metzelten sie ohne Gnade nieder. Hier und dort versuchte noch ein Elf, Widerstand zu leisten, aber der Kampf war zu Ende, die Schlacht längst entschieden. Starr vor Entsetzen musste Accalon mit ansehen, wie auch die letzten seiner Soldaten ein grausames Ende fanden und ihren Kameraden in den Tod folgten.
Anders als in
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