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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Liedern besungen und in Gedichten verklärt, lag nichts Heldenhaftes darin; es war ein elendes Zugrundegehen, und die Schreie seiner Männer, die mit dem Mut der Verzweiflung fochten, klangen Accalon im Ohr. Schließlich verstummte ihr Gebrüll, und eine Stille setzte ein, die nicht weniger grausam war - und jäh wurde Accalon bewusst, dass er als einziger Elf noch am Leben war.
    Der letzte Krieger von Carryg-Fin ...
    Wankend schaute er sich um, sah ringsum nichts als die blutüberströmten Leichen seiner Krieger - und ihre erbarmungslosen Mörder, die sich über sie gebeugt hatten und ihr Fleisch und ihre Eingeweide fraßen.
    Erneut überkam ihn unsagbare Wut, und er verspürte nur noch den einen Wunsch: dorthin zu gehen, wohin auch Harcon und die anderen gegangen waren, in ein Reich, das jenseits allen irdischen Strebens lag und in dem sie Erfüllung fanden. Accalon war bereit zu sterben. Er würde nicht zögern, seinen Freunden und Kameraden zu folgen.
    »Für Elidor und die Elfenkrone!«, schrie er so laut, dass sich seine Stimme überschlug - dann stürzte er sich auf den nächstbesten Gegner, wild entschlossen, ihm die Klinge bis zum Heft in den Leib zu rammen. Er erreichte den Echsenkrieger jedoch nie - denn von unerwarteter Seite zuckte die Pranke des Anführers heran und schmetterte ihn zu Boden. Accalon hörte seine eigenen Knochen knacken und verlor für einen kurzen Moment die Besinnung. Als er die Augen wieder aufschlug, lag er inmitten blutiger, zerfetzter Leiber und war bestürzt darüber, noch am Leben zu sein. Sein Schwert hatte er verloren, aber es war ohnehin nutzlos im Kampf gegen einen Gegner wie diesen.
    »Na los!«, herrschte er den Anführer der Kreaturen an, der über ihm stand und mit glühenden Augen auf ihn herabblickte. »Worauf wartest du, widerwärtige Missgeburt? Tu endlich, was du tun musst, und bring es zu Ende!«
    Der Echsenmann schnaubte, dann ließ er wieder jene kehligen Laute vernehmen, die wohl Gelächter sein sollten.
    »Du ... verspottest mich?«, fragte Accalon fassungslos. »Nachdem du meine Festung eingenommen und alle bis auf mich ermordet hast, verspottest du mich auch noch?«
    Die Kreatur lachte immer noch. Dann bückte sie sich und hob etwas vom Boden auf. Es war ein Schwert, nicht Accalons, sondern irgendeins, das der Echsenmann vom Boden aufgelesen hatte und ihm vor die Füße warf. Accalon griff danach, ohne sich jedoch zu erheben. Misstrauisch fragte er sich, was die Kreatur damit bezweckte. Wollte sie keinen Wehrlosen töten? Nach der bestialischen Wildheit, mit der die Echsenwesen über die Elfenkrieger hergefallen waren, war dies mehr als unwahrscheinlich. Was aber hatte das Ungeheuer vor?
    Ein grunzender Laut drang aus dem Rachen des Reptilwesens, ein Laut, der sich wie eine Aufforderung anhörte. Als Accalon nicht augenblicklich reagierte, fuhr die Pranke des Wesens auf ihn zu, packte ihn, riss ihn in die Höhe und stellte ihn auf die Beine. Und als wäre dies noch nicht genug, hob sie auch noch einen blutigen Helm vom Boden auf, den sie ihm aufsetzte. Auch die anderen Echsenwesen verfielen daraufhin in kehliges Gelächter, während ihr Anführer erneut ein dumpfes Grunzen ausstieß, wieder und wieder - bis Accalon begriff, dass dies nicht nur der willkürliche Laut eines Tieres war.
    Die Kreatur versuchte zu sprechen, und - was noch schlimmer war - sie bediente sich der Elfensprache!
    Das Wort, das ihre Zunge zu formen suchte, lautete negesi- dan ... Der Bote!
    Das also war es, was diese grauenvollen Wesen von ihm wollten, aus diesem Grund hatten sie ihn am Leben gelassen: damit er nach Hause ging und dort berichtete, was sich zugetragen hatte - so wie Elfenkrieger es hin und wieder mit gefangenen Orks taten, auf dass ihre Kunde Angst und Schrecken verbreitete und sie von den Grenzen fernhielt.
    Sie hatten Harcon nicht entkommen lassen und ihm den Kopf abgeschlagen. Denn einerseits hatten sie mit seinem abgetrennten Haupt das Entsetzen der Überlebenden schüren wollen, andererseits hatte er das Grauen noch nicht in seinem ganzen Ausmaß gesehen und miterlebt. Das war bei Accalon anders; er hatte mit angesehen, wie seine Krieger bis auf den letzten Mann dahingemetzelt worden waren. Außerdem fügten sie ihm, indem sie ausgerechnet ihn überleben ließen, eine besondere Schmach zu. Sein von Trauer, Angst und Zorn gepeinigter Verstand hatte Mühe, mit all diesen Erkenntnissen zurechtzukommen, aber eines begriff er doch: dass diese Wesen nicht nur halbwegs

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