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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erkundigte sich Farawyn bei Granock, der den rund fünf Ellen langen Stab mit beiden Händen vor sich hielt. »Ja«, antwortete Granock. »Meister Cethegar hat es mir befohlen. Aber ich verstehe nicht, warum ...«
    »Fragen«, tadelte Farawyn. »Immer wieder Fragen. Warum kannst du nicht einfach vertrauen?«
    »Ich vertraue Euch, Meister«, versicherte Granock und wischte sich eine Strähne seines schweißnassen dunklen Haars aus der Stirn. »Dennoch würde ich bisweilen gern den Grund erfahren, warum ich was tue und wofür es gut sein soll. Was ist so falsch daran?«
    »Fragen verwirren deinen Geist, mein Junge. Sie lenken dich vom Wesentlichen ab und verleiten dich dazu, dort nach Antworten zu suchen, wo es keine gibt.«
    »Dann gebt Ihr sie mir«, verlangte Granock - die elfische Eigenart, aus allem ein Mysterium zu machen, ging ihm mitunter ungemein auf den Geist. Farawyn seufzte. »Nun gut«, meinte er. »Vorher gibst du ja doch keine Ruhe. Der Schattenkampf geht auf die Elfenkrieger der Vorzeit zurück, die tatsächlich mit Holzstäben bewaffnet waren. Aus diesen Stäben, die sie fyna nannten, gingen später die Zauberstäbe hervor. Zwar setzen wir sie heute nicht mehr in direktem Kampf als Waffe ein, ihre Form jedoch ist nahezu unverändert. Und der Schattenkampf ist wie vor Tausenden von Jahren für uns eine Methode, mit dem Stab eins zu werden.«
    »Eins werden mit einem Stück Holz?« Granock bedachte den Stab in seinen Händen mit einem abschätzigen Blick. »Ich weiß nicht recht...« »Nur auf diese Weise lernst du den Stab genau kennen - und auch dich selbst«, erklärte Farawyn. »Wenn Meister Cethegar also sagt, dass du den Umgang mit dem flasfyn weiter üben sollst, dann aus gutem Grund.« »Hm«, machte Granock und führte einige der genau festgelegten Bewegungsabläufe aus, die Cethegar den Novizen beigebracht hatte: ein Stoß nach vorn, gefolgt von einem Ausfallschritt, dann eine Vierteldrehung nach links und eine halbkreisförmige Bewegung mit der linken Hand ... »Was genau macht der Zauberstab, Meister?«, fragte Granock und brach mitten in der Bewegung ab. »Ist in Wahrheit er es, der die magischen Kräfte birgt?«
    »Keineswegs. Hast du je beobachtet, wie ein Blitz in einen Baum einschlägt, der auf einem einsamen Berggrat steht?«
    Granock schüttelte den Kopf.
    »Oder in die Fahnenstange auf einem hohen Turm?«
    Diesmal nickte Granock. »Das schon.«
    »Mit dem Zauberstab verhält es sich nicht sehr viel anders. Er empfängt die Kraft der Kristalle, jene Energie, die ganz Erdwelt durchdringt, und verleiht uns ihre Stärke. Dabei ist nicht entscheidend, wie groß ein flasfyn ist oder aus welchem Material er gefertigt wurde, sondern wer sein Träger ist. In den Händen dessen, der diese Kräfte zu bündeln und zu kontrollieren weiß, kann ein Zauberstab eine tödliche Waffe sein. Es kommt auf die Gedanken dessen an, der ihn führt. Tarthan und dailänwath beispielsweise sind gefährliche Werkzeuge in den Händen dessen, der sie zu nutzen weiß.«
    »Was heißt das, Meister?«, fragte Granock. Er hatte andere Schüler diese Worte verwenden hören, wusste jedoch nicht, was sie bedeuteten. »Der tarthan ist eine Art Gedankenstoß, ein Impuls, der hier seinen Anfang nimmt« - Farawyn deutete auf seinen Kopf - »und den Gegner so hart zu treffen vermag wie ein Hammerschlag. Die Kraft des daildnwath hingegen zwingt anderen Wesen deinen Willen auf, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.«
    »Ihr meint, Ihr könnt andere in ihrem Denken und Handeln beeinflussen?« »Mit gewissen Einschränkungen durchaus.«
    »Das kann nicht sein.« Granock schüttelte den Kopf.
    »Nein?« Farawyn lächelte schwach. »Bildest du dir so viel ein auf deinen angeblich freien Willen? Du solltest deine Zweifel besiegen, Junge, sonst wirst du die Prüfungen niemals bestehen, die am Ende der Ausbildung auf dich warten. Wie ich schon sagte: Es kommt nicht auf den Zauberstab an, sondern auf den, der ihn benutzt. Die uns verliehene Gabe und die Macht der Elfenkristalle sind letztlich immer nur so stark wie unser eigener Glaube an unsere Fähigkeiten.«
    »Ich verstehe«, murmelte Granock. Denn das erklärte auch, weshalb Aldur stärker war als alle anderen Novizen: Selbstzweifel waren bestimmt nicht seine Sache. »Ihr meint also, dass ich in der Lage bin, alles zu bewirken, was ich mir vorstellen kann?«
    »Es ist eher andersherum«, erklärte sein Meister geduldig. »Du wirst niemals in der Lage sein, etwas zu tun,

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