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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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widersprach Rothgan. »Je länger du in diesem Loch vegetierst, desto mehr ähnelst du einem Tier.«
    Granock zwang sich zu einem schiefen Grinsen. »Dann hol mich doch einfach hier raus.«
    »Den Humor der Menschen habe ich noch nie verstanden. Eure eigenartige Neigung dazu, selbst im Angesicht eures Untergangs noch Scherze zu treiben ...«
    »Wir sind eben verschieden«, knurrte Granock.
    »Du sagst das, als ob du stolz darauf wärst.«
    »Warum nicht?« Granock nickte. »Immerhin bin ich kein Verräter wie du.«
    »Nein?« Ein listiges Grinsen huschte über das Gesicht des Elfen. »Warum bist du dann hier? Wir wissen beide, dass es nicht Farawyns Auftrag war, der dich an die Fernen Gestade geführt hat, sondern die blanke Ichsucht. Mir war immer klar, dass deine Loyalität für den Orden vorgegaukelt war, denn du bist nur ein Mensch. Deshalb war es so einfach, dich hierherzulocken.«
    »Ich bin nur ein Mensch«, räumte Granock ein, »aber immerhin habe ich nicht meine ganze Rasse verraten.«
    »Du glaubst, ich hätte das Elfenvolk verraten?« Rothgan lachte auf. »Du irrst dich. Mein Verrat gilt nur dem Orden und seinen Heuchlern. Was ich getan habe, tat ich zum Wohl und zum Besten meines Volkes, denn unter Margoks und meiner Herrschaft wird es eine neue Blüte erleben, gegen die selbst der Glanz des Goldenen Zeitalters verblassen wird.«
    »Bescheidenheit ist noch nie deine Stärke gewesen«, versetzte Granock.
    »Du hältst mich für vermessen? Glaubst du denn, Farawyn träumt von etwas anderem als von der Macht?«
    »Allerdings«, behauptete Granock trotzig.
    »Dann bist du ein Narr! Ich habe es dir einmal gesagt, und ich sage es dir wieder: Dein alter Meister ist nicht der, den du zu kennen glaubst. Hinter der Fassade aus Verlogenheit und Täuschung, die er mit Bedacht errichtet hat, verbirgt sich ein anderer Farawyn.«
    »Du redest Unsinn!«
    »Findest du? Willst du mir erzählen, du hättest noch nie an ihm gezweifelt? Dass er noch nie versucht hätte, dich zu täuschen? Glaub mir, ich kenne ihn besser als du, denn ich bin schließlich sein ungeliebter Sohn!«
    Ein Lachen, das in seiner Falschheit und Arglist an den Dunkelelfen selbst erinnerte, drang aus Rothgans Kehle und ließ Granock bis ins Mark erschaudern. Dennoch musste er zugeben, dass er die Vorwürfe gegen Farawyn nicht mehr ganz so haltlos fand wie noch vor vier Jahren.
    »Ich würde mich liebend gern noch länger mit dir unterhalten, mein alter Freund«, log Rothgan hämisch, »aber ich fürchte, dies ist unsere letzte Begegnung. Denn nun werde ich dich der Obhut meiner dunklen Königin überlassen, und ihr Zorn ist ebenso berüchtigt wie endgültig. Farwyl, cyfail«, fügte er wie in alten Zeiten hinzu, jedoch mit einem Blick, der Granock eisige Schauer über den Rücken jagte - und zum ersten Mal gesellte sich zu seiner Enttäuschung und seinem Schmerz nackte Furcht.
    Rothgan wandte sich ab und verschwand; statt seiner erschienen fünf kleinwüchsige, gedrungene Gestalten hinter dem Gitter, allesamt mit abgesengtem Haar und entstellt wie jene, auf die Granock in Nurmorod getroffen war. Wie er später erfahren hatte, handelte es sich um Zwerge, die sich verbotenem Handwerk verschrieben hatten und dafür von ihren Gilden verstoßen worden waren. Der Dunkelelf hatte sie bereitwillig aufgenommen, samt ihrer frevlerischen Künste, die in der Schlacht am Siegstein unzählige Opfer gefordert hatten.
    Die Zwerge öffneten die Tür und kamen in die Zelle. Während vier von ihnen zurückblieben und ihn mit kurzen Speeren in Schach hielten, trat einer vor und löste seine Fesseln. Zwar war Granock nun des Banns beraubt, der seine magischen Kräfte blockiert hatte, jedoch hatte er in Nurmorod noch eine weitere Erfahrung machen müssen, derer er sich nun schmerzlich entsann - nämlich dass die dwarvai twaithai, die Dunkelzwerge, wie sie sich nannten, gegen seine Zaubergabe gefeit waren.
    Im Augenblick allerdings wäre er dazu ohnehin zu schwach gewesen. Er leistete keinen Widerstand, als sie ihn packten und mitschleppten. Bereitwillig folgte er ihnen durch die niedrige Zellentür und hinaus auf den Gang, auch wenn seine von der Kälte klammen Glieder ihm kaum gehorchen wollten. Auf dem Korridor, der in den dunklen Fels der Insel gehauen war und auf den zahllose Kerkertüren mündeten, wurden sie erwartet. Von einer schlanken, in eine schwarze Lederrüstung gehüllten Gestalt, die ihnen schweigend entgegenblickte.
    Zuerst konnte Granock ihr Gesicht nicht

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