Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
unternommen einzuschreiten, noch hatte Granock auch nur eine Spur von Mitgefühl oder Bedauern in ihrem Gesicht gesehen, das bleich gepudert war, während die Lippen schwarz geschminkt waren, ebenso wie die Augen, deren Blick so kalt war wie Eis. Was, bei allen Elementen, war mit ihr geschehen? Was hatte Aldur ihr angetan?
Dass der ehrgeizige junge Zauberer, den er einst seinen Freund genannt hatte, dem Bösen verfallen und sich Margok angeschlossen haben sollte, war für Granock schwer zu verkraften, aber es entbehrte nicht der Logik, denn bei allem Licht, das Aldur in sich getragen hatte, war da von jeher auch viel Schatten gewesen. Obwohl Granock tief in seinem Inneren die schreckliche Vermutung hegte, dass er es gewesen sein könnte, der Aldur dazu bewogen hatte, sich der dunklen Magie zuzuwenden, sagte ihm sein Verstand, dass ihr Streit um Alannah letztlich wohl nur der Höhepunkt einer Entwicklung gewesen war, die schon sehr viel früher ihren Anfang genommen hatte. Nicht so bei Alannah!
Anders als Granock hatte sie niemals Groll gegen den Rat und die Ältesten gehegt, sondern war dankbar gewesen für die neue Heimat, die der Orden von Shakara ihr, der verstoßenen Tochter der Ehrwürdigen Gärten, gegeben hatte. Schaudernd dachte Granock an ihr gemeinsames Abenteuer in Nurmorod, wo Aldur den gefährlichen Plan entwickelt hatte, Margok mit den eigenen Waffen zu schlagen. Er selbst war nicht abgeneigt gewesen, seiner Argumentation zu folgen - Alannah jedoch hatte entschieden widersprochen und mit dem Mut und der Weisheit einer wahren Zauberin um ihrer beider Seelen gekämpft. Ihre eigene schien sie dabei verloren zu haben ...
»Alannah!«, rief Granock zum ungezählten Mal, während er kopfüber von der Decke hing, gleich einem rohen Stück Fleisch. »Alannah, erkennst du mich nicht? Ich bin es, Granock!«
Es war nicht nur so, dass sie nicht zu wissen schien, wer er war. In ihren Augen, die einst voller Milde und Zuneigung geblickt hatten, stand unverhohlene Ablehnung zu lesen, die sich zu verstärken schien, je öfter er ihren Namen rief.
»Alannah! Bei dem Schwur, den du geleistet hast...!«
»Schweig!«, fuhr sie ihn an.
Es war das erste Mal, dass er sie sprechen hörte, und er erschrak darüber, wie grausam und gefühlskalt sich ihre Stimme anhörte. Vermutlich, so nahm er an, stand sie unter einem Zauberbann, der es ihren finsteren Befehlshabern ermöglichte, über sie zu gebieten. Da Margok und seine Anhänger vor dunkler Magie nicht zurückschreckten, stand ihnen ein ganzes Arsenal an Zaubersprüchen zu Gebote, die kein ehrbarer Weiser jemals eingesetzt hätte, und natürlich wusste Granock auch kein Mittel dagegen.
Der Gedanke, Alannah zu befreien und sie nach Shakara zu Meister Tavalian zu bringen, rauschte durch seinen Kopf, zusammen mit dem Blut, das infolge der hängenden Position in seinem Haupt zusammenlief und ihm das Denken erschwerte. Seine Adern schwollen an, und er hatte das Gefühl, als wolle sein Schädel bersten. Alannah und ihre Schergen jedoch hatten gerade erst angefangen.
Aldur, oder vielmehr Rothgan, hatte angekündigt, sich an ihm rächen zu wollen, und er hatte die Frau, die sie beide liebten, zum Werkzeug seiner Rache gemacht.
Durch eine herrische Handbewegung, die ihrem einst so sanftmütigen Wesen spottete, wies sie einen ihrer kleinwüchsigen, an Körper und Seele entstellten Helfer an, ihr ein glühendes Eisen zu bringen. Der Dunkelzwerg, ein buckliger Kerl mit einem breiten Grinsen in seinem narbigen Gesicht, trat an die Esse und zog eines der Brandeisen heraus. Die Spitze glomm in orangeroter Glut, und Granock fühlte sich lebhafter an Nurmorod erinnert, als es ihm recht sein konnte.
Damals, als der sadistische Zwerg Dolkon ihn gefoltert und einer Befragung unterzogen hatte, hatte Granock Alannah inständig herbeigesehnt. Dass er nun ihr Gefangener war und sie Dolkons Werk fortsetzte, war eine geradezu lächerliche Ironie. Er lachte bitter auf, als sie das Gluteisen vor seinem Gesicht schwenkte, und versuchte, es mit einem Gedankenstoß abzuwehren - vergeblich. Infolge des Blutstaus, der in seinem Schädel pulsierte, konnte er sich nicht genug konzentrieren, um einen Zeitzauber oder auch nur einen tarthan zu wirken - und einen Lidschlag später presste sie ihm das Eisen an die Brust.
Granock stöhnte auf. Beißender Geruch stieg auf, der ihm den Atem raubte. Entsetzt starrte er an sich empor auf die schwelende Wunde. Er versuchte eine Konzentrationsübung, um seine
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