Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
nicht in der Lage, und zum anderen glaubte er selbst nicht daran ... »Warum bist du gekommen?«, flüsterte sie so leise, dass er sie kaum hören konnte. »Dies ist kein Ort für dich.«
»Weil ich ... ein Mensch bin?«
»Nein.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Weil er verflucht ist. Aus dem Hort des Lichts ist ein Pfuhl der Finsternis geworden. Und ich habe dazu beigetragen ...«
»Wie?«, wollte Granock wissen. »Was ist geschehen?«
Alannah schüttelte langsam den Kopf. »Erinnerst du dich?«, hauchte sie dazu. »Erinnerst du dich an das, was wir einst waren? Was wir sein wollten?«
Er nickte zaghaft.
»So hättest du uns in Erinnerung behalten sollen, Granock. Und nicht als das, was aus uns geworden ist.«
»Was ist geschehen?«, verlangte er noch einmal zu wissen, und irgendwie gelang es ihm, den rechten Arm zu heben und ihren zu packen. »Du musst es mir verraten, Alannah«, ächzte er beschwörend. »Du musst!«
Die Elfin starrte ihn an, und ihm wurde klar, dass es Scham war, die sie am Sprechen hinderte. Schließlich schien ihr Blick durch ihn hindurchzugehen und in weite Ferne zu reichen, in eine schmerzliche Vergangenheit...
»Weißt du noch?«, wisperte sie. »An jenem Abend, da wir uns das letzte Mal begegneten?«
»Ich habe es nicht vergessen«, beteuerte Granock, was eine maßlose Untertreibung war. In Wahrheit hatte es in all den Jahren kaum einen Tag gegeben, da ihn die Erinnerung an jene Nacht nicht verfolgt hatte.
»Damals habe ich eine Entscheidung getroffen, gegen das Licht und für die Finsternis. Du, Granock, warst das Licht«, fügte Alannah traurig hinzu, und für einen kurzen Moment kehrte ihr Blick aus der Vergangenheit zurück, um ihn mit einem Ausdruck maßlosen Bedauerns zu bedenken, »Aldur war die Finsternis. Ich glaube, er hatte es von Anfang an geplant.«
»Was, Alannah? Was hatte Aldur geplant?«
»Den Verrat«, sagte sie nur. »Das Bündnis mit Margok.«
Granock spürte einen schmerzhaften Stich, der nicht von den Folgen der Folter rührte. Was er gesehen und erlebt hatte, hatte keinen anderen Schluss zugelassen als den, dass sein Freund und Ordensbruder der Macht des Bösen verfallen war. Aus Alannahs Mund zu erfahren, dass er sich Margok aus freien Stücken und sogar vorsätzlich zugewandt haben sollte, machte es jedoch noch schrecklicher.
»Noch in derselben Nacht, in dem unsere Freundschaft zerbrach«, fuhr sie leise fort, »haben Aldur und ich Shakara verlassen. Er sagte, er würde nach den Fernen Gestaden reisen, um sie vor Margoks Zugriff zu schützen, und so folgte ich ihm. Zum einen, weil ich ihn aufrichtig liebte. Zum anderen, weil ich ihn nach allem, was geschehen war, meiner unbedingten Treue versichern wollte.«
»Ich verstehe«, knurrte Granock. In gewisser Weise war es also seine Zudringlichkeit gewesen, die Alannah aus Shakara vertrieben hatte ...
»Obwohl es dem Beschluss des Hohen Rates widersprach, ließ Farawyn uns ziehen - wohl weil er wusste, dass Aldurs Sorge, der Dunkelelf könnte sich Crysalions bemächtigen wollen, nicht unbegründet war. Also passierten wir in jener Nacht die Kristallpforte und gelangten hierher - doch schon im Augenblick unserer Ankunft war es, als ginge mit Aldur eine Veränderung vor sich. In mancher Hinsicht schien er nicht mehr er selbst zu sein«, hauchte Alannah mit tonloser Stimme, »oder vielleicht hat er auch erst hier zu seinem wahren Selbst gefunden.«
Granock konnte den Schmerz in ihren Augen sehen. Natürlich fragte er sich, was Aldur ihr angetan haben mochte, aber sie schien nicht darüber sprechen zu wollen, und er fragte nicht danach. Vielleicht, sagte er sich, würde sie irgendwann ihr Schweigen brechen.
»Es war, als wäre in jener Nacht etwas zerbrochen worden, eine unsichtbare Kette, die ihn bis dahin davon abgehalten hatte, das zu tun, was seiner Neigung entsprach. Dieser Fesseln ledig, wurde Aldur zum Verräter.«
Erneut erschütterte es Granock, derart harte Worte aus ihrem Munde zu hören. Immerhin hatte sie Aldur einst aufrecht geliebt. Sie hatte sich seinetwegen von Granock abgewandt und war ihm ans buchstäbliche Ende der Welt gefolgt...
»Wie sich herausstellte, war Aldurs Verdacht nur zu berechtigt«, setzte Alannah ihren Bericht fort. »Eines Morgens teilte sich der Nebel, und ohne Vorwarnung erschien eine riesige Kriegsflotte vor der Küste der Gestade. Hunderte von Schiffen, Segler und Galeeren. Bemannt waren sie mit Menschen, zumeist Piraten aus dem dwaimaras, aber auch mit Orks
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