Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
aus den hintersten Winkeln der Modermark - mir war nie klar gewesen, wie zahlreich sie sind. Und noch eine weitere Kreatur der Finsternis hatte der Dunkelelf unter sein Banner gerufen - einen Kraken aus den Tiefen der See.«
»Und?«, fragte Granock schaudernd, den die Vorstellung, dass all diese Dinge geschehen waren, ohne dass Tirgas Lan oder der Hohe Rat irgendetwas davon mitbekommen hatten, bis ins Mark erschütterte. »Was habt ihr getan?«
»Das, was man von uns erwartete. Weswegen man uns nach Crysalion geschickt hat«, gab sie zurück. »Wir suchten den höchsten Turm von Crysalion auf, um die Macht des Annun zu entfesseln und den Kristallschirm zu errichten, der es jeder feindlichen Macht verwehrt hätte, ihren Fuß auf den geheiligten Boden zu setzen. Aber es kam niemals dazu.« Niedergeschlagen senkte sie den Blick, und es dauerte einen Moment, bis sie sich überwinden konnte, weiterzusprechen. »Ich hätte es bemerken müssen. Von dem Augenblick an, da die fremden Schiffe am Horizont auftauchten. Rothgan zeigte nicht die geringste Regung. Ich glaubte, es läge daran, dass er als Einziger von uns fest mit einem Angriff Margoks gerechnet hatte. Aber das war nur die halbe Wahrheit. Er wusste, was geschehen würde. Und er hat uns alle verraten.«
»Wie?«, wollte Granock nun wissen. »Was genau ist vorgefallen?«
Erneut wurde Alannahs Blick seltsam glasig, während die Ereignisse der Vergangenheit vor ihrem geistigen Auge abliefen. »Ich drängte ihn dazu, rasch zu handeln und unsere Kräfte zu vereinen, um den Kristallschirm zu errichten, aber er zögerte. Und plötzlich war in seinem Gesicht etwas, das ich bis dahin nie dort gesehen hatte. Dieses Lächeln, diese Grausamkeit...«
Sie schauderte ob der Erinnerung, und Granock griff nach ihrer Hand. »Es ist gut«, redete er ihr zu. »Was ist dann geschehen?«
»Eine Kristallpforte wurde geöffnet, und dann ergossen sich Dutzende von Orks in die Turmkammer.«
»Also hatte Aldur recht«, folgerte Granock bestürzt. »Es gab tatsächlich eine vierte Schlundverbindung - und sie führt auf die Fernen Gestade.«
»So ist es.« Alannah nickte. »Fast gleichzeitig entlud sich ein Blitz, der in den Turm einschlug und den Annun traf, worauf sich ein Splitter aus dem Kristall löste. Daraufhin erlosch das Licht von calada und mit ihm auch unsere Hoffnung, den Angriff abwehren zu können. Der Kristallschirm wurde nicht errichtet, und die Horden des Bösen stürmten den Palast. Ich versuchte, sie aufzuhalten, aber dann wurde ich niedergeschlagen und verlor das Bewusstsein. Das Letzte, was ich hörte«, fügte die Elfin düster hinzu, »war Rothgans triumphierendes Gelächter.«
»Und dann?«
Alannah verzog die Mundwinkel zu einem traurigen Lächeln. Tränen standen ihr in den Augen. »Als ich erwachte, war die Welt nicht mehr die, die sie gewesen war. Die Schergen des Dunkelelfen hatten die Insel besetzt und die Ewigen versklavt, ein unvorstellbares Sakrileg. Der heilige Boden war entweiht worden, das Licht von calada erloschen - und ich selbst ...« Sie unterbrach sich, als sich die Tränen wiederum Bahn brachen.
»Was war mit dir?«, fragte Granock sanft. Trotz der tobenden Zwerge in seinem Kopf gelang es ihm, sich zur Hälfte aufzurichten und ihr über das in Unordnung geratene Haar zu streichen. »Sag es mir, Alannah ...«
»Ich selbst scherte mich nicht darum«, eröffnete sie ihm und schaute ihn dabei herausfordernd an. »Ich sah, was um mich herum vor sich ging, und ich wusste, was geschehen war, aber es war mir gleichgültig geworden. Ich hatte nur den einen Wunsch, Margok zu dienen und seinem Günstling Rothgan zu willfahren - in jeder nur denkbaren Hinsicht.«
Granock schloss die Augen. Ihm war nur zu klar, was sie meinte, und er musste an sich halten, um vor Wut und ohnmächtigem Zorn nicht laut zu schreien.
Alannah hatte Aldur geliebt.
Sie hatte sich für ihn entschieden und war ihm bedingungslos gefolgt - er jedoch hatte sie mit der Hilfe seines neuen Herrn einem Zauberbann unterworfen und sie zu seiner Gefangenen gemacht. Seine Königin mochte er sie nennen, in Wahrheit allerdings war sie nichts als seine Sklavin gewesen, vier lange Jahre.
Das Wissen, dass all diese Dinge geschehen waren, während er sich in Shakara vor schlechtem Gewissen und aus Sehnsucht nach Alannah verzehrt hatte, brachte Granock fast um den Verstand. Wie oft hatte er Farawyn gebeten, ihm die Passage zu den Fernen Gestaden zu ermöglichen, wie häufig sich in Gedanken
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