Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
vertrauen?«
»Dasselbe frage ich mich auch«, gestand Granock offen. »Wie es aussieht, haben wir zumindest das gemeinsam.«
»Also werden wir kämpfen«, kündigte Rothgan an, mit einem Grinsen, das keinen Zweifel am Ausgang des Duells aufkommen lassen wollte, »so wie wir es längst hätten tun sollen. So wie es Elfen und Menschen bestimmt ist.«
»Nein!«, widersprach Alannah. »Das ist nicht wahr! Selbst der Dunkelelf hat Menschen zu Verbündeten!«
»Er bedient sich ihrer, weil sie sich ebenso wie die Orks und die Gnomen nicht ihrer selbst gewahr sind. Weil sie ebenso blind und töricht durch die Welt gehen und ebenso einfach zu lenken sind.«
»Und dennoch fürchtest du uns«, war Granock überzeugt.
»Glaubst du das wirklich?«
»Andernfalls stünden wir uns wohl kaum hier gegenüber - und du wärst auch nicht so versessen darauf gewesen, mich herzulocken und zu vernichten. Denn tief in dir, Aldur, des Farawyns Sohn, weißt du, dass die Menschen den Elfen ebenbürtig sind, vielleicht noch nicht jetzt, aber irgendwann, und dass Erdwelt dann ihnen gehören wird. Das ist die Angst, die dich nicht loslässt und die in Wahrheit hinter allem steht. Dein Vater ist ein Menschenfreund. Der beste Freund, den du in deinem ganzen Leben hattest, ist ein Mensch gewesen. Und die Frau, die du mit einem Zauberbann blenden musstest, damit sie bei dir bleibt, liebt in Wahrheit einen Menschen ...«
»Genug!«
Rothgan brüllte das Wort so laut, dass das Gewölbe zu erbeben schien, und zu Granocks und Alannahs Entsetzen schoss eine Stichflamme aus seinem Schlund wie bei einem Drachen aus dunkler Vorzeit. Schon während Granock sprach, hatten sich die Augen des Elfen mehr und mehr geweitet, und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, bis Rauch daraus hervorgedrungen war. In Form züngelnder Flammen spie Rothgan nun all seinen Hass auf Granock, der entsetzt zurückwich.
»Aldur!«, rief Alannah aus.
»Das ist nicht mein Name, Weib!«, brüllte er, während auch unter seiner schwarzen Robe dichter Rauch hervorzuquellen begann. »Aldurans Sohn hat nie existiert, so wie auch Farawyns Sohn nicht existiert. Ich bin Rothgan, der über das Feuer gebietet, der mächtigste Zauberer Erdwelts und Margoks rechte Hand!«
»Du bist wahnsinnig«, war alles, was die Elfin darauf erwiderte - und Rothgan verfiel in ein Gelächter, das so von Bosheit und Rachsucht durchdrungen war, dass es den letzten Rest von Güte, der noch in ihm verblieben sein mochte, vernichtete. Und als seine Robe in Flammen aufging und ihn auch äußerlich in eine Kreatur des Schreckens verwandelte, verfiel der einstmals vielversprechendste Schüler von Shakara endgültig dem Bösen.
Alannah stieß einen heiseren Schrei aus. »Vorsicht!«, brüllte Granock, und sie wichen beide vor dem Flammenwesen zurück, zu dem ihr Freund geworden war. Lodernd wie eine Fackel stand er vor ihnen, am ganzen Körper brennend, und verfiel in hysterisches Gelächter.
Granock hob unwillkürlich den Zauberstab, den er mit beiden Händen umklammerte, obwohl er ernstlich bezweifelte, dass er in der Lage sein würde, den Kräften seines Gegners zu widerstehen. Rothgans magische Begabung war von jeher außergewöhnlich gewesen - unter Margoks Ägide jedoch hatte er gelernt, sie vollends zu entfesseln.
Und war zu einem Monstrum geworden ...
Noch immer wie erstarrt vor Entsetzen, nahm Granock aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung wahr. Sein Kopf flog herum, und zu seiner Verblüffung sah er keinen anderen als Ardghal heranstürzen! Woher der verräterische Elfenfürst kam, konnte sich Granock nicht erklären - vermutlich war er die ganze Zeit über bereits hier gewesen und hatte sich versteckt gehalten. Nun setzte er hervor, um seinem Auftraggeber beizuspringen, in seiner erhobenen Rechten einen Dolch mit gebogener Klinge. Nur wenige Schritte trennten ihn von Alannahs ungeschütztem Rücken - und die Elfin war so entsetzt über das, was mit Rothgan geschah, dass sie ihn nicht kommen sah.
»Nein!«
Granock schrie so laut, dass es das Brausen der Flammen übertönte - und die Furcht, die er um Alannah verspürte, reichte aus, um einen Zauber zu wirken.
Ardghal erstarrte inmitten seiner Bewegung, den einen Fuß weit vor den anderen gesetzt. Da er sich bereits nach vorn geworfen und das ganze Gewicht in den tödlichen Stoß gelegt hatte, verlor seine im Augenblick gefangene Gestalt das Gleichgewicht und stürzte. Hart schlug er auf dem Boden auf, wobei sich die Haltung seines
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