Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
erhielt er keine Antwort, und er beschloss, zum letzten und entscheidenden Schlag auszuholen. Wenn seine Gegner sich ihm nicht zum Kampf stellen wollten, würde er seine Flammen eben zu ihnen schicken. Er griff unter seine Robe und holte einen glitzernden Gegenstand hervor, den er zwischen die Handflächen nahm. Dann schloss er die Augen, um sich inmitten des tosenden Infernos zu konzentrieren. Die dunklen Kräfte in seinem Inneren zusammenballend, bereitete er sich darauf vor, den mächtigsten Feuerzauber zu wirken, den er je zustande gebracht hatte, und die gesamte Bibliothek einzuäschern, samt allem, was sich darin befand. Irgendwie, dachte er bei sich, war es sogar passend.
Die Vergangenheit und alles, was zu ihr gehörte, würden in Flammen aufgehen.
Nichts würde übrig bleiben ...
Rauch und Qualm drangen zwischen seinen Handflächen hervor, und als er sie voneinander löste, den glitzernden Gegenstand nunmehr in seiner Rechten haltend, bildete sich dazwischen einen orangeroter Glutball, der sich sprunghaft vergrößerte, je weiter er seine Arme ausbreitete.
Es war der pel'y'rothgas.
Das Werkzeug der Vernichtung ...
Rothgan wartete ab, bis die Kugel einen Durchmesser von acht Ellen erreicht hatte, dann sandte er einen tarthan aus und stieß sie von sich - und so als bestünde sie nicht nur aus Glut und Feuer, sondern aus fester Materie, wälzte sie sich den Korridor hinab und verbreitete feurige Zerstörung.
Die Feuerwalze kam auf ihn zu!
Von der Felsnische aus, in die er sich geflüchtet hatte, sah Granock lediglich den Widerschein der Flammen, aber er spürte die Hitze und konnte hören, wie der Glutball der Vernichtung sich brausend näherte.
Schweiß trat ihm auf die Stirn, und er roch den bitteren Odem von Ruß und Rauch. Auch Granock zweifelte inzwischen nicht mehr daran, dass Rothgan den Verstand verloren hatte. Zugleich erschreckte es ihn, wie stark sein einstiger Freund geworden war. All die erstaunlichen und bewundernswerten Tugenden, die Aldur einst besessen hatte, schienen aufgegangen zu sein in seinem Hass und seinem Willen zur Vernichtung, genau wie einst bei Margok. Der Versuch, ihn zur Aufgabe und zur Rückkehr nach Shakara zu bewegen, war kläglich fehlgeschlagen, und Granock hatte einsehen müssen, dass es zu spät war, um ihn zu retten.
Rothgan hatte sich an den Dunkelelfen verloren wie seine Meisterin Riwanon vor ihm, und nun galt es Widerstand zu leisten mit den letzten Mitteln, die noch verblieben waren.
Auch wenn sie dabei wohl nur verlieren konnten ...
Granock atmete tief ein, sog die sengend heiße Luft in die Lungen. Nur noch zehn Schritte war der Feuerball von seinem Versteck entfernt, die Wände begannen bereits, sich zu erwärmen. Noch länger durfte er nicht warten, oder er würde bei lebendigem Leib geröstet werden ...
»Alannah! Jetzt!«, brüllte er - und der Kampf der Elemente begann.
Unvermittelt zuckten Rothgans Feuerwalze blaue Eisspeere entgegen, in deren schimmernder Oberfläche sich das Licht der Flammen brach - bis sie sich einen Herzschlag später hineinbohrten. Das Zischen des Eises, das im Bruchteil eines Augenblicks schmolz und verdampfte, erfüllte das Gewölbe, und obschon der Feuerball weiterrollte, verstärkte sich auch der blaue Frost, der sich ihm entgegenstellte.
Atemlos beobachtete Granock, der sich ein Stück aus seiner Nische vorgewagt hatte, wie neuerliche Eislanzen den Korridor herabstachen und sich sprunghaft in ihrem Volumen ausdehnten, sodass innerhalb eines Lidschlags eine Wand aus massivem Eis den Gang zwischen den Regalen versperrte.
Einen Augenblick lang war das Lodern der Flammenkugel durch den blauen Frost nur noch gedämpft wahrzunehmen, dann traf Feuer auf Eis. Ein fürchterliches Zischen war die Folge, Risse bildeten sich in der Wand, die Alannah kraft weiterer Eisladungen immer noch weiter verstärkte - und weißer Dampf quoll nach allen Seiten und begrub die Bibliothek unter sich.
Dumpfes Grollen war zu vernehmen, und hier und dort flackerte es orangerot wie bei einem Wetterleuchten. Dann erklang ein markiges Krachen, und die Eiswand, die Alannah mithilfe ihrer Gabe errichtet hatte, gab nach und brach zusammen. Gleichzeitig erlosch der Glutball - ein erster Erfolg im Kampf gegen Rothgan, wenngleich Granock überzeugt war, dass die nächste Feuerwalze nicht lange auf sich warten lassen würde.
Er löste sich aus seinem Versteck, und durch den Dampf, der so dicht war, dass Granock die Hand buchstäblich nicht vor seinen
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