Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Flammen unter sie fuhren, und mit jedem Kristall, der unter hellem Klirren zersprang, ging wertvolles Wissen verloren, die gesammelte Weisheit vergangener Jahrtausende.
    Rothgan vermeinte, Alannah vor Entsetzen laut schreien zu hören, aber er scherte sich nicht darum. Soweit es ihn betraf, hatte er kein Interesse daran, die Erinnerung an die Vergangenheit zu bewahren. Zum einen deshalb, weil er den Inhalt der Bücher längst studiert und davon verinnerlicht hatte, was ihm nutzbringend erschienen war; zum anderen aber auch, weil er es satt hatte, die Vergangenheit über sein Leben bestimmen zu lassen. Allein die Gegenwart war es, die für ihn von Bedeutung war.
    Jetzt, in diesem Augenblick, an diesem Tag, der seinen größten Triumph sehen würde, den endgültigen Sieg über die Verräter, die ihn schändlich hintergangen hatten.
    Kein Blick zurück.
    Keine Reue, kein Bedauern.
    So hatte Margok es ihn gelehrt.
    Je lauter Alannah schrie und je fassungsloser der Ausdruck in Granocks Gesicht wurde, desto größeren Gefallen fand Rothgan daran zu zerstören. Mit einer beiläufigen Geste, die ihn kaum Mühe kostete, wandte er sich den Regalen zu seiner Linken zu und schickte weitere Feuerbälle auf den Weg, die die Waben durchschlugen und sie zum Einsturz brachten. In einem berstenden Inferno aus Feuer und Rauch wurde weiteres Wissen unwiederbringlich vernichtet, verging in Myriaden glitzernder Splitter, die in der Glut ihre Farbe veränderten und schließlich zu grauer, wertloser Schlacke schmolzen.
    »Ja«, schrie Rothgan seinen Feinden entgegen, »darüber entsetzt ihr euch, nicht wahr? Denn an toten Werken und leblosen Worten ist euch gelegen! Narren seid ihr, so wie jene, die glaubten, mich aufhalten zu können - und nun werdet ihr für eure Dummheit mit dem Leben bezahlen!«
    Damit fuhr er herum und wollte Granock, den er noch immer wenige Schritte von sich entfernt vermutet hatte, mit einem sengenden Feuerball vernichten - doch wie er zu seiner Verblüffung feststellen musste, war sein Erzfeind nicht mehr da, wo er eben noch gestanden hatte.
    »Wo?«, fauchte Rothgan. Inmitten von Rauch und Brand, die er selbst entfesselt hatte, schaute er sich um, konnte das Objekt seines Hasses jedoch nirgends mehr entdecken. »Wo bist du? Zeige dich mir, Feigling! Oder glaubst du, du könntest meiner Rache entgehen, indem du kindisches Versteckspiel treibst?«
    Mit einem Gedankenbefehl, der einen tarthan mit einer neuerlichen Feuereruption verband, hieb er ein mit Buchkristallen angefülltes Regal in Stücke, dessen Inhalt klirrend zerbarst. Dann betrat er das angrenzende Archivgewölbe, einen lang gestreckten, zu beiden Seiten von quer stehenden Regalen gesäumten Gang, in den sich die beiden geflüchtet haben mussten.
    Rothgan schritt über schwelende Trümmer und glühende Splitter, die unter seinen Stiefeln knirschten. Dabei merkte er, wie sich die grimmige Euphorie, die ihn erfüllte, in einen Rausch steigerte, aus dem er vermutlich nur noch herausfinden würde, indem er seine geballte magische Kraft dazu benutzte, ein Lebewesen zu töten - aber genau das hatte er ja ohnehin vor. Erneut musste er lachen angesichts der unfreiwilligen Komik, die die Situation an sich hatte.
    Wie oft war in der Vergangenheit behauptet worden, Elfen und Menschen könnten einander ebenbürtig sein - und nun verkroch sich Granock vor ihm wie eine Maus, die die Katze fürchtete. Was, so fragte sich Rothgan, würde Farawyn wohl sagen, wenn er seinen Günstling nun sehen könnte?
    Er schleuderte weitere Feuerbälle und vernichtete noch mehr Waben, deren Inhalt in sprühendem Funkenregen verging. Rothgan fühlte die zerstörerische Macht, die ihn durchströmte, mit bis dahin nie gekannter Intensität. Den Korridor entlang hinterließ er eine Spur der Zerstörung. Allein die Hitze, die von seinem Körper ausging, reichte aus, um die Regale zu beiden Seiten zu entzünden und die Kristalle darin zerbersten zu lassen. Gegen herkömmliche Flammen waren die Abkömmlinge des Annun zwar unempfindlich, nicht jedoch gegen das Dunkelfeuer.
    Rothgan warf noch zwei Glutfontänen, dann verließ ihn die Lust an der Vernichtung ebenso plötzlich, wie sie ihn überkommen hatte, und er verspürte nur noch den Wunsch, es zu Ende zu bringen, damit er sich anderen, wichtigeren Aufgaben zuwenden konnte.
    »Wo seid ihr?«, brüllte er deshalb aus Leibeskräften in den Rauch und das von flackerndem Feuer beleuchtete Halbdunkel. »Wo habt ihr euch verkrochen?«
    Wie zuvor

Weitere Kostenlose Bücher