Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
drehen konnte er sich, seine Kraft reichte dazu nicht mehr aus. Wüste Verwünschungen murmelnd, wälzte sich Rurak hin und her, hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen, und schließlich rief er seinen finsteren Herrn um Hilfe an.
»Margok, mein Gebieter!«, ächzte er. »Dunkler Herrscher, kommt und rettet Euren ergebenen Diener!«
Keuchend verstummte der Verräter und lauschte in sich hinein, aber alles was er hörte, war das Rauschen seines eigenen Blutes in seinem Kopf.
Der Dunkelelf blieb stumm.
»Gebieter«, versuchte Rurak es noch einmal, während er sich am Boden wand wie ein Wurm. »Ich weiß, dass ich Euch enttäuscht habe. Aber wenn Ihr mich rettet, werde ich alles daransetzen, meine Fehler wiedergutzumachen. Ich schwöre es Euch, Meister! Bei meinem Leben ...!«
Er hörte ein geräuschvolles Schnauben, das ganz aus der Nähe kam, und hob den Kopf. Umdrehen konnte er sich nicht, aber er fühlte, dass im Halbdunkel der Ruine jemand hinter ihm stand. »Seid Ihr das, Meister?«
»Nein«, antwortete eine krächzende Stimme in schlechtem Elfisch. »Ich bin es.«
»Wer?«, fragte der Zauberer ächzend.
»Rambok.«
Schritte näherten sich, und ein Paar krummer grüner Beine tauchte vor Rurak auf, der fragend emporblickte. Die hässlich grüne Fratze eines kahlköpfigen Orks kam in sein Blickfeld.
»Du dich erinnerst?«, wollte er wissen.
»Sollte ich?«
»Rambok mein Name«, stellte der Unhold sich abermals vor. »Einst ich Schamane in Borgas' Stamm - bis du kommen und mir alles genommen. Du Rambok zerstören ...«
Rurak nickte. Es war nicht so, dass er sich an irgendwelche Einzelheiten erinnert hätte. Aber die Worte des Orks lösten etwas wie ein schwaches Echo in seinen Gedanken aus, einen vagen Widerhall von Dingen, die einst gewesen sein mochten ...
»Und?«, fragte er nur.
»Rambok immer gewusst, dass eines Tages wiedersehen«, erklärte der Ork und griff an seinen Gürtel, um einen rostigen Dolch zu zücken. »Zeit kommen für Rache.«
»Rache?«, erkundigte sich der Zauberer panisch, während er sich verzweifelt hin und her warf und auf die blutbefleckte Klinge starrte. »Was hast du vor?«
Aber Rambok lachte nur.
16. LITHAIRT CALUN
Die Kolonne, die Tirgas Lan verließ und durch das Große Tor gen Süden zog, war lang.
Männer und Frauen, Kinder und Greise, Soldaten und Bürger, Verwundete und solche, die das Glück gehabt hatten, die Schlacht unversehrt zu überstehen - sie alle reihten sich in den Zug der Flüchtlinge. Nur wenige hatten ein Pferd, auf dem sie reiten konnten; die meisten trugen die wenige Habe, die sie hatten retten können, auf dem Rücken, andere hatten sich selbst vor einachsige Fuhrwerke gespannt, auf die sie all das geladen hatten, was von der einstigen Pracht Tirgas Lans geblieben war. Granock wurde das Gefühl nicht los, auf ein geschlagenes Volk zu blicken - dabei war ein großer Sieg errungen worden.
Der Geist des Dunkelelfen war bezwungen und seine Horden in alle Winde zerstreut worden, aber es lag kein Triumph in diesem Sieg. Zu schwer wogen die Verluste. Zu grauenvoll waren die Dinge, die geschehen waren, zu groß das Werk der Zerstörung, das die Schergen des Bösen in Tirgas Lan hinterlassen hatten, zu schrecklich ihre Gräueltaten. Fünf Tage lang hatten die Scheiterhaufen gebrannt, in denen die Leichen der Gefallenen den Flammen übergeben worden waren. Der beißende Geruch des Todes hing noch immer in den Straßen, dunkle Rußwolken ballten sich über den Häusern, und selbst der Schnee, der sich über die Stadt und den Wald von Trowna gebreitet hatte, konnte das Ausmaß des Grauens nicht überdecken. Und obschon der Königspalast erfolgreich verteidigt und der Feind aus Tirgas Lan vertrieben worden war, wurde die Stadt nun geräumt, was den Sieg doppelt bitter machte.
Dennoch hatte niemand widersprochen, als Farawyn seine Entscheidung verkündet hatte, die ehrwürdige Hauptstadt des Elfenreichs, um die so hart und erbittert gerungen worden war, aufzugeben und ihr den Rücken zu kehren. Denn nach allem, was geschehen war, war der Boden, auf dem Tirgas Lan stand, von Bosheit durchdrungen. Nicht nur des Blutes wegen, das die Erde tränkte, und der vielen Unschuldigen, die sinnlos dahingemordet worden waren, sondern vor allem wegen des Dunkelelfen, dessen Geist in die Tiefen der Stadt gebannt worden war, gefolgt vom Dragnadh, dessen ruheloser Geist weiter über ihn wachen würde.
Zusammen mit den Letzten, die noch in Tirgas
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