Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Lan weilten, war auch Granock in der Hauptstadt des Elfenreichs geblieben, um bei den Vorbereitungen zu helfen, die getroffen werden mussten. Nun jedoch war die Stunde des Aufbruchs gekommen, der Augenblick des Abschieds ...
Gemeinsam standen sie auf dem Balkon des Königsgemachs und schauten dem Strom der Flüchtlinge zu, der sich im letzten Licht des Tages zum südlichen Stadttor hinauswand, um sich schließlich im üppigen Grün von Trowna zu verlieren: Farawyn, in dessen von Falten zerfurchten Gesichtszügen Granock die Wehmut sehen konnte; Caia, die sich dafür eingesetzt hatte, dass ihr Geliebter Elidor nicht in Tirgas Lan seine letzte Ruhestätte fand, sondern dass sein Leichnam ebenfalls fortgebracht wurde; General Irgon, dessen Tapferkeit und Weitsicht entscheidend zum Sieg beigetragen hatten; Zenan, der als einer der wenigen Zaubermeister den Kampf um Tirgas Lan überlebt hatte; der Zwergenprinz Runar, dessen Treue zum Bündnis mit dem Elfenkönig noch in vielen Jahren gerühmt und besungen würde; Yrena von Andaril, deren beherztes und selbstloses Eingreifen in schwerer Stunde die Rettung gebracht hatte; und schließlich Alannah, für die die Schlacht gegen Margok ungleich mehr gewesen war als der Kampf um das Überleben, denn sie war im Herzen der Dunkelheit gewesen und wusste besser als jeder andere, wovor Erdwelt bewahrt worden war. Der Schein der untergehenden Sonne beleuchtete ihr Gesicht, das von den Schrecken überstandener Gefahren gezeichnet war. Alannah war still geworden und nachdenklich, ganz anders als bei ihrer ersten Begegnung, als sie noch Novizen gewesen waren, jung und voller Unschuld.
Aber damit stand sie nicht allein.
Sie alle hatten bei diesem Kampf etwas verloren, das sie wohl niemals wiederfinden würden ...
»Und Ihr seid sicher, dass Ihr die Elfenkrone nicht doch an Euch nehmen wollt?«, wandte sich Caia unvermittelt an Farawyn. »Ich bin sicher, Elidor hätte es so gewollt.«
»Ich weiß, mein Kind«, versicherte der Zauberer. »Aber ich erachte mich nicht als würdig, mein Haupt mit der Zier der alten Könige zu schmücken. Und es ist auch nicht das Reich von Tirgas Lan, über das ich befehlen werde. Also lassen wir die Ehre demjenigen, dem sie gebührt.«
»Und wer soll das sein?«, fragte Granock keck. »Ich meine, Ihr sagtet doch, dass Ihr das Große Tor mit einem Bannspruch versiegeln werdet und dass es niemanden gibt, der dieses Siegel zu brechen vermag.«
»Niemanden, der am Leben ist«, entgegnete Farawyn, und ein eigenartiges Lächeln spielte dabei um seine Züge, wie so oft in den letzten Tagen.
Überhaupt hatte Granock den Eindruck, dass sein alter Meister nicht mehr der war, der ihn damals in Andaril aufgespürt und nach Shakara mitgenommen und der entgegen aller Widerstände durchgesetzt hatte, dass ein Mensch in die Geheimnisse der Weisen eingeführt wurde. Auch Farawyn hatte sich verändert, und Granock konnte nur hoffen, dass es an den Erfahrungen des Krieges lag und der noch ungewohnten Verantwortung, die nunmehr auf seinen Schultern ruhte, und nicht etwa daran, dass sein alter Meister angesichts der Bedrängnis alle Vorsicht hatte fahren lassen und den Splitter des Annun als tödliche Waffe eingesetzt hatte.
»Wo genau ist die Elfenkrone?«, wollte Granock wissen.
»Verborgen, wo nur der sie finden kann, der dazu würdig ist«, entgegnete Farawyn rätselhaft - und war zumindest in dieser Hinsicht wieder ganz der Alte.
»Ich wünschte nur, wir hätten den Königsschatz mit uns nehmen können«, meinte Irgon. »In unserer neuen Heimat wäre uns das Gold von Nutzen gewesen.«
»Das Gold ist korrumpiert von der Macht des Bösen«, entgegnete Farawyn, »so wie der Thronsaal, der Palast und die ganze Stadt. Dennoch liegt es gut behütet, nicht nur von der Kuppel und den Säulen, die Bruder Zenan dank seiner Gabe wiederhergestellt hat, sondern auch von lichtem Zauber, der das Böse daran hindert, sein Gefängnis zu verlassen.«
»Dann ... dann werden wir also niemals nach Tirgas Lan zurückkehren?«, fragte Alannah traurig. »Als verstoßene Tochter der Ehrwürdigen Gärten habe ich schon einmal die Heimat verloren. Nun geschieht es zum zweiten Mal.«
Farawyn wandte den Blick und bedachte sie mit einem langen, undeutbaren Blick. »Tausend Jahre lang«, erwiderte er dann ausweichend, »wird keines Elfen Fuß die Königsstadt betreten, bis eines Tages wieder die Hoffnung einkehrt in Tirgas Lan.«
»Hoffnung? Durch wen?«
»Durch jemanden, in dessen Adern
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