Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Elend, das er gesehen hatte, kam Granock nicht umhin, sich zu fragen, ob es das wirklich wert gewesen war.
An der Seite des neu errichteten Alabasterthrons stehend, auf dem der frisch gekrönte König saß, wartete er ab, bis Farawyn alle Huldigungen entgegengenommen hatte. Dann kehrte Schweigen ein, und die Augen der Versammelten, in denen sich sowohl die überstandenen Schrecken als auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft spiegelten, richteten sich erwartungsvoll auf den neuen Herrscher. Eine ganze Weile lang hielt Farawyn ihren Blicken stand. Schließlich stand er auf und erhob zum ersten Mal als offizielles Oberhaupt des Elfenreichs seine Stimme.
»Freunde«, sagte er, die traditionelle Anrede »Untertanen« vermeidend, »vor Euch steht Farawyn, einst Ältester des Ordens von Shakara, nunmehr durch Euren Willen König. Auf meinem Haupt ruht nicht die Krone, die schon das Haupt Sigwyns schmückte, sondern ein schlichter Kranz aus Silber, der Euch und mich zu jeder Zeit daran erinnern soll, dass sich vieles in Erdwelt geändert hat - und dass sich noch mehr wird ändern müssen, wenn nicht die Nachwelt jenen hohen Preis entrichten soll, den auch wir bezahlen mussten. Aus diesem Grund erlasse ich, Farawyn, König des Elfenreichs, folgende Gesetze ...«
Nicht nur der Statthalter und die Angehörigen des Ministerrats von Tirgas Dun, auch die königlichen Hofbeamten und Generäle runzelten die Stirn, ebenso wie die wenigen verbliebenen Zauberer. Hier und dort gab es sogar unruhiges Getuschel. Granock, der nicht wusste, was dies zu bedeuten hatte, schaute Alannah fragend an.
»Dies entspricht nicht dem Protokoll«, vertraute ihm die Elfin daraufhin flüsternd an. »Es ist unüblich, dass der Elfenherrscher schon am Tag seiner Krönung Gesetze erlässt.«
Granock nickte, und wieder musste er an den geheimen Auftrag denken, den sein alter Meister ihm erteilt hatte und von dem außer ihm selbst niemand wissen durfte, nicht einmal Alannah. Handelte Farawyn lediglich aufgrund bitterer Notwendigkeit? Oder war er bereits dabei, sich auf eine Weise zu verändern, die dem Reich zum Nachteil gereichen würde ...?
»So hört denn meine Beschlüsse«, fuhr Farawyn mit fester Stimme fort, ohne auch nur im Geringsten auf die Reaktion des Hofstaats einzugehen. »Zum zweiten Mal in unserer langen Geschichte ist Tirgas Lan zum Kriegsschauplatz geworden, zum Schlachtfeld, auf dem die Streiter des Lichts und der Finsternis einander begegneten, und nur unter großen Opfern und durch das Eingreifen eines Verbündeten, mit dem niemand von uns gerech net hat, ist es uns gelungen, die Bedrohung abzuwehren. Ohne die Hilfe des Dragnadh jedoch wären wir unrettbar verloren gewesen und unser Kampf gescheitert.«
Die Anwesenden nickten - zumindest dies war nur zu wahr. Das Auftauchen des Drachenwächters hatte der Schlacht um Tirgas Lan im letzten Moment die entscheidende Wendung gegeben. Aber worauf wollte Farawyn hinaus?
»Wir sind uns also einig«, fuhr der König fort, wobei er einen prüfenden Blick über die Versammelten schweifen ließ, »dass Tirgas Lan niemals wieder zum Schlachtfeld werden darf. Margoks Geist ist dort gebannt, und solange wir nicht in der Lage sind, ihn endgültig zu vernichten, darf keiner die Königsstadt betreten. Ich erkläre sie daher zum verbotenen Gebiet, ebenso wie den sie umgebenden Wald. Verderben wird denjenigen ereilen, der dieses königliche Verbot missachtet.«
»Und Ihr glaubt, das wird genügen, um einen weiteren Krieg zu verhindern, Majestät?«, fragte Fürst Narwan vorsichtig.
»Keineswegs.« Farawyn schüttelte das gekrönte Haupt. »Wir müssen vernichten, was Erdwelt bereits zweimal in blutige Kriege gestürzt hat und das kosmische Gleichgewicht gefährdet. Ich ordne daher die Zerstörung des größten Teils der Elfenkristalle an, die sich außerhalb Crysalions befinden.«
Granock hörte, wie Alannah neben ihm scharf nach Luft sog. »Aber nahad ...«
»Der Vater existiert nicht mehr«, wies Farawyn sie ruhig zurecht. »Wenn du etwas zu sagen hast, Meisterin Thynia, so richte deine Worte an den König.«
»Wie Ihr wünscht, Hoheit«, entgegnete die Elfin ohne Zögern. »Dann frage ich Euch, wie Ihr eine solche Entscheidung treffen könnt. Die Elfenkristalle sind alles, was wir haben. Sie sind die Vergangenheit und die Zukunft unseres Volkes ...«
»... und hätten dennoch um ein Haar unseren Untergang bewirkt«, fügte Farawyn hinzu und seufzte, wobei er sich durch das ergraute Haar
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