Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
sprechen, »und ich möchte, dass du dabei bist und ihn erlebst, stellvertretend für uns alle.«
Alannah nickte. Ihr war anzusehen, wie sehr die Vorstellung ihr gefiel. Ein Leuchten lag in ihren Augen, das Granock noch nie darin gesehen hatte, weder in Rothgans Gegenwart noch in seiner eigenen. Noch nicht einmal, als ihre Körper zueinandergefunden und sich vereint hatten ...
»Darf Lhurian mich nach Shakara begleiten?«, stellte sie die Frage, vor der er sich insgeheim schon die ganze Zeit über fürchtete, weil er die Antwort ahnte.
»Nein, mein Kind.« Farawyn schüttelte den Kopf. »Das Amt der Hüterin bedingt es, dass du dich ihm allein stellen musst. Es ist der Preis, um in der Weisheit Erfüllung zu finden.«
»Dann bedauere ich, Euer Angebot ausschlagen zu müssen, mein König«, entgegnete die Elfin ohne Zögern.
»Bist du sicher?«
»Ja, mein König.« Sie bedachte Granock mit einem Lächeln und ergriff seine Hand. »Ich habe viel zu lange gebraucht, um diese Entscheidung zu treffen. Ich kann und werde sie nicht widerrufen.«
Farawyn nickte. Seiner unbewegten Miene war nicht zu entnehmen, ob er Alannahs Entscheidung billigte oder nicht. »Wie du willst, mein Kind«, sagte er. »So muss ich nach einer anderen Nachfolgerin für Atgyva suchen.«
»Ich danke Euch für Euer Verständnis, Majestät«, entgegnete Alannah und verbeugte sich. »Bin ich damit entlassen?«
»Das bist du. Ihr alle seid entlassen, meine Freunde. Trefft Eure Vorbereitungen für den Aufbruch. Ihr müsst Tirgas Dun innerhalb von drei Tagen verlassen.«
Schüler wie Meister verbeugten sich und wandten sich zum Gehen. Alannah wollte Granock mit nach draußen ziehen, aber er blieb stehen - soweit es ihn betraf, war längst noch nicht alles geklärt. Ihre Blicke trafen sich, und sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, der ihn wie ein Frühlingshauch streifte. Dann war sie fort, zusammen mit den anderen. Nur Granock blieb zurück, die Arme vor der Brust verschränkt und das Kinn trotzig vorgereckt.
»Du hast mir noch etwas zu sagen?«, fragte Farawyn davon unbeeindruckt.
»Allerdings habe ich das«, bestätigte Granock. »Wie konntet Ihr nur?«
»Was meinst du?«
»Wie konntet Ihr Alannah nur ein solches Angebot unterbreiten? Ihr wisst, wie sehr ich sie liebe!«
»Allerdings.«
»Und dennoch lockt Ihr sie nach Shakara? Allein?«
»So will es das Gesetz.«
»Blödsinn!«, begehrte Granock auf. »Versteckt Euch nicht hinter dem Gesetz! Wenn Ihr der Ansicht seid, dass ich für Alannah nicht gut genug bin, so sagt es frei heraus.«
»Darum geht es nicht.«
»Nein?« Granock bebte innerlich vor Zorn, nur mühsam konnte er sich beherrschen. »Habt Ihr eine Ahnung, wie lange ich auf ihre Rückkehr gewartet habe? Könnt Ihr ermessen, wie sehr ich gelitten habe und wie groß meine Liebe zu ihr ist?«
»Nein«, gab Farawyn gelassen zu. »Aber weil du sie so sehr liebst, wirst du sie gehen lassen.«
»Unsinn!« Granock schüttelte den Kopf. »Wieso sollte ich? Sie hat sich bereits entschieden! Ihr habt es selbst gehört!«
»Wenn es so ist, weshalb erhitzt diese Sache dann so sehr dein Gemüt?«, wollte Farawyn wissen.
»Das will ich Euch sagen - weil Ihr Euch schon wieder ungefragt in mein Leben mischt! Wann endlich werdet Ihr begreifen, dass ich nicht mehr Euer Novize bin?«
»Das habe ich längst begriffen«, versicherte Farawyn. »Nicht du stehst in meiner, ich stehe in deiner Schuld, Junge, denn du hast mehr getan und geleistet, als ich je von dir verlangen konnte, und meine kühnsten Erwartungen noch weit übertreffen. Und weil das so ist, weißt du auch, was Alannah in Wahrheit fühlt und denkt, nicht wahr?«
Granocks Lippen bebten vor mühsam zurückgehaltener Wut, aber er erwiderte nichts.
»Dein Zorn«, fuhr Farawyn ruhig fort, »hat in Wahrheit nur einen Grund. Tief in deinem Herzen weißt du genau, dass du Alannah niemals wirst glücklich machen können.«
»Das ... ist nicht wahr ...«
»Sie wird bei dir bleiben, natürlich, schon weil sie dich nicht noch einmal enttäuschen will. Aber hast du ihr Gesicht gesehen, als sie von ihrer Aufgabe in Shakara erfuhr? Alannah ist eine Elfin von vornehmem Geblüt, Lhurian, eine Tochter der Ehrwürdigen Gärten. Sie sehnt sich danach, einem höheren Ideal zu dienen und Teil von etwas Bedeutendem zu sein.«
»Soweit es mich betrifft«, entgegnete Granock bitter, »ist sie Teil von etwas Bedeutendem.«
»Sie wird bei dir bleiben, wenn du es wünschst, ihre
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