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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Behältnisse starrten gelbe Ork-Augen; in einem anderen schwamm die Klaue eines Unholds, zur Faust geballt, so wie er sie ihm vom Arm getrennt hatte; in weiteren Gefäßen waren schwammig aussehende Innereien eingelegt, in anderen Nasen und Ohren; sogar ein Ork-Gehirn fand sich in der grotesken Sammlung, und in einer Ecke des Gewölbes waren bleiche Schädel zu einer bizarren Pyramide aufgetürmt.
    Es waren die Hinterlassenschaften jener, die nicht das zweifelhafte Glück gehabt hatten, Ruraks Laboratorium jemals wieder zu verlassen. Von zwei Gefallenen erhob sich nur einer wieder zum Kampf. Nicht Rurak hatte diese Regel aufgestellt, sondern das Leben, und selbst Margoks Macht vermochte dagegen nichts auszurichten.
    Wieder ein Schrei - eine neue Lieferung war eingetroffen!
    Ein grimmiges Grinsen huschte über die narbigen Züge des Zauberers, während er zu den steinernen Tischen trat, die die Mitte des Gewölbes einnahmen und um die herum eine tiefe Rinne in den steinernen Boden gemeißelt worden war.
    »Rurak den Schlächter« pflegten die Orks ihn inzwischen zu nennen, weil er nach der Niederlage im Flusstal Hunderte von ihnen hatte hinrichten lassen. Der Name passte aber auch zu der neuen Beschäftigung, mit der Margok ihn betraut hatte, und er verschaffte ihm ein wenig Genugtuung. Zumindest die Orks fürchteten ihn also, und wenn es stimmte, was ihm von den Schlachtfeldern zugetragen wurde, so verbreitete sein Name auch unter den Elfenkriegern nach wie vor Angst und Schrecken.
    Gwantegar nannten sie ihn in ihrer Sprache, den Todbringer - nicht unpassend für jemanden, dessen Aufgabe neuerdings darin bestand, die Gefallenen von den Schlachtfeldern aufzulesen und sie mit neuem, frevlerischem Leben zu erfüllen. Der Krieg musste weitergehen, so lautete der Befehl. Der Westen des Reiches durfte nicht zur Ruhe kommen, ganz gleich, wie viele Opfer die Angriffe forderten. Nicht nur Orks schickte Margok in die Schlacht, auch Trolle und Gnomen hatte er inzwischen unter seinem Banner versammelt, den Abschaum der Modermark. Und weil all das noch nicht genügte, zwang er selbst die Toten noch einmal in die Schlacht, um wieder und wieder gegen die feindlichen Linien anzurennen.
    Ausbluten wollte der Dunkelelf Elidors Truppen lassen, sie entscheidend schwächen für den Angriff, der freilich an ganz anderer Stelle erfolgen würde, zu einer anderen Zeit...
    Rurak fletschte die Zähne angesichts der widersprüchlichen Gefühle, die in seiner Brust tobten. Einerseits bewunderte er Margok für dessen kompromisslose Strategie, die das Leben verachtete und den Erfolg über alles stellte; andererseits war er zerfressen von Eifersucht und Neid auf jenen, der ihm die Gunst des Dunkelelfen streitig gemacht und seinen Platz eingenommen, der ihm geraubt hatte, was er sich in all den Jahren mühsam ertrotzt und erarbeitet hatte.
    Als die Tür des Gewölbes geräuschvoll aufgestoßen wurde, wandte sich Rurak vom Spiegel ab. Zwei seiner Gnomendiener erschienen, dicht gefolgt von einer Gruppe Orks, deren rostige Kettenhemden und Brünnen über und über mit Blut besudelt waren. Jeder von ihnen schleppte einen Artgenossen, der mehr tot war als lebendig: dunkles Orkblut pulste aus durchtrennten Gliedmaßen, einem hatte man die Brust durchbohrt, einem anderen den Schädel samt Helm gespalten, wieder ein anderer war von Elfenpfeilen gespickt.
    Rurak verzog angewidert das Gesicht. Den Gestank, den die Verwundeten verbreiteten, hätte er zur Not noch ausgehalten, aber ihr Gebrüll raubte ihm den letzten Nerv. Wie, in aller Welt, sollte er zufriedenstellende Arbeit leisten, wenn sein Laboratorium widerhallte von andauerndem Geschrei?
    Die Orks, die die Gefangenen hereingebracht hatten, wussten um seine Abneigung gegen Lärm und pressten den Verwundeten die Klauen auf die Mäuler. Einem anderen, der sich überhaupt nicht beruhigen wollte, wurde ein Messer in die Kehle gerammt, sodass sein Blut jegliches Gezeter erstickte. Angesichts der zahlreichen Verstümmelungen, die er davongetragen hatte, war sein Körper ohnehin nicht mehr zu gebrauchen.
    Mit einem missbilligenden Ausdruck im Gesicht schritt Rurak die Reihe der Verwundeten ab. Der Anblick war elend, nicht einer von ihnen konnte sich mehr aus eigener Kraft auf den Beinen halten. Ruraks Mundwinkel fielen nach unten - nicht etwa aus Anteilnahme, sondern weil er sich fragte, wie er aus diesem Haufen halbtoten Fleisches neue Krieger zusammenflicken sollte.
    Zum ungezählten Mal verfluchte er die

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