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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Eure Behauptungen zu beweisen!«
    »Bedauerlicherweise«, räumte der andere ein und hob in einer resignierenden Geste die Arme. »Wir könnten Bruder Rothgan fragen, wäre er nicht seltsamerweise aus unserer Mitte verschwunden.«
    »Bruder Rothgan und Schwester Thynia haben Shakara verlassen«, brachte Farawyn in Erinnerung. »Es war ihr eigener Wunsch, und es lag weder in meiner noch in Eurer Macht, etwas daran zu ändern. Es steht jedem Weisen frei, sich gegen das Leben in der Gemeinschaft zu entscheiden.«
    »Kurz nachdem er zum Meister ernannt wurde?«
    Cysguran war anzusehen, dass er Farawyn keinen Glauben schenkte, und für einen Augenblick befürchtete dieser, er könne seinem politischen Gegner ein weiteres Mal auf den Leim gegangen sein. Dann würde er womöglich zugeben müssen, dass sich die beiden Zauberer in Wahrheit auf seinen Vorschlag hin nach den Fernen Gestaden begeben hatten - und dass Aldur und er sich überworfen hatten. Aus Gründen, die Farawyn dem Hohen Rat keinesfalls offenbaren wollte ...
    Angespannt wartete der Älteste auf die Erwiderung Cysgurans - die in Form eines freudlosen Lachens erfolgte.
    »Ein seltsamer Zufall, in der Tat«, tönte der Sprecher des linken Flügels, und Farawyn atmete innerlich auf. Ganz offenbar hatte Cysguran keine Beweise, mit denen er seine versteckten Vorwürfe untermauern konnte, also beschränkte er sich darauf, Zweifel in die Herzen der Ratsmitglieder zu säen.
    Zweifel, was Farawyns Führungsqualitäten betraf.
    Zweifel, was seine Entscheidungen betraf.
    Zweifel, was ihrer aller Zukunft betraf ...
    »Ihr wisst, dass sich die Zeiten geändert haben«, fügte er an alle gewandt hinzu. »Über Jahrtausende haben wir Zauberer die Geschehnisse in Erdwelt bestimmt. Wir haben Könige stürzen und Reiche untergehen sehen, aber unsere Macht blieb ungebrochen, weil wir es stets verstanden haben, uns den Erfordernissen anzupassen. Farawyn selbst ist es gewesen, der vor einigen Jahren hier an dieser Stelle gestanden und uns alle dazu aufgefordert hat, nicht an der Vergangenheit festzuhalten, sondern uns für eine wahre Zukunft zu öffnen. Diese Forderung wiederhole ich nun, Schwestern und Brüder! Öffnen wir uns neuen Wegen und Möglichkeiten - oder der Orden wird keine Zukunft mehr haben! Lassen wir uns nicht abschrecken von Aberglauben und überkommenen Gesetzen, sondern tun wir das, was für unser Überleben notwendig ist: Öffnen wir die verbotenen Archive und eignen wir uns das Wissen an, das uns lehrt, die Elfenkristalle als Waffen zu gebrauchen, so wie Margok es einst tat. Lasst uns den Dunkelelf mit den eigenen Waffen schlagen, zum Wohl unserer Welt und aller Kreaturen, die darin leben!«
    Farawyn schürzte die Lippen, nicht nur vor Abscheu, sondern auch vor widerwilliger Bewunderung. Mit erstaunlicher Beredsamkeit hatte Cysguran seine Niederlage überwunden und mit unfassbarer Dreistigkeit sogar ihn, Farawyn, für seine Pläne vereinnahmt - und die Zustimmung, die in den Mienen zahlreicher Ratsmitglieder zu erkennen war, zeigte, dass er damit mehr Erfolg hatte, als es eigentlich hätte der Fall sein dürfen.

    In einem Punkt hatte Cysguran zweifellos recht: Die Zeiten hatten sich geändert.
    Der Krieg hatte den Orden in eine Krise gestürzt, die selbst die Weisen kopflos und furchtsam agieren ließ. Farawyn fühlte sich in die Ecke gedrängt. Die Wahl, vor die Cysguran ihn stellte, war jene zwischen Pest und Cholera, wie die Menschen zu sagen pflegten. Weder konnte es mit Margok Verhandlungen geben, noch durfte man riskieren, dass der Orden den Pfad der Dunkelheit beschritt.
    Farawyn wusste, dass er dem Rat rasch eine brauchbare Alternative würde anbieten müssen.
    Oder der Untergang würde unaufhaltsam sein.

5. HENA PON
     
    Sie schmerzten noch immer.
    Die tiefen Wunden, die Rurak vor vier Jahren davongetragen hatte, hatten sich längst geschlossen. Die Narben der Verbrennungen waren jedoch noch immer zu sehen, und wenn in kalten Winternächten klamme Feuchtigkeit in seinen Körper kroch, bekam der abtrünnige Zauberer einen Geschmack davon, was es bedeutete, sterblich und mit menschlichen Gebrechen behaftet zu sein.
    Noch schlimmer als der körperliche Schmerz aber war die Schmach, die der Zauberer erfahren hatte, seit er bei seinem dunklen Herrn in Ungnade gefallen war.
    Mit bebenden Händen, die wie der Rest seines zerfallenden Körpers von Schwielen und verbrannter Haut überzogen waren, hob er den Kelch und griff nach der Phiole, in der eine grüne

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