Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
daraus macht? Es geht nicht darum, wessen Namen du trägst, Nimon, des Nydians Sohn, sondern allein um das, was in dir ist, dein Herz und deine ...«
Er unterbrach sich, als plötzlich ein dunkler Schatten auf ihren Tisch fiel. Granock schaute auf und sah sich einem grobschlächtigen Hünen gegenüber, der derbe Lederkleidung trug und ein Waldläufer zu sein schien. Sein Haar war so kurz geschoren, dass die Kopfhaut darunter zu sehen war, ein wilder Bart umrahmte sein breites Kinn. Seine Augen loderten in wildem Glanz, Muskelberge erhoben sich auf seinen nackten Armen.
»Ihr da«, knurrte er im eigentümlichen Dialekt der Hügelclans.
»Ja?«, fragte Granock.
»Euer Geschwätz geht mir auf den Geist«, gab der Hüne bekannt.
»Das tut mir leid«, versicherte Granock. »Wir wollten Euch nicht belästigen. Fremder. Nehmt unsere Entschuldigung für ...«
»Drauf geschissen«, polterte der Hüne mit vom Alkohol schwerer Zunge - und zog mit einem Ruck Nimons Kapuze zurück.
Der Elf zuckte zusammen. Erschrocken schaute er zu dem Waldläufer auf.
»Dachte ich mir's doch«, knurrte der. »Ein verdammter Elfenbengel. Hab sein elendes Gelispel bis an meinen Tisch gehört. Thi-thithithi ...« Er äffte den Klang der Elfensprache nach, indem er seine fleischige Zunge gegen die gelben Zähne stieß. Einige der Gäste lachten.
»Lass den Jungen in Ruhe«, forderte Granock ihn auf, noch immer freundlich, aber sehr bestimmt.
»Was geht dich das an, hä?« Der Waldläufer schaute ihn feindselig an. »Wer bist du überhaupt, dass du es wagst, hier mit einem verdammten Schlitzauge aufzukreuzen?«
»Wir sind nur Wanderer auf der Durchreise«, erklärte Granock. »Wir wollen keinen Streit.«
»Das hättet ihr euch überlegen sollen, bevor Ihr in mein Lieblingsgasthaus gekommen seid und es mit eurer stinkenden Anwesenheit beschmutzt habt.«
»Beschmutzt?« Granock streifte die Bodendielen, auf denen Knochen, Fischgräten und anderer Unrat verstreut lagen, mit einem Seitenblick. »Ich denke nicht, dass es hier noch etwas zu beschmutzen gab. Also reg dich wieder ab und setz dich zurück an deinen Tisch. Soll ich dir ein Bier spendieren?«
»Nein, verdammt«, knurrte der Hüne und rollte mit den Augen. »Ich will nichts geschenkt von einem verdammten Elfenfreund! Ich will, dass der kleine Bastard von hier verschwindet, und zwar sofort!«
Granock seufzte. Er war lange nicht mehr unter Menschen gewesen, aber ihm war klar, dass sich dieser Streit nicht gütlich würde beilegen lassen. Der Waldläufer hatte zu viel Bier getrunken und suchte ganz offensichtlich Ärger.
»Nein«, erklärte Granock schlicht. »Wir werden erst gehen, wenn wir gegessen haben. Wenn dir unsere Anwesenheit hier nicht gefällt, dann geh doch du.«
»Verstehe.« Der Mann bleckte die Zähne zu einem breiten Grinsen. »Weißt du, irgendwie dachte ich mir, dass du das sagen würdest. Ich hab es mir eigentlich sogar gewünscht...«
Plötzlich kam Bewegung in den Fleischberg. Mit einer Schnelligkeit, die Granock ihm nicht zugetraut hätte, schossen seine Pranken vor, packten Nimon an den Schultern und rissen ihn in die Höhe. Der junge Elf war über diesen Übergriff so entsetzt, dass er keine Gegenwehr leistete. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen sah er die Faust des Mannes auf sich zufliegen, die ihm die filigranen Gesichtszüge mühelos zu Brei schlagen würde - aber es kam nicht dazu.
Mitten in der Bewegung hielt der Hüne inne. Von einem Augenblick zum anderen stand er unbewegt wie eine Statue, stieren Blickes und den Mund weit aufgerissen.
»Setz dich wieder«, forderte Granock, der blitzschnell von seiner Gabe Gebrauch gemacht und einen Zeitzauber gewirkt hatte, Iomon auf. Der Aspirant leistete der Aufforderung widerspruchslos Folge.
Im Schenkraum war es still geworden.
Die Gespräche waren verstummt, aller Augen waren auf die beiden Fremden und den erstarrten Hünen gerichtet. Genau das war eingetreten, was Granock eigentlich hatte vermeiden wollen. Nicht nur, dass sie die Aufmerksamkeit der anderen Gäste erregt hatten, auch Nimons Herkunft war enthüllt worden. Granock war klar, dass er ein Exempel statuieren musste, ansonsten würden sie keine Ruhe mehr bekommen.
Langsam stand er auf. Dann hob er mit einer knappen, fast beiläufigen Geste die rechte Hand, konzentrierte sich - und wirkte einen Gedankenstoß, der seinen wehrlosen Gegner erfasste und quer durch den Schenkraum schleuderte, gegen die Eingangstür, die unter seinem Gewicht
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