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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ihm auf. Sein Blick war gebrochen, suchend rollten seine Augen in ihren Höhlen. »Es tut... so weh ...«
    »Ich weiß, Junge«, versicherte Granock beklommen, der sich einen verdammten Idioten schalt. Hätte er nur besser aufgepasst, wäre dies nicht geschehen.
    »I-ich werde sterben«, hauchte Nimon, während dünne Blutfäden aus seinen Mundwinkeln rannen und den Kragen seines Gewandes besudelten. »In einer Stadt der Menschen ... ohne jemals die Fernen Gestade zu sehen ...«
    »Nein, das wirst du nicht«, widersprach Granock entschieden. »Bruder Tavalian wird dich heilen, hörst du? Er vermag vieles ...«
    »A-aber Tavalian ... ist nicht hier«, presste der junge Elf mühsam hervor, »und Ihr ... seid ein schlechter Lügner.«
    Granock schluckte hart. So viele vermeintliche Schwächen hatte Nimon an ihm bemängelt - nun jedoch hatte er zum ersten Mal ins Schwarze getroffen.
    »Das stimmt«, kam er deshalb nicht umhin zuzugeben.
    »Meister, ich ...«
    Der Junge wollte noch etwas sagen, aber es gelang ihm nicht mehr. Er sog scharf nach Luft, und seine Augen weiteten sich, während sich sein zerbrechlich wirkender Körper ein letztes Mal aufbäumte - dann fiel sein Kopf zur Seite.
    Und mitten in die Stille, die auf der Gasse eintrat, platzte das heisere Geschrei des Hünen!
    Das Gesicht blutig rot, das Messer zum Stoß erhoben, stürmte Nimons Mörder abermals heran, und Granock ließ den Gefühlen, die ihn in diesem Moment durchströmten, freien Lauf.
    Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, den Hünen einfach aufzuhalten, indem er ihn abermals erstarren ließ, aber das wollte Granock nicht mehr. Enttäuschung, Trauer und unbändige Wut - all das lag in dem Gedankenstoß, den er dem Angreifer entgegenschickte und den er mithilfe des flasfyn so bündelte, dass dem Hünen keine Chance blieb.
    Der von unsichtbarer Hand geführte Hieb traf den Kerl mit derartiger Wucht am Kinn, dass ihm fast der Kopf von den Schultern gerissen wurde. Das Genick brach mit hässlichem Knacken. Von grundlosem Hass getrieben, rannte der Hüne noch ein, zwei Schritte weiter, ehe sein Körper begriff, dass sein irdisches Dasein zu Ende war.
    Seine Beine brachen unter ihm ein, und er schlug bäuchlings zu Boden, der Kopf in groteskem Winkel vom Rumpf abstehend.
    Granock würdigte ihn keines weiteren Blickes.
    Stattdessen wandte er sich wieder Nimon zu und schloss ihm sanft und fast zärtlich die Augen. Und ohne dass er zu sagen vermocht hätte, was er da eigentlich tat, zog er den leblosen Körper des jungen Elfen an sich.
    »Es tut mir leid, Nimon, des Nydians Sohn«, flüsterte er. »Es tut mir leid ...«
    In diesem Moment war ihm, als hörte er eine Stimme, die aus, so schien es, ferner Vergangenheit zu ihm drang. Und ihm wurde klar, dass Nimon recht gehabt hatte, damals an jenem Tag in Shakara, der in Wirklichkeit nur einige Wochen zurücklag. Es war Granock tatsächlich nicht gelungen, seinen Schüler von der Erfüllung seines Schicksals abzuhalten.
    Nimons Voraussage hatte sich erfüllt - wenn auch wohl ganz anders, als er oder irgendjemand sonst es vermutet hatte ...
    Granock merkte, wie ihm heiße Tränen in die Augen traten, und als die Trauer schließlich aus ihm hervorbrach, galt sie nicht Nimon allein, sondern auch all den anderen Verlusten, die er hatte hinnehmen müssen und die sein Dasein leer und arm gemacht hatten.
    Zuerst Vater Cethegar, der sein Leben gegeben hatte, um das seiner Gefährten zu schützen. Dann der Älteste Semias, der in der Geborgenheit Shakaras einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war. Schließlich sein Freund Haiwyl, den in der Schlacht im Flusstal ein grausames Ende ereilt hatte. Und Granock ertappte sich dabei, dass er insgeheim auch Aldur und Alannah bereits zu jenen rechnete, die er für immer verloren hatte.
    Wie lange er so auf dem Boden gekauert und den Leichnam des Schülers - seines Schülers - an sich gedrückt hatte, vermochte er später nicht mehr zu sagen. Er erwachte erst aus seiner Lethargie, als jemand zu ihm trat und sich geräuschvoll räusperte.
    Granock schaute auf.
    Zu seiner Überraschung war es der dicke Kaufmann aus dem Wirtshaus. Der Kerl mit der Hammelkeule.
    »Nun?«, fragte der Feiste und grinste mit noch immer fettglänzenden Backen auf ihn herab. »Wie ich sehen kann, seid Ihr endgültig in Andaril angekommen. Die Stadt der Mörder und Halsabschneider hat Euch gebührend begrüßt.«
    »Was faselt Ihr da?«, fragte Granock, dem der Sinn nicht nach geistlosem Geschwätz stand und

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