Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
wollten sie nur in Ruhe gelassen werden.
An einem der Tische, die in der Mitte des Raumes standen, saß ein ungemein feister Kerl, seiner vornehmen Kleidung nach ein Kaufmann. In den wurstigen, goldberingten Fingern drehte er eine Hammelkeule, von der er immer wieder abbiss, sodass ihm das Fett über das dreifache Kinn rann. Granock schürzte abschätzig die Lippen. Er war lange nicht mehr in Andaril gewesen, aber gewisse Dinge schienen sich nicht geändert zu haben. Die Armen hunger ten noch immer, und die Reichen stopften sich noch immer die Wänste voll.
Ihre Reise hatte Granock und Nimon von Shakara aus quer durch die Eiswüste und unter den Bergen hindurchgeführt. Ein Zwergenführer, der Farawyns Ankündigung gemäß am Fuß des Scharfgebirges auf sie gewartet hatte, hatte sie sicher durch die dunklen Stollen geleitet. Damit die geheimen Stollen der Zwerge auch geheim blieben, waren die Augen Granocks und seines Schützlings die meiste Zeit über verbunden gewesen - angesichts der verwirrenden Vielfalt an Gängen und Schächten, die die Zwerge im Lauf von Jahrtausenden in den Fels gegraben hatten, hielt Granock diese Vorsichtsmaßnahme allerdings für reichlich übertrieben. Sie kennzeichnete das Verhältnis der kleinwüchsigen Söhne und Töchter der Steine den Zauberern gegenüber: Es war von Respekt und Wertschätzung geprägt, aber auch von einem gewissen Misstrauen.
Auf der anderen Seite des Scharfgebirges schließlich waren sie zum Nordfluss marschiert, und zusammen mit einer Ladung Holz waren sie schließlich nach Andaril gelangt, wo sie auf Farawyns Gewährsmann treffen sollten.
Granock trat an einen freien Tisch und bedeutete Nimon mit einem Wink, sich zu setzen. Damit man ihm seine Herkunft nicht sofort ansah, trug der junge Elf die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen. Dennoch konnte Granock erkennen, wie sich die ebenso spitze wie blasse Nase unter der Kapuze vor Abscheu kräuselte. Er verzichtete darauf, Nimon dafür zur Rede zu stellen, denn zumindest dieses eine Mal konnte er den jungen Elfen gut verstehen. Mehr noch: Angesichts des Gestanks und des Unrats, der überall im Schenkraum umherlag, hatte er das Gefühl, sich für seine Art schämen zu müssen.
Der Wirt kam an ihren Tisch, wobei er die Hände an seine dreckstarrende Schürze rieb. »Guten Abend, Reisende«, sagte er in der Sprache der Westmenschen und verbeugte sich. »Womit kann ich dienen? Ein würziges Bier? Eine warme Mahlzeit? Ein Nachtlager?« In seinen Augen blitzte es schelmisch, und er zwinkerte Nimon vielsagend zu. »Oder vielleicht eine Frau?«
Granock seufzte. Es hatte sich tatsächlich nichts geändert. Für den, der genügend Geld hatte, gab es in Andaril offenbar noch immer alles zu kaufen. »Zwei Bier«, bestellte er leise und deutete nach dem Kessel. »Ist das Zeug genießbar?«
»Das will ich meinen, Reisender«, beteuerte der Wirt beflissen. »Es ist die Spezialität des Hauses.«
»Zwei Teller«, bestätigte Granock. »Und sieh zu, dass auch Fleisch drin ist.«
»Gewiss«, meinte der Wirt ein wenig pikiert und wandte sich ab. Kurz darauf kehrte er mit dem Bier zurück.
»Was ist das?«, erkundigte sich Nimon, wobei er den Steinkrug, den der Wirt vor ihm abgestellt hatte, misstrauisch beäugte.
»Bier«, nannte Granock das Wort, für das es in der Elfensprache keine Entsprechung gab. »Gerstensaft«, versuchte er eine Übersetzung.
»Ich habe davon gehört«, erwiderte der Aspirant und schnupperte an dem Krug, worauf er die Nase abermals rümpfte. »Bitter«, stellte er fest.
»Worauf du dich verlassen kannst«, bestätigte Granock, hob den Krug und nahm ein paar Züge.
Er hatte lange kein Bier mehr getrunken. Elfischer Wein und Nektar hatten ihn fast vergessen lassen, wie streng das Zeug schmeckte. Auch war die berauschende Wirkung wesentlich höher, sodass Granock bereits nach wenigen Schlucken die Wirkung spürte. Dennoch ließ er sich nichts anmerken. »Nun?«, erkundigte er sich bei seinem Begleiter. »Reicht dein Elfenmut aus, um Menschenbier zu trinken?«
Von unter der Kapuze sandte Nimon ihm einen undeutbaren Blick. Dann griff er nach seinem Krug, packte ihn mit beiden Händen und tat es Granock gleich. Als er das Gefäß wieder sinken ließ, schien seine blasse Elfenmiene noch um einiges fahler geworden zu sein. »Und so etwas trinkt Ihr?«, stöhnte er.
»Gelegentlich.« Granock grinste.
Nimon verzog das Gesicht, und obwohl Granock selbst fand, dass das Zeug schauderhaft
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