Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
am Bündnis mit dem Reich fest.«
»Wofür wir ihnen wohl dankbar sein sollten.« Párnas winkte seufzend ab. »Was also steht am Ende der Nachricht? Wie viel sollen wir diesmal bezahlen? Genügt es nicht, dass auch wir zahlreiche junge Männer in den Kampf geschickt haben?«
»Nicht annähernd so viele wie die Haine und die anderen Städte des Reiches«, gab Yaloron zu bedenken. »Tirgas Anar beispielsweise hat zweitausend Mann entsandt, und ...«
»Ich will nichts davon hören«, gab Párnas bekannt, dessen spitz zulaufende Gesichtszüge ihm unter seinen Dienern den Beinamen araderyn eingetragen hatten. Vermutlich war auch die Vorliebe des königlichen Statthalters für alles, was wertvoll war und glänzte, daran nicht ganz unbeteiligt gewesen. »Versucht Ihr etwa, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, Yaloron?«
»Nein, Sire. Natürlich nicht.«
»Das möchte ich Euch auch nicht geraten haben.« Der Statthalter, der am offenen Fenster seiner Kanzlei im Palast von Tirgas Dun stand und seinem Untergebenen den Rücken zuwandte, schüttelte unwillig den Kopf. »Wir leisten beileibe schon genug, um diesen unseligen Krieg zu unterstützen, den Elidor so unüberlegt vom Zaun gebrochen hat.«
»Das - äh - ist nicht ganz richtig, Sire«, widersprach Yaloron vorsichtig. Der Blick, den Párnas ihm über die Schulter schickte, ließ ihn zusammenzucken.
»Nicht richtig? Wollt Ihr etwa bestreiten, dass Elidor sich dem Einfluss dieser Unruhestifter aus dem Norden ausgesetzt hat, die sich selbst >Weise< nennen, in Wahrheit jedoch so handeln, als hätten sie jeden Sinn für Vernunft verloren?«
»Nein«, antwortete Yaloron rasch. »Natürlich nicht.«
»Also dann nennt mir die Zahl. Wie viel steht unter dem Strich, den unser geliebter Herrscher am Ende seines Schreibens gezogen hat?«
»Hunderttausend Goldstücke, Sire«, erwiderte der Minister kleinlaut.
»Hunderttausend!«, rief Párnas aus und schien sich am Fensterbrett abstützen zu müssen, um nicht in die Knie zu gehen. »Bei allen Königen der alten Zeit! Bescheidenheit gehört wahrlich nicht zu seinen Vorzügen, nicht wahr?«
»Er schreibt, das Geld soll dazu benutzt werden, um neue Waffen zu schmieden und einen Verteidigungswall entlang des Grenzflusses zu errichten«, fügte Yaloron leise hinzu.
»Soll es das.« Párnas stieß ein helles Pfeifen aus, das weniger nach einer diebischen Elster als nach einem Ferkel klang. »Und warum wendet unser geschätzter Herrscher dann nicht seine eigenen Mittel für den Bau dieser Mauer auf? Mir will scheinen, Tirgas Lan zieht daraus ungleich größeren Nutzen als wir.«
»Die Staatskasse ist bereits leer, Sire.«
»Und was ist mit dem Königsschatz?«
»Ist das Euer Ernst, Sire?«
Párnas pfiff erneut, diesmal voller Verachtung. Jedesmal, wenn er vorschlug, dass Elidor sich des Königsschatzes bedienen solle, um seinen Krieg zu finanzieren, kam irgendwer daher und fing an, von dieser Prophezeiung zu reden, die es angeblich gab - nämlich dass der Tag, an dem jemand Hand an die königlichen Reichtümer legte, die unter dem Thronsaal von Tirgas Lan lagerten, das Ende der Elfenherrschaft bedeuten würde.
Der Statthalter konnte darüber nur den Kopf schütteln. Zum einen, weil sein berechnender Verstand nicht an derlei Voraussagen glaubte. Zum anderen aber auch, weil die Alternativen ihn vor ungleich größere Probleme stellten ...
»Woher soll ich hunderttausend Goldstücke nehmen, Yaloron, könnt Ihr mir das sagen?«, lamentierte er, während er weiter aus dem Fenster starrte. Der dichte Nebel, der sich seit einigen Tagen vor der Küste hielt und den Blick auf die See verhüllte, schlug ihm zusätzlich aufs Gemüt. »Unsere Steuereinnahmen sind gesunken, seit dieser elende Krieg begonnen hat. Furcht hält das Reich in den Klauen, und wer sich fürchtet, der erwirbt keine Güter, wie unsere Kaufleute sie anbieten: Schmuckstücke aus Silber und Gold, mit Gemmen versehene Schatullen, Kleider aus Seide und Damast, kunstvolle Wandteppiche und Büsten aus feinstem Marmor - niemand hat einen Sinn für die schönen Dinge des Lebens, wenn andernorts gekämpft und gemordet wird. Aber wenn unsere Kaufleute keinen Gewinn machen, zahlen sie auch keine Steuern, und wenn die Steuern ausbleiben, so bleibt der Stadtsäckel leer. Selbst ein Träumer wie Elidor muss das erkennen!«
»Zweifellos weiß der König um die angespannte Lage«, räumte der Minister ein. »Aber er weiß auch, dass Tirgas Dun über Jahrhunderte hinweg von
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