Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
angetrieben!«
»Und?«
»Es sind Totenschiffe, Sire«, erklärte der Hauptmann schaudernd. »Was?« Párnas stürzte auf ihn zu.
»Schwelende Überreste und schwimmende Trümmer, Sire ... An Bord sind die Leichen der Seeleute, grausam verstümmelt ... Die See ist dunkel von ihrem Blut.«
»Beim großen Norgud«, presste Yaloron atemlos hervor, dessen fleischiges Gesicht sich schlagartig grün verfärbte. »Ich hatte recht, Sire. Es ist ein Todesnebel!«
»Unsinn!«, begehrte Párnas auf, dessen nüchterner Verstand sich noch immer weigerte, derlei Dinge zu glauben. Die Furcht, die wie eine Seuche um sich griff, konnte er indes deutlich fühlen. »Dieser Nebel hat nichts damit zu tun!«, behauptete er. »Gebraucht Euren Verstand, Mann! Ein Nebel pflegt niemanden zu verstümmeln!«
»Nein, Sire«, räumte Hauptmann Nyrwag mit bebender Stimme ein, »aber die Kreaturen, die im Schutz dieses Nebels reisen.«
»Wovon redet Ihr?«
Statt zu antworten, hob der Offizier den Gegenstand hoch, den er in der Hand hielt - es war ein Speer von etwa einer Armlänge, dessen blutbesudelte Spitze leicht gekrümmt war und nicht nur eine gefährlich aussehende Schneide, sondern auch einen mörderischen Widerhaken aufwies.
Es war ein saparak, die bevorzugte Waffe eines Ork - und in diesem Moment wurde Statthalter Párnas schlagartig bewusst, dass der Krieg auch im Südreich angekommen war.
12. TRAFODÚTHANA
Noch in derselben Nacht gelangte Granock in die Burg von Andaril. Nirdanos der Kaufmann schmuggelte ihn wie er es versprochen hatte an einem der Posten vorbei - einem hageren Kerl mit unzähligen Narben im Gesicht, der so aussah, als wäre er allzeit bereit, seine Wachpflichten für einen Krug Bier zu verraten, und der geflissentlich in die andere Richtung sah, als die nächtlichen Besucher ihn passierten.
Granock hatte die Burg noch nie zuvor betreten. Die Fürsten der Stadt hatten sie errichtet, indem sie Zölle und Steuern erhoben und den Bauern des Umlandes den Zehnten abgepresst hatten, ohne je eine Gegenleistung dafür zu liefern. Früher, als er noch auf der Straße gelebt hatte, war Granock das Bauwerk, das weithin sichtbar aus dem Häusermeer ragte, als der Inbegriff von Macht und Wohlstand erschienen; als er nun den Innenhof betrat, musste er feststellen, dass die Anhäufung grob behauener Steine und klobiger Quader es an Stil und Eleganz nicht einmal mit der einfachsten Elfenbehausung aufnehmen konnte.
Der Grundriss der Burg war denkbar einfach gehalten. Eine Ringmauer, in die zinnenbewehrte Wachtürme eingelassen waren, umgab den trutzigen Burgfried, der sich weithin sichtbar erhob und seit mehr als zweihundert Jahren den Fürsten von Andaril als Wohnstatt diente. Um den Hauptturm gruppierten sich gedrungene Häuser, die die Unterkünfte der Gefolgsleute beherbergten; außerdem gab es Stallungen, ein Vorratslager, einen Brunnen und ein Backhaus, aus dessen schlankem Kamin sich eine dünne Rauchfahne kräuselte.
Nirdanos, der sich bestens auszukennen schien, führte Granock quer über den Innenhof. In einer dunklen Nische unweit des Schweinestalls blieb er stehen und bat Granock zu warten. Er verabschiedete sich mit einem Nicken und verschwand in der Dunkelheit. Augenblicke verstrichen, in denen sich Granock fragte, ob der feiste Kaufmann es sich vielleicht anders überlegt haben mochte, aber dann erschien ein Diener, der das fürstliche Wappen auf seinem Rock trug und Granock aufforderte, ihm zu folgen. Über einen verborgenen Eingang gelangten sie in den Burgfried, und schon kurz darauf fand sich Granock in einer von prasselndem Kaminfeuer beleuchteten Kammer wieder.
Er bezweifelte, dass dies der Ort war, an dem Besucher für gewöhnlich empfangen wurden, dafür war der Raum zu klein und zu wenig prunkvoll. Es gab keine Wappenschilde und keine Teppiche an den Wänden. Eine Truhe und ein schlichter Tisch, auf dem eine mit Wein gefüllte Karaffe und zwei Becher standen, stellten die einzige Einrichtung dar.
Granock wartete.
Obwohl Farawyn alles versucht hatte, ihn Geduld zu lehren, hatte er es darin nie zur Meisterschaft gebracht. Unruhig ging er auf und ab, während er möglichst nicht daran zu denken versuchte, welch große Hoffnungen sein alter Meister in ihn setzte. Entsprechend erleichtert war er, als die Tür geöffnet wurde und er endlich Gesellschaft erhielt.
Es war eine junge Frau, und ihr Anblick verschlug Granock die Sprache.
Er hatte Yrena von Andaril noch nie zuvor gesehen, und
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