Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Ende der Welt und darüber hinaus. Aber nun verlange ich eine Antwort: Was ist mit Farawyn? Weshalb konntet ihr einander nicht mehr in die Augen sehen?«
»Ich sagte es dir schon, es geht dich nichts an«, fauchte Aldur so feindselig, dass sie sich unwillkürlich bedroht fühlte. »Frage nicht weiter, oder es wird dir leidtun.«
»Du hast dich verändert«, stellte sie fest.
»Wir alle haben uns verändert. Die glücklichen Jahre unserer Jugend sind vorbei. Dort draußen tobt ein Krieg, Thynia, hast du das schon vergessen?«
Sie biss sich auf die Lippen. Sie schätzte es nicht, wenn er sie mit ihrem Zaubernamen ansprach, der sich in ihren Ohren gefühllos und offiziell anhörte, fast wie ein Titel. »Das ist es nicht«, wehrte sie ab. »Was der Krieg und unsere Erfahrungen aus uns gemacht haben, ist eine Sache - hier jedoch geht es um dich, Aldur. Wenn ich mit dir spreche, erkenne ich dich kaum wieder. Wo ist der junge Mann, den ich meinen Liebsten nannte?«
»Dieser junge Mann«, entgegnete er voller Bitterkeit, »war mit Blindheit geschlagen. Doch ihm wurden die Augen geöffnet, und er hat erkannt, was für ein Narr er gewesen ist. Er hat verräterischen Freunden vertraut und auf falsche Lehrer gehört. Er glaubte, einem höheren Ideal zu dienen, dabei war er in Wahrheit nur eine Figur in einem Spiel. Aber damit ist es nun vorbei, hörst du?« Er schüttelte unwirsch den Kopf. »Ich habe die Wahrheit erkannt und sehe die Dinge klarer als je zuvor in meinem Leben. Selbst dich ...«
Damit streckte er die Hand aus und berührte sie an der Schulter, nicht tröstend oder freundschaftlich, sondern in unverhohlenem Verlangen. Schon hatte er den Träger ihrer Tunika abgestreift und ein Stück ihrer makellos weißen Haut entblößt.
»Nein«, hauchte sie und zuckte unwillkürlich zurück. »Bitte nicht.«
»Weshalb nicht?« Er grinste wölfisch. »Ich dachte, der gute Granock hätte dich nicht angefasst?«
»Das hat er auch nicht. Nicht auf diese Weise ...«
»Dann sehe ich nicht, weshalb wir nicht...« Abermals wollte er sie berühren, aber sie stand von der Bettkante auf und wich einen Schritt zurück.
»Was soll das?«, fragte er.
»Ich möchte es nicht«, erklärte sie. »Nicht heute. Und nicht auf diese Weise.«
»Also hast du mich doch betrogen.«
»Nein, Geliebter.«
»Dann beweise es!«
»Das muss ich nicht«, verteidigte sie sich kopfschüttelnd, »denn mein Geist und mein Herz gehören dir. Ich habe mich von Granock abgewandt und bin dir an diesen Ort gefolgt, von dem es womöglich keine Rückkehr mehr für uns gibt. Ist das nicht Beweis genug für meine Liebe?«
»Worte, nichts als Worte.« Aldur machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du bist genau wie all diese Schwächlinge im Hohen Rat, die immer nur reden, aber niemals Taten zeigen, sich niemals entscheiden.«
»Ich habe mich entschieden - für dich.«
»Dann zeige es mir«, verlangte er und erhob sich von seinem Lager, trat langsam auf sie zu. »Reiße die Zweifel, die mich noch immer quälen, ein für alle Mal aus meiner Brust, hier und jetzt.«
»I-ich ...« Sie wich vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken zur kristallenen Wand stand, die sich unter der Wärme ihrer Berührung rötlich verfärbte.
»Ich habe dir meinen essamuin genannt«, brachte er ihr in Erinnerung. »Ich habe dich ausgewählt, also verweigere mir nicht, was mir als dein athan zusteht.«
»Ru...« Alannahs Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte nicht. Zwinge mich nicht dazu!«
»Keine Sorge.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn du die Frau bist, die du zu sein vorgibst, brauche ich dich nicht zu zwingen, nicht wahr?«
Ein Ausdruck von Unglauben schlich sich auf ihr Gesicht. »Willst du das wirklich?«, flüsterte sie.
»Allerdings«, bestätigte er ohne Zögern.
Sie schaute ihm tief in die Augen, sah die erbarmungslose Härte darin, und zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie sich richtig entscheiden hatte, als sie ihm gefolgt war.
Er schien ihre Zweifel zu bemerken, denn leiser Spott verzerrte seine Mundwinkel. Alannah wurde bewusst, dass sie keine andere Möglichkeit hatte. Sie liebte Aldur aufrichtig und wollte ihn nicht verlieren, also würde sie ihm zugestehen müssen, wonach er verlangte. Zumal sie selbst die Schuld daran trug, dass er an ihrer Liebe zweifelte.
Während sie auch den anderen Träger herabzog und ihre Schulter vollends entblößte, verwünschte sie sich für jenen Augenblick der Schwäche, in dem sie Granock ihre Zuneigung gezeigt hatte.
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