Die zauberhafte Tierhandlung, Band 02: Lotte und die Drachenmagie (German Edition)
zu haben und etwas anzustellen, das ein wenig teuflisch ist. Vielleicht wird er sich die Finger verbrennen.« Sofie schnüffelte. »Das könnte gut für ihn sein. Er ist viel zu eingebildet, der kleine Bursche.«
Lotte legte sich auf den Rücken zurück und starrte nachdenklich in die Dunkelheit. Vielleicht hatte Sofie recht. Trotzdem, sie konnte nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Ariadne hatte ihr erzählt, wie schwer es war, die Grenze zwischen Gut und Böse zu ziehen. Dass es manchmal dieselbe Sache sein konnte und allein davon abhing, wer man war und warum man etwas tat. Es klang danach, als wäre es furchtbar leicht, etwas in Gang zu setzen, das dann außer Kontrolle geriet. Aber andererseits, falls es einen Grund gab, sich Sorgen um Danny zu machen, hätten Onkel Jack und Ariadne es sicher bemerkt. Oder?
Als sie am Montag zur Schule kam, sah Lotte sich unruhig nach Ruby um. Dann wurde ihr bewusst, was sie tat, und sie versuchte, locker zu bleiben. Nur weil Ruby nett zu ihr gewesen war, bedeutete das nicht automatisch, dass sie ihre beste Freundin sein wollte oder so. Lotte mochte nicht zu verzweifelt erscheinen. Sie setzte sich auf eine der Bänke, wich den gemeinen Blicken von Zaras Freundinnen aus und konzentrierte sich auf die Liste mit den vielen Kräutern, die Ariadne ihr zu lernen aufgegeben hatte. Eigentlich war es sogar ziemlich interessant, wenn man bedachte, wofür die unterschiedlichen Kräuter gut waren und wie man sie kombinieren konnte. Lotte grinste in sich hinein, als sie eine Notiz in Ariadnes gestochener Schrift las, die besagte, dass es Unsinn sei, zu glauben, es mache einen Unterschied, ob man die Kräuter bei Mondlicht pflücke. Das einzige Resultat sei, dass man Gefahr lief, in der Dunkelheit die falschen zu erwischen.
Da schnappte sich plötzlich jemand die Liste.
Lotte keuchte und sprang auf, um sie sich zurückzuholen. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Sie hätte sie nie in die Schule mitnehmen dürfen. Wenn jemand anders sie las, würde man sie für eine komplette Spinnerin halten.
»Hey, gib das zurück!« Ruby war gerade auf den Pausenhof gebogen und hatte mitbekommen, was passiert war.
Zara sprang auf die Bank und sah sich die Liste an. Ein paar ihrer Freundinnen – Lotte konnte sich ihre Namen einfach nicht merken, sie schienen alle zu einer Person zu verschmelzen – hielten Lotte davon ab, ebenfalls auf die Bank zu klettern.
Zara drehte und wendete das Blatt Papier in den Händen. Dann sah sie Lotte verächtlich an. »Da steht nichts drauf«, sagte sie enttäuscht. Sie hatte sich offenbar etwas Peinliches erhofft; etwas, das für Lotte so kostbar war, dass sein Verlust sie gequält hätte.
Lotte starrte das Blatt an. Ihr Herz pochte schmerzhaft, und sie war sich nicht sicher, ob sie erleichtert oder erschrocken sein sollte. Ariadne musste die Tinte verzaubert haben! Sie hatte nichts davon erwähnt, aber Zara hatte recht. Das Blatt war leer. Die Kräuterliste war verschwunden. War die Schrift nur für Lottes Augen sichtbar gewesen?
»Warum hast du ein leeres Blatt Papier angestarrt?«, höhnte Zara und wedelte damit vor ihrer Nase rum. »Schreibst du Gedichte?« Sie kicherte fies, und ihre Freundinnen feixten alle.
Da zwängte sich Ruby hinter die Bank, packte sich eine Handvoll von Zaras Haaren und zog daran. Zara heulte auf, und Lotte machte einen Satz nach vorn und schnappte sich die Liste.
Ruby schoss hinter der Bank hervor und brüllte: »Lauf!«, und sie rannten hysterisch kichernd davon. Sie liefen um das Schulgebäude herum, und Ruby zeigte Lotte ein praktisches und trockenes, wenn auch staubiges Versteck unter der Feuertreppe.
»Nicht, dass ich mich gern vor Zara verstecke«, verteidigte sie sich sofort, doch dann zuckte sie mit den Schultern und räumte ein: »Aber manchmal ist es das Einfachste.«
Lotte lächelte sie beschämt an. »Man ist es irgendwann leid, immer so tun zu müssen, als wäre es einem egal«, sagte sie zustimmend. Ihr fiel auf, dass sie die Liste nach wie vor in der Hand hielt, und sie stopfte sie mit hochrotem Kopf in ihre Hosentasche. Was sollte sie zu Ruby sagen? Schließlich hatte diese sie gerettet. Dass Zara die Wörter nicht hatte lesen können, weil es eine Zauberschrift war? Hmm.
»Ist das diese Zaubertinte?«, fragte Ruby neugierig, und Lotte starrte sie entsetzt an, die Augen vor Panik weit aufgerissen. Hatte sie sich etwa verraten?
»Ich habe letztes Jahr welche zu Weihnachten bekommen – du weißt schon, wo
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