Die zauberhafte Tierhandlung, Band 02: Lotte und die Drachenmagie (German Edition)
Ruby hatte keine Ahnung, wie recht sie damit hatte. »Zara erzählt überall rum, dass Sofie sie mit Tollwut angesteckt hat?«, murmelte sie.
Sofie knurrte, und Lotte drückte sie automatisch enger an sich. »Ist schon gut, Sofie, es ist nicht wahr. Das ist es wirklich nicht«, sagte sie an Ruby gewandt. »Sofie hat Zaras Rock zerrissen, das ist alles. Sie würde niemals jemanden beißen.«
Sofie schnaubte beleidigt. Sagt wer? , grummelte sie leise in Lottes Kopf.
»Niemand würde Zara das abnehmen, oder doch?«, fragte Lotte Ruby ängstlich.
»Na jaaa … Du weißt, wie es in der Schule ist«, räumte Ruby ein und warf Sofie einen prüfenden Blick zu. »Jeder erzählt einfach das weiter, was er gehört hat. Und sie hatte eine kleine Wunde, die von einem Biss stammen könnte, aber ich wette, die hat sie sich selbst mit Lipgloss aufgemalt oder so.«
Lotte seufzte. »Was soll’s. Ich schätze, mich hassen sowieso schon alle. Es wird keinen Unterschied mehr machen. Kommst du mit, ein paar Plätzchen essen?« Sie dachte, dass Sofie nach der Tollwutbeleidigung wahrscheinlich ebenfalls eines vertragen konnte. Sie hatte sie noch nie so schockiert erlebt.
Sofie aß drei Schokoladenplätzchen und fixierte den Wasserkessel mit ihrem Blick, bis Lotte ihr auch einen Kaffee aufsetzte. Sie wusste, dass Ruby das wahrscheinlich seltsam finden würde, aber die zeigte sich davon unbeeindruckt.
»Sie ist so ein cooler Hund«, war alles, was Ruby sagte, als sie zusah, wie Sofie auf Lottes Knie kletterte, damit sie viel zu hastig ihren Kaffee schlabbern konnte.
»Du verbrennst dir noch die Zunge«, murrte Lotte, aber Sofie warf ihr nur einen abfälligen Blick zu. »Sie ist, hm, temperamentvoll«, sagte sie zu Ruby, »aber sie ist cool, gar keine Frage.« Sie drückte Sofie kurz. »Und sie hat keine Tollwut. Kein bisschen«, fügte sie bestimmt hinzu.
Aber Ruby hörte ihr nicht zu. Sie starrte unverwandt das Fensterbrett an, auf dem mehrere Töpfe mit Geranien standen.
»Äh, Lotte? In dem Blumentopf da ist eine pinke Maus … «
Kapitel 7
Die pinkfarbenen Mäuse waren in Ungnade gefallen. Zum Glück war Ariadne in dem Moment hereingeschneit, als Lotte gerade zu leugnen versuchte, dass sie von frei laufenden Mäusen im Laden wusste, geschweige denn von pinkfarbenen. Sie fühlte sich schrecklich schuldig, weil Ruby natürlich recht hatte. Die pinkfarbenen Mäuse waren einfach unglaublich neugierig und hatten sich Lottes Freundin ganz genau ansehen wollen.
Ariadne hatte Ruby angelächelt und ihr fest in die Augen gesehen. Die Magie war so stark, dass Lotte sie in der Luft schmecken konnte – ein leckerer Vanilleduft wie von kleinen Törtchen. Er ging mit einer angenehmen, warmen Brise Vergesslichkeit einher, und Lotte musste sehr dagegen ankämpfen, dass ihre Gedanken sich nicht ebenfalls verflüchtigten. Ruby blinzelte sie beide an, auch ihr schien das Wasser im Mund zusammenzulaufen. Sie nahm sich einfach ein weiteres Plätzchen, ohne vorher zu fragen, und verputzte es, während sie wie benommen dasaß.
Ariadne warf Lotte einen belustigten Blick zu, und Lottes Lippen formten ein lautloses: »Danke!«
Ruby ging bald danach nach Hause, aber sie fragte Lotte, ob sie am Donnerstag mit zu ihr kommen wollte, also hatten die Mäuse offenbar nicht alles verdorben.
Lotte schloss die Tür hinter ihr und lehnte sich erleichtert dagegen. Sie verstand jetzt, warum Danny seine Freunde nie zu sich hatte einladen wollen. Was hätte sie Ruby gesagt, wenn Ariadne nicht gerade rechtzeitig aufgetaucht wäre?
Ariadne stand bei Onkel Jack an der Ladentheke und unterhielt sich mit ihm. »Du hättest das selbst machen können, das weißt du, Lotte«, bemerkte sie.
Lotte schüttelte den Kopf. »Das wäre zu merkwürdig gewesen … «, murmelte sie und schüttelte sich leicht. »Keine Ahnung, was ich sonst noch gefunden hätte.«
»Sie scheint jedenfalls sehr nett zu sein«, sagte Onkel Jack hoffnungsvoll. »Äh, meinst du nicht auch?«, fragte er Ariadne.
»Jack, fragst du mich wirklich gerade, ob ich zufällig etwas in den Gedanken von Lottes Freundin gelesen habe, über das wir Bescheid wissen sollten?«, zwitscherte Ariadne zuckersüß.
»Nein, nein, natürlich nicht!« Onkel Jack wirkte peinlich berührt, als Ariadne, Lotte und Sofie ihn alle streng ansahen. »Na ja, vielleicht ein bisschen. Eskönnte dir etwas entgegengesprungen sein … Tutmir leid«, seufzte er. »Ich wünsche mir so sehr, dass sie … ihr wisst schon … nett ist.
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