Die zauberhafte Tierhandlung, Band 02: Lotte und die Drachenmagie (German Edition)
Tatsache, dass ihr pink seid, bedeutet, dass ihr die Klappe halten und in eurem Käfig bleiben müsst, wo niemand euch sehen kann.«
Es herrschte bedeutungsvolles Schweigen, während die Mäuse das verdauten. Dann löste sich die Polonaise auf, und sie trotteten trübsinnig das Regalbrett entlang.
Lotte fühlte sich schrecklich schuldig. »Es ist nicht so, dass ich es möchte«, versuchte sie zu erklären. »Ich liebe euch, genau wie ihr seid. Aber es ist wie mit den Kunden – Ruby weiß nicht, welche Sorte Laden das ist. Ihr müsst euch wie normale Mäuse verhalten, so wie ihr es getan habt, bevor ich wusste, was hier vor sich geht.«
Die Mäuse schubsten sich gegenseitig zurück in den Käfig, ihre Schwänze und Öhrchen hingen traurig herunter. »Das war die reinste Tortur«, murmelte eine von ihnen. Plötzlich kreischte sie: »Au! Nimm deinen dicken fetten Fuß aus meinem Ohr, du Elefant!«
»Es ist nicht für lange«, bettelte Lotte. »Eine Stunde oder so. Ruby hat erzählt, wie sehr sie den Laden liebt, und sie ist so nett.«
»Sie werden schon damit klarkommen«, sagte Sofie bestimmt. »Und du kommst zu spät zur Schule, wenn du dich nicht sofort auf den Weg machst. Lotte, los jetzt!«
Während Lotte sich Tasche und Jacke schnappte, konnte sie hören, wie Sofie den Mäusen die Leviten las. »Ihr seid méchants, alle zusammen – hach, guckt nicht so verständnislos aus der Wäsche, ihr seid ungezogen ! Die arme Lotte, ihr wisst genau, wie sehr sie diese Schule hasst. Jetzt hat sie eine Freundin gefunden, und ihr könnt nicht mal eine kleine Weile eure Plappermäuler halten, um ihr zu helfen? Nach den vielen Extrarationen Sonnenblumenkernen, die sie euch gegeben hat? Oh ja, das habe ich gesehen! Ihr undankbaren kleinen Biester!«
Lotte fragte sich, ob Sofie sich im Klaren darüber war, dass auch sie den ganzen Nachmittag würde schweigen müssen …
AberLottehatteSofiefalscheingeschätzt.AlssieundRubyspäterandiesemTagdieLadentüraufstießen,standensieineinervollkommennormalenTierhandlung – auchwenneinpaarderKäfigeleerzuseinschienen,weildieTieredarinzuaußergewöhnlichwaren,umsichRubyzeigenzukönnen.LottewarfeinenkurzenBlickzumKäfigderpinkfarbenenMäusehochundunterdrückteeinKichern.DerKäfigwurdejetztvoneinemetwasdümmlichwirkendenweißenMäusepaarbewohnt,vondeneneineeinSchildumdenHalstrug,aufdem Total normal stand . Lottewarsichziemlichsicher,dassdieMäusedenSchriftzugauseinerihreraltenTierzeitschriftenausgeschnittenhatten,dieinihremZimmerlagen.Siehatteaufgehört,siezukaufen,seitsievonechtenTierenumgebenwar.
Sofie saß nicht wie sonst am Tresen, sondern hatte irgendwo ein blaues Samtkissen gefunden, auf dem sie sich anmutig zusammengerollt hatte.
Lotte kniete sich hin, um sie zu streicheln, und sagte: »Sofie, das ist Ruby.« Sie hoffte sehr, dass Sofie Ruby mochte und nicht eifersüchtig auf sie war. Doch Sofie zischte Lotte bloß in Gedanken zu: Nimm mich hoch! , und kletterte auf Lottes Arm, um Ruby genauer zu begutachten. Sie legte Lotte graziös die Pfoten auf die Schultern und schenkte Ruby ihr eher einschüchterndes Lächeln. Dann sagte sie: »Wuff.«
Ruby musterte sie etwas überrascht. Hunde machten natürlich wuff , aber normalerweise klang es etwas anders und nicht so, als versuche jemand, der wusste, dass Hunde wuff machten, zu klingen wie ein Hund.
Was ist los?, murmelte Sofie in Lottes Gedanken. Hab ich was falsch gemacht? Hat sie mich nicht gehört? Soll ich es noch mal machen?
»Sie ist wunderschön«, sagte Ruby bewundernd. »Meinst du, sie hat was dagegen, wenn ich sie streichle?«
Sofie neigte huldvoll den Kopf, während Lotte gleichzeitig erwiderte: »Bestimmt nicht. Sie ist die meiste Zeit über ganz harmlos.« Sofie ließ Ruby ihre Ohren kraulen und funkelte Lotte wütend an.
Plötzlich sagte Ruby entsetzt: »Das ist hoffentlich nicht der Hund, der Zara gebissen hat und wegen dem sie eine Tollwutspritze bekommen hat, oder?«
Sofie erstarrte, und Lotte rief: »Was?!«
Ruby grinste. »Schon gut, ich mach nur Spaß. Ich meine, Zara erzählt das rum, aber ich wusste, dass es nicht stimmen kann.« Sie hielt Sofie vorsichtig wieder die Hand hin. »Entschuldige, Kleine, ich habe es nicht so gemeint. Du hast mitbekommen, dass ich etwas Dummes über dich gesagt habe, oder? Sie sieht sehr aufgebracht aus, Lotte. Das ist irre. Ich schätze, sie reagiert auf das, was du fühlst. Ihr müsst eine ziemlich enge Beziehung haben.«
Lotte lächelte, sie hörte nur mit halbem Ohr zu.
Weitere Kostenlose Bücher