Die zauberhafte Tierhandlung, Band 03: Lotte und das Einhorn (German Edition)
Er seufzte. »Ihr Name ist Pandora Gold. Sie ist eine Hexe. Genau wie Ariadne.«
Lotte schnaubte verächtlich. »Nein, ist sie nicht. Ariadne hat das auch schon mal gesagt – dass sie auch so hätte werden können und es alles davon abhinge, welche Entscheidungen man im Leben träfe. Sie versuchte, mich zu warnen, nicht die falschen Dinge mit meinen Kräften anzustellen. Es ist völlig ausgeschlossen, dass Ariadne so sein könnte wie sie. Diese Frau ist abgrundtief böse!«
Onkel Jack nickte. »Absolut. Aber sie hat diesen Weg selbst gewählt. Man wird nicht als böse Hexe geboren. Man wird mit der Zeit dazu. Hauptsächlich durch eigenes Verschulden.« Er schwieg kurz. »Pandora veränderte sich … vor ein paar Jahren. Sie war schon immer ein wenig zu sehr daran interessiert, den Geist anderer Menschen zu kontrollieren, aber sie redete sich ein, dass sie gute Gründe dafür hätte. Dann ging sie weg – sie hat früher in Netherbridge gelebt, musst du wissen – , ich weiß nicht, was sie die letzten Jahre getrieben hat. Sachen, über die ich lieber nicht nachdenken möchte.«
Lotte wartete, dass er ihr mehr erzählen würde, aber er beobachtete George dabei, wie er sich die Backentaschen vollstopfte, und war sehr darauf bedacht, sie nicht anzusehen. »Onkel Jack! Was ist mit dem Rest?«
Onkel Jack hob den Blick, blinzelte und versuchte, ahnungslos auszusehen. Er machte sich damit bloß umso verdächtiger. In diesem Moment sah er Danny unglaublich ähnlich. »Der Rest?«
»Warum interessiert sie sich für mich? Sie hat gesagt, es läge daran, dass sie es nicht geschafft habe, in meinen Geist einzudringen, aber da ist noch etwas anderes, oder? Als du ihr erzählt hast, dass ich nicht deine Tochter bin, sah sie aus, als habe sie einen Igel verschluckt. Was ist es? Sag es mir!«
Onkel Jacks Blick sah sie schmerzerfüllt an. »Ich kann nicht, Lotte. Ich habe es versprochen. Es ist nicht an mir, diese Geschichte zu erzählen.«
»Also wer wird sie mir erzählen?«, jammerte Lotte.
Onkel Jack wandte sich zum Lager. »Nur Pandora könnte dir die ganze Geschichte erzählen«, flüsterte er verbittert. »Der einzige andere Mensch, der sie kennt, ist tot.«
Lotte ging an diesem Abend früh ins Bett. Danny war irgendwann spät endlich von der Schule nach Hause gekommen. Nach einem Fußballtraining, von dem er niemandem erzählt hatte. Wenigstens munterte es Onkel Jack auf. Er hatte sich Sorgen gemacht, weil Danny die Schule so verabscheute, und zu erfahren, dass Danny nun Teil einer Mannschaft war, beruhigte ihn sehr. Septimus war weit weniger begeistert, oder zumindest tat er so. Die seltenen Male, die Danny sich dazu herabließ, etwas zu zaubern, war Septimus sein Vertrauter. Er liebte Danny abgöttisch, auch wenn er ihm ständig die Meinung geigte. Während des Fußballtrainings hatte er in der Umkleide bleiben und sich in Dannys Sporttasche verstecken müssen, und er beschwerte sich bitterlich darüber. »Der Gestank!«, klagte er Sofie am Abendbrottisch sein Leid. »Er hängt immer noch in meinem Fell. Ich werde heute Nacht vielleicht auf einem Lavendelsäckchen schlafen müssen.«
Sofie rutschte ans andere Ende ihres Stuhls und fuhr fort, manierlich ihre Spaghetti aufzusaugen.
»Ich gucke heute das Spiel, okay?«, sagte Danny zu Lotte. »Du darfst mitgucken, wenn du möchtest«, fügte er gönnerhaft hinzu.
»Lieber sterbe ich«, brummte Lotte mürrisch. Sie war immer noch angeschlagen von der nachmittäglichen Begegnung und hatte keine Lust, den Abend mit Danny zu verbringen und sich von ihm über Fußball belehren zu lassen. »Ich glaube, du warst mir lieber, als du noch alles blöd fandest. Dieses ganze Fußballzeugs ist doch total langweilig.«
»Du solltest mehr Sport machen, Lotte«, sagte Danny mitleidig zu ihr und fuchtelte mit der Gabel vor ihrer Nase herum. »Dann hättest du nicht so schlechte Laune. Das hängt alles mit deinen niedrigen Energiereserven zusammen, weißt du.«
»Wenn du das Fußballspiel mit ihm guckst, rede ich nie wieder ein Wort mit dir«, eröffnete Sofie Lotte, eine Nudel baumelte von ihrem Maul. Sie schlürfte sie mit einem befriedigtem Schnalzen auf, und alle schüttelten sich. Für einen Hund fraß Sofie normalerweise sehr manierlich, aber Spaghetti essen war nicht ihre Stärke.
Lotte stieg nach dem Essen mit Sofie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Sie plante, etwas Musik zu hören und vielleicht ein bisschen zu lesen. Sie hatte George gefragt, ob er auch mitkommen
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