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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Tür bis zum Bett achtlos verstreuten Kleidungsstücke sehen. In seinen Gedanken war jede Bewegung, mit der sie diese Kleider ausgezogen hatten, schon köstliche Erinnerung. Wenn auch nicht so köstlich wie das, was danach gekommen war. Und auch nicht so berauschend wie die Genüsse, die er vielleicht noch kosten würde.
    Sie lag auf der Seite, mit dem Rücken zu ihm. Schämte sie sich vielleicht schon? Bereute sie jetzt, nach dem Höhepunkt, das Verlangen, dem sie erlegen war? Er streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern langsam über ihr Rückgrat, umfasste ihr Gesäß, glitt zwischen ihre Beine. An dem kehligen Laut, mit dem sie darauf reagierte, merkte er, dass Scham und Reue kein Problem sein würden. Nicht für sie. Und für ihn schon gar nicht.
    »Mach's mir noch mal, Harry«, murmelte sie und öffnete einladend die Schenkel.
    »Willst du wirklich?«
    »Hat mein Mann nicht gesagt, du solltest alles tun, was ich verlange?«
    »Aber ja, Mrs. Venning, das hat er.«
    »Also, worauf wartest du?« Ihr Atem ging wieder schneller, als er sie streichelte. »Einmal ist nie genug für einen richtigen Endspurt.«
    »Wie oft wäre denn genug?«
    »Das sag ich dir später«, antwortete sie und stöhnte. »Viel später.«
    »Ich habe keinen Sohn, Shafiq. Und auch keine Tochter. Ich habe überhaupt keine Kinder. Ich bin der letzte Barnett. Chingachgook, der letzte Mohikaner. Ende der Fahnenstange. Absolutes Ende. Okay?«
    »Wenn du es sagst, Harry.«
    »Ich sag's. Wer war denn der Typ, der dich da angerufen hat?«
    »Hätte auch eine Frau sein können, weißt du. Eine dieser komischen Stimmen, bei denen man das nicht sagen kann.«
    »Wer auch immer. Was auch immer. Die haben was verwechselt. Das da im Krankenhaus muss der Sohn von irgendeinem anderen armen Teufel sein.«
    »Aber sie hatten deinen Namen, Harry Barnett.«
    »Davon gibt es Dutzende, vielleicht Hunderte.«
    »Aber nur einer davon arbeitet hier.«
    »Sehr lustig. Und nun schieb ab, ja? Ich habe zu tun.« Er nickte in Richtung auf den Vorplatz, wo mehr oder weniger gleichzeitig drei Autos vorgefahren waren.
    »In Ordnung, wenn du sicher bist.«
    »Ich bin sicher!«
    Shafiq fingerte einen Augenblick an seinem Schnurrbart herum, seufzte dann ohne besonderen Anlass und schlurfte davon. Harry war froh, ihn gehen zu sehen. Wenn er erst fort war, konnte er hoffentlich den merkwürdig verstörenden Gedanken verdrängen, dass er womöglich irgendwo einen Sohn hatte. Bei dem Leben, das er geführt hatte, war das nicht so ausgeschlossen, wie er Shafiq gegenüber behauptet hatte. Vielleicht gar nicht ausgeschlossen. Andererseits hatte er die letzten zehn oder zwölf Jahre trotz seiner kurzen und einzigen Erfahrung mit der Ehe überwiegend zölibatär gelebt. Irgendeine Vaterschaft, von der er nichts wusste, musste also derart lange zurückliegen, dass er sicherlich schon vor Ewigkeiten davon erfahren hätte. Wenn überhaupt.
    Es gab natürlich eine einfache Methode, die Sache zu klären: im National Neurological Hospital anzurufen und sich zu vergewissern, dass der Patient von Zimmer E318 niemand war, dessen Vater er sein konnte, sosehr er seine Phantasie auch anstrengen mochte.
    Warum es ihm so widerstrebte, diesen einfachen Schritt zu tun, hätte Harry nicht erklären können, nicht einmal sich selbst. Aber schließlich war er derart irritiert, weil ihm die Sache nicht aus dem Kopf ging, dass seine Abwehr erlahmte. In einer Pause zwischen zwei Kunden rief er im Krankenhaus an.
    »National Neurological Hospital.«
    »Man hat mir mitgeteilt, ein enger Verwandter von mir läge auf Zimmer E318 in Ihrem Krankenhaus, aber ich glaube, das muss ein Irrtum sein. Könnten Sie mir den Namen des Patienten in diesem Zimmer sagen? Nur zur Sicherheit.«
    »Bitte bleiben Sie am Apparat.« Eine Pause folgte, dann: »Zimmer E318, sagten Sie?«
    » Ja. «
    »Der Name des Patienten ist Venning. David John Venning.«
    »Einmal ist nie genug«, hatte Iris Venning gesagt. Und sie hatte Wort gehalten. Die Ehe mit Claude musste noch öder sein, als Harry angenommen hatte, um in Iris eine solche Sehnsucht nach physischer Entladung zu wecken, wie Harry sie an diesem Nachmittag unter seinen Händen spürte. Sie blühte auf wie eine exotische Blume, deren Fleisch ebenso warm und sinnlich war wie ihr Duft.
    Was ihrer beider Hingabe steigerte - das wurde ihm erst nachträglich klar -, war das gemeinsame Wissen, dass sie auf lange Sicht nichts zu bedeuten hatte. Claude war in den letzten drei Jahren

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