Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
der Ernsthaftigkeit zu behandeln, die sie verdienen. Statt dessen ist bloß eine weitere Story über Kriminalität im Geschäftsleben dabei rausgekommen. Die Medien verlieren sogar daran schnell das Interesse, seit klar ist, dass es nicht zu einem Prozeß kommen wird. Ich meine, warumsoll man sich darüber Sorgen machen, ob der Planet in hundert Jahren noch bewohnbar ist, wenn man den ganzen Tag irgendeinen Kabelsender sehen und sich mit dem wichtigen Geheimnis befassen kann, ob irgendein pensionierter Footballstar seine Exfrau umgebracht hat? So scheinen die Leute zu denken.«
    »Du hörst dich noch zynischer an als ich.«
    »Nicht zynisch, bloß deprimiert, weil die Leute sich so wenig um die Bedürfnisse der nächsten Generation kümmern -und der übernächsten.« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Als ich vor einem Monat rüberkam, warst du derjenige mit den Depressionen. Aber inzwischen hast du dich anscheinend erholt. Schneller, als ich erwartet hatte.«
    »Ich bin einfach froh, am Leben zu sein.« Er lächelte sie über den Rand seines Glases hinweg an und war sich bewusst, dass seine frohe Stimmung auf mehr beruhte als Erleichterung darüber, dem Tod entkommen zu sein. Seine Zufriedenheit rührte eher von einem posthumen Pakt mit Athene Tilson her, der ihm erst jetzt ganz klar wurde. Er und die tote Mathematikerin hatten der nächsten Generation geholfen - und der übernächsten. Sie würden das nie erfahren, aber trotzdem war es so. Und Harry hatte dabei unabsichtlich seine Rolle gespielt. »Was ist mit dieser Neuigkeit, die du mir versprochen hattest, Donna?« fuhr er fort. »Willst du mich nicht von meinem Elend erlösen?«
    »Hol dir erst noch ein Bier. Du könntest es brauchen.«
    »Okay.« Dazu brauchte er keine zweite Einladung, sondern stand auf und drängte sich mit dem leeren Glas in der Hand zur Bar. Das Mädchen war beschäftigt, aber der Besitzer tauchte hinter dem Tresen auf und bediente ihn. »Ein Broadside, bitte.«
    »Natürlich, Sir. Waren Sie nicht vor ein paar Tagen hier?«
    »Kann sein.«
    »Ja doch, Sie sind der Mann, der diese Notizbücher vergessen hat. Haben Sie sie schon wieder? Wir haben sie irgendwo aufgehoben.«
    »Notizbücher?« Harry machte sein dümmstes Gesicht. »Tut mir leid, ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Aber sicher doch! Das waren ganz bestimmt Sie.«
    »Ich fürchte nein. Sie haben den falschen Mann. Das passiert mir nicht zum ersten Mal.« Harry bezahlte sein Bier und trank einen Schluck. »Anscheinend habe ich so ein Gesicht. Kennen Sie das? Seltsam vertraut.«
    »Seltsam ist richtig.«
    »Tja, so ist das.« Er nahm noch einen Schluck. »Das Bier ist übrigens sehr gut. Vielen Dank.« Er drehte sich um und schlenderte lässig an den Tisch zurück.
    »Was war denn?« fragte Donna, als er sich setzte.
    »Er hat mich für jemand anderen gehalten. Mach dir keine Gedanken.«
    »Bist du sicher?«
    »Aber ja. Ehrlich! Außerdem wolltest du mir doch endlich deine Neuigkeit erzählen, also?«
    »Ich bin schwanger.«
    Langsam setzte Harry sein Glas, das er schon halb an die Lippen geführt hatte, wieder ab und starrte sie an. »Was?«
    »Ich bin in der siebten Woche schwanger.«
    »Sieben Wochen? Du meinst...«
    »Richtig, Harry. Ich bin von dir schwanger.«
    »Aber... das kann doch nicht sein. Ich meine... ich dachte... du hättest sicher...«
    »Ich glaube nicht, dass einer von uns mit dem gerechnet hat, was in Washington passiert ist, nicht? Und Sex war nicht gerade meine wichtigste Priorität, solange ich mich versteckt hielt. Ich habe Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um nicht umgebracht zu werden, nicht, um nicht schwanger zu werden. Außerdem...« Sie lachte, ein bittersüßes Lachen, in dem sich Ironie und Bedauern zu einer hartnäckigen Hoffnung verbanden. »Außerdem hat ein Mann deines Alters und deiner Gewohnheiten nicht so verdammt fruchtbar zu sein.«
    Harry zog eine Grimasse. »Tut mir leid.«
    »Tut es das?«
    »Nun, kommt drauf an. Ich meine, wie du... was du davon hältst.«
    »Ich bin schockiert. Bestürzt. Aus dem Gleichgewicht. Unter einen Zug gekommen, während ich noch nicht mal wusste, dass ich auf den Gleisen stand. Ich denke, das trifft es so ungefähr.«
    »Also nichts, was man als hochwillkommene Entdeckung bezeichnen würde, oder?«
    »Zuerst nicht. Ich habe sogar dran gedacht, es wegmachen zu lassen.«
    »Denkst du noch dran?«
    »Nein, sonst hätte ich es dir nicht gesagt. Ich habe über Weihnachten mit meiner Familie in Seattle alles erwogen.

Weitere Kostenlose Bücher