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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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passierten sie etliche vernagelte Art-deco-Pavillons und steuerten ein fernes Riesenrad an, das verloren über einem verlassenen Festgelände thronte.
    Otis bog links in eine Straße ein, die an der hochaufragenden Seite eines Sportstudios vorbeiführte, und hielt an. »Cotton Bowl ganz für Sie allein, Sir«, verkündete er. »Das macht achtzehn Dollar und fünfzig Cents.«
    Harry gab Otis eine Zwanzigdollarnote und kletterte hinaus in den milden, dunstig-feuchten Tag. Er sah zu, wie das Taxi wendete, beobachtete, wie es wieder in den Hauptboulevard einbog und dann Richtung Ausfahrt verschwand. Jenseits der Ausfahrt ging eine pulsierende Metropole ihren Geschäften nach, doch auf den zweihundertfünfzigtausend Quadratmetern des Fair Park an einem feuchten Novembermorgen stand die Zeit still. Leerer als jede Prärie erstreckte sich rings um Harry der Raum, ausgehöhlt von der Erinnerung an Menschenmassen im Sommer, dröhnend von der Abwesenheit ihrer Stimmen.
    Als das Taxi endlich vom sanften Wispern des Nieselregens übertönt wurde, hörte Harry ein anderes Geräusch, einen Automotor, der heller klang und sich langsam von hinten näherte. Er drehte sich um und sah ein schlammbraunes Wohnmobil vom Festgelände her auf sich zufahren. Es hatte eine verspiegelte Windschutzscheibe, so dass der Fahrer unsichtbar blieb. Harry trat zurück und fragte sich, ob er womöglich in eine raffinierte Falle getappt war. Wenn ja, dann hatte man sie geschickt gestellt. Er war allein und fern jeder Hilfe.
    Das Wohnmobil hielt vor ihm, und die Seitentür glitt auf. Zu Harrys ungeheurer Erleichterung schaute Donna vom Rücksitz und winkte ihm, er solle einsteigen. Wortlos gehorchte er, setzte sich neben sie und bemerkte, dass die beiden Leute auf den Vordersitzen ihn über die Schultern anstarrten. Die Fahrerin war eine dünne Frau mit schwarzem, krausem Haar und olivfarbenem Teint, die Jeans und eine mit Vlies gefütterte Lederjacke trug. Sie hatte die Stirn gerunzelt. Der Beifahrer war ein rundlicher kleiner Mann, der über Hemd und Krawatte einen Anorak mit Kapuze trug. Seine Hosen hatten rasiermesserscharfe Bügelfalten, seine Schuhe goldene Schnallen. Schneeweißes Haar fiel ihm schuljungenhaft in die Stirn, aber seine Augen sahen rötlich entzündet aus, und sein Gesicht hatte Kerben wie eingetrockneter Schlamm.
    »Makepeace Steiner und Rawnsley Ablett«, stellte Donna die beiden vor, obwohl das nicht mehr nötig war. »Harry Barnett.«
    »Hallo, Harry«, sagte Steiner.
    »Sie sollten wissen, dass ich das Ganze hier für verrückt halte«, sagte Ablett, »aber ich wurde überstimmt.«
    »Wir sind dankbar für Ihr Kommen«, warf Donna ein und legte kurz die Hand auf Harrys Unterarm. »Wir alle.«
    »Wir glauben, dass Sie uns helfen können«, sagte Steiner.
    »Wie?«
    »Ich fahre besser weiter. Sag du's ihm, Donna.« Steiner startete den Wagen und fuhr so langsam weiter, wie sie gekommen waren. »Dann kann er es uns sagen.«
    »Was sagen?«
    »Ob Sie es machen werden«, brummte Ablett.
    »Es ist so, Harry«, sagte Donna. »Wir haben es immer wieder besprochen. Früher oder später wird Lazenby uns aufspüren. Was mit Torben passiert ist, beweist das. Die haben sechs Wochen gebraucht, um ihn zu finden. Selbst wenn sie doppelt so lange brauchen, um uns zu finden, werden wir doch noch nicht auf sie vorbereitet sein. Das Tonband könnte eine Rettungsleine sein. Wer kann das bestreiten, ohne es gehört zu haben? Aber wir können nicht einfach in Lazenbys Büro gehen und uns bedienen. Wenn wir einzubrechen versuchen und geschnappt werden, ist das gleichbedeutend mit Selbstmord. Also gibt es keine realistische Möglichkeit für uns, das Band zu beschaffen.«
    »Sie meinen...«
    »Sie dagegen haben eine Chance, Harry«, fuhr Donna fort. »Lazenby kennt Sie nicht, Fredericks hat kein Foto von Ihnen in seinen Akten, für Globescope sind Sie fremd. Wenn Sie es schaffen könnten, in Lazenbys Büro zu kommen...«
    »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Doch. Zu zweit haben Sie eine ausgezeichnete Chance, das Band zu holen. Einer lenkt Lazenby ab, während der andere...«
    »Zu zweit?«
    »Sie und Woodrow.«
    »Haben Sie Woodrow schon gefragt?«
    »Noch nicht. Aber er wird einwilligen, da bin ich ganz sicher.«
    »Bei Ihnen sind wir uns nicht sicher«, warf Ablett ein.
    »Sie sind verrückt!«
    »Das habe ich auch gesagt«, antwortete Ablett ihm barsch.
    »Aber wir haben auch gesagt, dass es funktionieren könnte«, sagte Steiner, während sie

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