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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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genau das, was Harry unbewusst erwartet hatte. Lazenby war gewohnt, seinen Willen durchzusetzen und seine Ziele klar vor sich zu sehen; ein Mann, dessen sicherste Vorhersage immer sein eigener Erfolg sein würde; ein Mann, dem man besser nicht in die Quere kam.
    »Norman Page«, stellte Harry sich vor, stählte sich, um Lazenbys Blick standzuhalten und die dargebotene Hand fest zu drücken. Er sah keine Spur von Wiedererkennen. Vielleicht, dachte er, konnte er sich darauf verlassen, dass jemand mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein wenig von anderen wahrnahm. »Und mein Kollege, Bill Cornford.«
    »Sehr erfreut«, erklärte Chipchase und trat zwischen Harry und Lazenby, wie sie es verabredet hatten.
    »Für meine Ohren klingt Ihre Aussprache mehr als nur ein bisschen britisch, Mr. Cornford. Ich dachte...«
    »Ich habe hier in den Staaten schon Geschäfte gemacht, bevor Norman mir die Zusammenarbeit vorschlug. Er bezeichnet mich als seinen amerikanischen Partner, aber wir sind beide gebürtige Briten.«
    »Ach so. Und welche Geschäfte waren das?«
    »Mobiltelefone.« Harrys Herz tat bei dieser plötzlichen Erfindung einen Satz. Was in aller Welt wusste Barry über Mobiltelefone? Mehr als er selbst, hoffte Harry inbrünstig. »Ich war ganz am Anfang dabei. Bin wieder ausgestiegen, bevor alle Welt auf den Zug sprang.«
    Lazenby lachte ein bisschen zu laut. »Vielleicht brauchen Sie meine Dienste ja gar nicht, wenn Sie einen so unfehlbaren Blick für ein heißes Geschäft haben.«
    »Ach, das war größtenteils Glück. Um oben zu bleiben, braucht man auch eine gesunde Dosis Urteilskraft.«
    »Und da komme ich ins Spiel, richtig?«
    »Ganz genau.«
    »Sehr schön. Nun, meine Projektmanagerin Cherie Liebermann wird später zu uns stoßen und Ihnen im einzelnen darlegen, was wir anzubieten haben. Zunächst einmal würde ich Sie gern mit dem Gründungskonzept von Globescope bekannt machen. Sozusagen den Boden bereiten.«
    »Klingt ideal«, sagte Harry mit etwas hölzerner Freude.
    »Warum setzen Sie sich nicht? Ich lasse Tee bringen. Das müsste Ihnen doch zusagen, nicht?«
    »Fein.« Harry wandte sich in die Richtung von Lazenbys ausgestreckter Hand und ging vor Chipchase her, um sich den Sessel neben dem Fenster zu sichern, den »riesigen und üppigen« Sessel, in dem Hammelgaard das Tonband versteckt haben wollte. »Weiche, cremefarbene Ledermöbel«, hatte Makepeace Steiner gesagt. »Viel zu groß und nicht sehr bequem.«
    Es waren andere. Groß und teuer, aber nicht dieselben. Klassisch im Stil und mit zartem Stoff in Gold und Grau bezogen - eindeutig nicht die Sessel, die Harry zu sehen erwartet hatte, vor allem sehen musste. Die anderen waren fort, Gott und Byron Lazenby allein wussten, wohin. Man hatte sie entfernt, zusammen mit allem, was sich möglicherweise darin befunden hatte.
    Harry blieb abrupt stehen und starrte auf die lächerliche Realität, die sich ihm darstellte. Vielleicht war er blass geworden, vielleicht war sein Unterkiefer heruntergefallen. Er war zu bestürzt, um seine eigene Reaktion zu spüren. Sie hätte mit einem Knall oder mit einem Wimmern enden können. Das Schicksal hielt ein säuerliches und höhnisches Lachen für diesen Augenblick bereit, in dem er es am wenigsten brauchen konnte.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte Lazenby. »Sie sehen gar nicht gut aus.«

41. Kapitel
    Vierzig lange Minuten waren vergangen. Harry konnte nur hoffen, halbwegs zusammenhängende Beiträge zur Diskussion geliefert zu haben, denn er erinnerte sich buchstäblich an gar nichts. Er hatte Tee getrunken, ohne ihn zu schmecken, sich Cherie Liebermann vorgestellt, ohne den geringsten Eindruck von ihrem Charakter oder ihrer Erscheinung zu haben, ausgenommen die extreme Leuchtkraft ihres Lippenstifts, und hatte jedem im Raum gesprochenen Wort zugehört, ohne eines davon zu behalten.
    Er war so gelähmt, dass er weder denken noch handeln konnte, und hatte sich vorgestellt, dass David und Torben dort saßen und Byron Lazenby ebenso falsch anlächelten wie er und Barry. Er hatte Davids Krankenzimmer so deutlich vor sich gesehen wie die Hochglanzbroschüren auf seinem Schoß, die reglose Gestalt im Bett mit allerlei Kabeln und Monitoren verbunden und die Brücke in Kopenhagen, wo Torben gestorben war. Das Wasser dort schien so laut gegen die Pfosten zu plätschern, dass es das Gespräch neben ihm übertönte.
    Lazenby schien ständig zu lächeln oder laut zu lachen, über irgendeinen Scherz von Barry oder einen

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