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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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unzuverlässigen Augen des Mannes. Der Mund darunter verzog sich langsam zu einem schelmischen und zugleich ungläubigen Grinsen.
    »Harry, alter Junge?« sagte Barry Chipchase. »Bist du das wirklich?«

39. Kapitel
    »Na, so was!« zwitscherte die aschblonde Frau und strahlte abwechselnd Harry und Barry an. »Soll das heißen, dass ihr euch kennt?«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete Harry und lächelte seinen früheren Freund und Partner mit einem vielsagenden Zusammenziehen der Brauen an.
    »Ich dachte, du wärst bisher noch nie in Amerika gewesen, Barry.«
    »War ich auch nicht.« Chipchases Lachen hatte einen nervösen Unterton, den nur Harry wahrnahm. »Harry und ich kennen uns schon ewig. Wir waren zusammen bei der Royal Air Force.« Seltsamerweise erwähnte er ihre unselige Zeit als gemeinsame Eigentümer von Barnchase Motors in Swindon nicht. »Länger, als einer von uns gerne zugibt.«
    »Und ihr seht euch zum ersten Mal seit damals? Das ist ja wirklich ungewöhnlich.«
    »Nicht direkt zum ersten Mal. Aber ich vergesse sämtliche Manieren.« Mit einer Handbewegung sagte Barry: »Harry Barnett - Gloria Bayliss.«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Harry. Was führt Sie nach Washington?«
    »Ach, Geschäfte. Und Sie?«
    »Ganz das Gegenteil. Das ist der Urlaub meines Lebens, und Barry begleitet mich.« Wieder legte Glorias strahlendes Lächeln ihre Jacketkronen frei. »Von hier reisen wir durch die Carolinas und Georgia nach Florida, dann nach New Orleans und rechtzeitig zu Weihnachten wieder nach Hause.«
    »Und wo sind Sie zu Hause?«
    »In Easingwold in der Nähe von York. Und Sie?«
    »Immer da, wo mein Bett steht.«
    »Auch so ein Globetrotter wie Barry? Ihr seid euch tatsächlich ein bisschen ähnlich. Immer das Jucken in den Füßen und ein Funkeln in den Augen. Das sieht man gleich.«
    »Wirklich?« Harry gefiel es nicht unbedingt, in irgendeiner Weise mit Barry Chipchase verglichen zu werden.
    »Kann ich einen Schnappschuss von dieser seltenen Begegnung machen?« Ohne auf ihre Einwilligung zu warten, schob Gloria die beiden Männer zusammen, ging ein paar Stufen hinunter und begann, durch den Sucher ihrer Kamera die richtige Einstellung zu treffen.
    »Was zum Teufel machst du wirklich in Washington, Harry?« fragte Barry, ohne die zu einem Fotolächeln verzogenen Lippen zu bewegen.
    »Sagte ich doch. Geschäfte.«
    »Erzähl mir nichts. Du weißt nicht mal, was das Wort bedeutet.«
    »Nein? Wie war's dann mit Bankrott, Betrug und Veruntreuung? Meinst du, damit hätte ich auch keine Erfahrung? Dir fällt doch sicher jemand ein, der dafür gesorgt hat, dass ich sie kennenlerne.«
    »Nimm den Hut ab, Barry!« rief Gloria. »Die Krempe verdeckt dein Gesicht.«
    »Da wir gerade von Geschäften reden, Barry - in welcher Branche bist du denn jetzt?«
    »Kümmere dich verdammt noch mal um deinen eigenen Kram, was immer das ist.«
    »Time-Sharing-Ferienwohnungen in der Ägäis waren es beim letzten Mal, nicht? Hast du Gloria da kennengelernt?«
    »Kämm dir die Haare, ja, Barry? Sie sind ganz verstrubbelt!« rief es von unten.
    »Ich glaube, wir sollten uns mal unter vier Augen unterhalten.«
    »Geht nicht. Gloria hat den ganzen Tag mit Besichtigungen verplant.«
    »Weiß sie von Barnchase Motors? Oder deiner durchaus noch quicklebendigen Ehefrau Jackie? Oder mir - und davon, wie ihr mich im Stich gelassen habt?«
    »Meine Güte, nun lächelt doch mal! Man könnte meinen, ihr freut euch gar nicht, dass ihr euch nach all diesen Jahren getroffen habt! « rief Gloria.
    »Ich habe den Verdacht, dass sie keine Ahnung von dem hat, was wir gnädig als deine verpfuschte Karriere bezeichnen könnten. Möchtest du, dass ich sie aufkläre?«
    »Mein Gott, Harry, das ist mehr als zwanzig Jahre her! Ich hätte nie gedacht, dass du der rachsüchtige Typ bist.«
    »Wenn man's nötig hat! Also, was hältst du von einem Plauderstündchen?«
    »Es gibt nichts, worüber wir plaudern müssten.«
    »Das kann ich besser beurteilen.«
    »So ist's gut. Bleibt so.« Der Verschluss der Kamera klickte. »Jetzt könnt ihr euch entspannen.«
    »Also?«
    »Siehst du nicht, wie verdammt peinlich das ist?«
    »Doch. Genau deshalb hoffe ich ja, dass du einwilligst.«
    »Ach, Scheiße.«
    Gloria Bayliss war Witwe und ziemlich vermögend. Im Frühjahr hatte sie einen Witwer ungefähr in ihrem Alter kennengelernt, einen charmanten, taktvollen, lebenslustigen Mann, der sich vor kurzem aus einer englisch-türkischen Immobilienfirma

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