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Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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verprügelt Asmodeus, den Dämon der Verschwendung.«
    »Margaret, ich bin entsetzt. Beschäftigst du dich jetzt mit Dämonologie?«
    »Nein, den habe ich auch gerade erfunden«, antwortete ich.
    »Es war ein Fehler, sie aus dem Zimmer zu lassen. Jetzt ist sie überall gleichzeitig und so schwierig einzufangen wie Quecksilber.«
    »Da wir gerade davon reden, werft einen Blick aus dem Fenster, mein Herr Gemahl… Nein, doch nicht so, nur verstohlen, sonst bemerkt sie Euch.«
    »Siehst du, was ich meine? Wie Quecksilber. Wie ist sie dorthin gekommen?«
    »Sie ist in ihr Zimmer gegangen und dann die Außentreppe am Bergfried hinunter.«
    »Aber warum? Sie konnte doch nicht wissen, daß Hugo hochkommt und sie sucht.«
    »Weil sie einen weiteren großen Auftritt haben will, solange du hier bist. Ich habe gesehen, wie sie ihren ersten geplant hat. Merkst du denn nicht, daß sie um deine Aufmerksamkeit buhlt?«
    »In der Tat. Das gräßliche Kleid. Die japsenden, glotzäugigen Hunde. Ja, du hast recht, da kommt sie schon wieder.« Das Gejiffel und Gejaffel der Hündchen wurde plötzlich lauter.
    »Oh, mein süüüßes Doucettelein, kommtu in Mamis Aaame?« Petronilla blieb hinter Gilbert stehen. Komisch, aber wenn sie ihre fünf Sinne einigermaßen beisammen hatte, war sie noch unleidlicher als sonst. Gilbert starrte entgeistert. Ich blickte nur auf meine Flickarbeit und lächelte.
    »O weh, muttu weinen? Hattu was in deinem süüüßen Pföööötchen?« Gilberts Blick sprach Bände. Wie werde ich diese gräßliche Frau los, sagten seine Augen. Ich deutete vorsichtig mit dem Kinn, und das hieß, dreh dich um. Sie weicht und wankt nicht, ehe du nicht mit ihr gesprochen hast, sagte ich stumm, während sie den Hund abtastete, den sie hochgehoben hatte. Gilbert drehte sich um, und auf seiner Miene war heftiger Abscheu zu lesen.
    »Oh, Sir Gilbert, mein aaarmes, liiiebes Doucettelein hat etwas gaaanz, gaaanz Spitzes im Pfööötchen, ob Ihr das mit Eurer kräftigen Männerhand herausziehen könntet?« Mir liefen vor lauter unterdrücktem Lachen die Tränen über die Wangen. Ich blickte zu Madame hinüber. Die hatte das Gesicht zur Wand gedreht, und ihre Schultern zuckten. Gilbert war hochrot angelaufen. In dem darauf folgenden peinlichen Schweigen suchte er, bis er einen Rosendorn in der Hundepfote fand und ihn herauszog. »Ihr seid so überaus klug, Sir Gilbert. Und ich, ich bewundere kluge Männer«, sagte Petronilla und klapperte mit den Wimpern. Gilbert blickte angewidert. Sie hielt das Hündchen noch immer unter den Arm geklemmt und schaffte es beim Umdrehen, gegen Gilbert zu sinken, so daß sie sich mit der Hand an seinem Arm abstützen mußte. Und falls er noch immer nicht begriff, fuhr sie sacht darüber. Dann nahm sie ihre Hand fort und verzog sich, jedoch nicht ohne ihm einen leidenschaftlichen Schlafzimmerblick zuzuwerfen.
    »O mein Gott, ich muß mich waschen«, sagte Gilbert.
    »Aber nicht in diesem Haus. Die springt dich auch noch im Badezuber an«, antwortete ich.
    »Was um alles in der Welt ist nur in sie gefahren?« fragte er.
    »Das ist doch einfach. Das, was sie begehrt, bekommt sie am Weiher nicht mehr, also bist du der Auserwählte des Augenblicks.«
    »Aber Margaret, das ist ja – das ist abscheulich. Was mache ich nur?«
    »Wenn du nicht mit mir zusammen bist, solltest du Hugos Gesellschaft suchen, denn dem will sie unbedingt aus dem Weg gehen.«
    »Gesund ist sie ebenso schlimm wie krank«, knurrte er.
    »Mein Herr Gemahl, sie schreckt vor nichts zurück, das eine weiß ich. Sie hat dem Hund den Dorn in die Pfote gesteckt. Ich habe gesehen, wie sie an der Tür stehengeblieben ist und es getan hat. Seit sie von all den Teufeln geheilt und nicht mehr eingesperrt ist, ist sie noch gefährlicher geworden. Sieh sie dir an – ihr Hirn sprüht Funken wie Feuer im Wind, und sie ist so schnell und gerissen wie der Leibhaftige.«
    »Daß sie schnell ist, ist mir auch aufgefallen.«
    »Ihr Hirn auch. Es arbeitet behende und stürmisch. Wir müssen weg, Gilbert…«
    »Mir scheint, ich habe hier unten die gräßlichen Hündchen gehört«, sagte Hugo, der zur Palasttür hereinkam. »Ich habe überall gesucht… Ist dieses Frauenzimmer hier durchgekommen?«
    »Sie ist geradewegs die Söllertreppe hoch.« Aus der Ecke, in der die Kinder spielten, drangen durchdringende, spöttische Stimmchen.
    »Ooooooh, Herr Riihitter, mein süüüßes, liiiebes Hüüündilein hat Aa gemacht. Ob Ihr das mit Eurer kräftigen

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