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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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der Todesreiter an seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester begonnen und setzte sich immer weiter fort. Er hatte schon geglaubt, dem Fluch entronnen zu sein. Doch der Tod klebte an ihm wie Pech.
    Seine Selbstvorwürfe schnitten in ihre Seele wie kalter Stahl. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie drängte die Emotionen fort, konzentrierte sich auf die Silberschnur und auf Arans Gedanken und Gefühle.
    Mein treuster Verbündeter, dachte er verbittert.
    »Das darfst du nicht denken, Aran. Sieh mich an.« Ihre Stimme klang unsicher und zitterte, doch sie besaß eine beinahe hypnotische Macht. Ihre Blicke trafen sich. Der Schmerz, der in ihnen beiden wühlte und durch ihre Seele schnitt, verschmolz zu einem. Juliane zog an seinem Hemdkragen, damit er sich zu ihr beugte. Sie küssten sich. Ihre Wärme, ihre Liebe vertrieb die Kälte in seinem Innern. Sie klammerte sich an ihm fest, umarmte ihn, holte sich Trost und bot Trost.
    Sie war er und er war sie. Sie waren eins.
    Tränen rollten über ihre Wangen.
     
    *
     
    Sie schluchzte leise und Arans Herz wollte brechen. Kalira, ihre beste Freundin lag da, mehr tot als lebendig. Für Ranons und Moiras Wohlergehen bestand kaum Hoffnung und er hatte nichts unternommen, um das zu verhindern. Er ließ seine Freunde im Stich. Und er verhinderte nicht, dass Juliane litt. Das war das Schlimmste, sie konnte sich nicht auf ihn verlassen.
    Plötzlich hielt er es keinen Moment länger in Kaliras und Julianes Nähe aus. Er ertrug nicht, wie Kalira im Bett lag, eine reglose Gestalt, mehr tot als lebendig. »Ich muss Selina, der Heilerin, Bescheid sagen«, behauptete er und floh aus dem Raum.
     
    *
     
    Juliane zögerte. Aran zog es vor, allein zu sein und sie spürte, dass es gut und richtig war, ihm diese Atempause zu gönnen. Also sank sie auf einen Stuhl neben Kaliras Bett.
    Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ergriff Kaliras bleiche Hand.
    »Was ist nur passiert, Kalira? Wer hat dir das angetan?«, flüsterte sie.
    Kalira wirkte wie eine zerbrechliche Glasfigur in ihren Kissen. Ihre Hand war kühl und trocken.
    Die Tür öffnete sich und Selina trat leise rein. Sie trug ihr braunes Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    Juliane wunderte sich, dass Selina weder ihren Arzneikorb noch andere Hilfsmittel bei sich trug.
    Natürlich hatte man die Heilerin bereits von Kaliras Ankunft und Zustand in Kenntnis gesetzt.
    Aran war nicht bei ihr.
    »Bleibt sitzen, Drachentochter«, gebot die Heilerin, als Juliane Anstalten unternahm, sich zu erheben.
    Selina schlug die Bettdecke zurück und untersuchte Kalira erfolglos nach äußerlichen Verletzungen. Dann beugte sie sich über ihr Gesicht.
    »Seht her, ist Euch dies aufgefallen?« Selina deutete auf Kaliras Lippen und Nasenlöcher, auf denen grauer Staub lag.
    Juliane zuckte mit den Achseln. »Straßenstaub?«
    Selina bückte sich über Kaliras Lippen und schnupperte. Sie öffnete deren Mund und roch erneut. »Hier auch.«
    Juliane beugte sich vor und sah rauchfarbene Spuren in Kaliras Mundraum. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht, Herrin. Ich werde Botschaften an Heilkundige in ganz Goryydon senden und alles unternehmen, um Ihrer Majestät bestmöglichste Behandlung zukommen zu lassen.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Selina unterzog Kalira einer gründlichen Untersuchung, ehe sie sich mit einem Nicken verabschiedete und das Gemach verließ.
    Kaliras Hand zwischen den ihren machte es sich Juliane auf dem Stuhl bequem. Sie gähnte und schüttelte ihren Kopf, als gelänge es ihr dadurch, die bleierne Müdigkeit, die sie mit voller Wucht befiel, abzuwerfen. Wie eine schwere Decke legte sich die Erschöpfung über sie. Sie blinzelte und versuchte ihre Augen offen zu halten, doch die Lider wollten nicht gehorchen. Ehe sie sich versah, sank ihr Kopf auf ihre Brust und ihr Bewusstsein entglitt ihr.
     
    Juliane fühlte sich von einem schwarzen Strom davongetragen. Schließlich wurde sie von ihm ausgespien und landete unsanft auf dem Boden.
    Weiße Nebelschwaden umwaberten sie. Sie erhob sich langsam.
    Der Nebel umhüllte sie und sie sah kaum ihre Fußspitzen. Schritte näherten sich, verhallten, um dann aus einer anderen Richtung heranzukommen.
    Sie straffte sich. »Hallo?«, fragte sie ins Nichts.
    »Ich bin hier«, erklang eine hohle Stimme.
    Juliane blickte sich suchend um. »Wo bist du?«
    Die Schritte schienen nicht weit entfernt, und sie erkannte eine schlanke Gestalt, die sich aus dem Nebel schälte.
    »Kalira«, rief

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