Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
hinab.
Eine Gruppe Männer und Frauen hatte sich dort eingefunden. Sie erwiesen sich als buntes Trüppchen unterschiedlichster Personen. Einige trugen ihren Erfolg durch teure Kleider und kostbarstes Geschmeide zur Schau, andere wirkten schäbig und zerlumpt. Die Neuankömmlinge mussten die herbeigerufenen Heiler sein.
Selina und Juliane standen bei ihnen.
Stirnrunzelnd trat Aran vom Fenster fort. Warum hatte man ihn nicht informiert? Es war seine Pflicht, die Gäste zu begrüßen, jetzt, wo er als Kaliras Vertreter fungierte.
Aran verließ sein Zimmer und eilte in den Burghof hinunter.
Im Hof gesellte er sich zu Juliane. Er brauchte keine telepathische Verbindung zu ihr, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Sie versteifte sich und rückte von ihm ab, kaum dass er neben ihr Stellung bezog.
Einer der Heiler trat zu Aran, grüßte ihn und stellte sich vor. Nach und nach taten es ihm die anderen nach.
Selina beugte sich zu ihm. »Ich habe ihnen mitgeteilt, sie würden einzeln zur Königin vorgelassen.«
Er nickte. »Eine weise Entscheidung. Führst du die Heiler nach oben?« Er warf Juliane einen kurzen Seitenblick zu. Sie wirkte abweisend und zornig.
»Wie Ihr wünscht, Herr«, erwiderte Selina gehorsam und verneigte sich, ehe sie sich entfernte.
Er wartete, bis Selina und die Heilkundigen verschwunden waren, und wandte sich an Juliane, die stocksteif neben ihm stand und düster in die andere Richtung starrte.
Sie verbarg ihre Gedanken vor ihm. Als sie Anstalten machte, zu gehen, hielt er sie zurück.
»Juliane, was ist los?« Er umfasste ihren Oberarm und sie entrang sich seinem Griff energisch.
Ihre Augen blitzten wütend, aber immer noch verschloss sie ihren Geist vor ihm.
»Lass mich in Ruhe!« Damit drehte sie sich um. Aran schien es, als versuche sie regelrecht, vor ihm zu fliehen.
Er blickte ihr hinterher, entschied, ihr einen Vorsprung zu geben und ihr dann zu folgen.
Aran öffnete vorsichtig die Tür zu seinen Gemächern. Unsicher, ob und in welchem Zustand er Juliane dort finden würde. Sie lag ausgestreckt auf seinem Bett. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Stiefel auszuziehen, ließ sie über den Bettrand ragen und presste ihr Gesicht in die Kissen. Ihr Körper bebte kaum merklich. Sein Herz verkrampfte sich, als er merkte, dass sie zu weinen schien.
Zögernd näherte er sich. »Juliane?« Er schluckte trocken und setzte sich an den Bettrand.
»Es tut mir leid«, sagte er leise.
»Was?«, fragte sie mit erstickter Stimme. Sie bewegte sich nicht, doch ihre Haltung drückte Anspannung aus.
»Was auch immer ich getan habe, um dich zu enttäuschen.« Ihm schwante, dass sie von ihm und Caryll wusste.
»Ich habe dich und Caryll gesehen«, bestätigte sie seine Vermutung.
Ein eiserner Ring umklammerte seine Brust. Sie musste denken, zwischen ihnen beiden bestände eine Liebesbeziehung.
»Sie hat mir ihre Liebe gestanden.« Über Gefühle zu reden, bereitete ihm immer noch Schwierigkeiten. Ich liebe dich, Juliane. Nur dich. Es ihr auf telepathischem Weg mitzuteilen, fiel ihm leichter.
»Aber du empfindest auch für Caryll etwas«, sagte Juliane ihm auf den Kopf zu.
Natürlich, sie las seine Gedanken und Gefühle, so wie er die ihren. Aran wusste, dass es keinen Sinn machte, dies zu leugnen. »Ja, ich achte sie als Mensch und Freundin. Mehr nicht«, schwor er.
Juliane setzte sich auf und wischte die Tränen aus ihrem Gesicht. Sie blickte ihn noch immer nicht an, sah in die andere Richtung, ließ aber die Mauern um ihre Gedanken fallen und Aran Anteil an ihrem Schmerz und ihrer Eifersucht haben.
Er schluckte. Die silberne Schnur verwandelte sich in eine Peitsche, die zischend durch seine Seele fuhr. Diese Erinnerung und sein Schuldgefühl drückten ihn nieder. »Kannst du mir vergeben?«, flüsterte er. Er musste ihr das Geschehen vom letzten Sommer beichten, da er nicht wollte, dass etwas zwischen ihnen stand oder sich zur Bedrohung entwickelte. »Es soll kein Geheimnis zwischen uns geben«, versprach Aran. Er berührte sie sacht an der Schulter.
Juliane wandte ihm ihren Kopf zu. »Was willst du mir damit sagen? Du hast mit ihr geschlafen!«
Sie wurde blass und sperrte ihn aus ihrem Kopf aus.
»Nur einmal. Ich war einsam. Sie kam zu mir und vermisste ihren Verbundenen, da ist es passiert.«
*
Zu wissen, dass der Mann, den man liebte, das Bett mit einer anderen geteilt hatte, war unangenehm. Die Rivalin zu kennen, machte die Sache schmerzhaft. Vor allem,
Weitere Kostenlose Bücher