Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
schade, dass Juliane ihn für sich beanspruchte. Er war wirklich ein heißer Typ.
Sie seufzte leise und zog damit die Aufmerksamkeit Arans auf sich. Sie strahlte ihn an, er runzelte die Stirn und sah weg.
Juliane wandte sich Ku’guar zu. »Wie gefällt es dir hier?«
Er zupfte an seinem Hemdsärmel, offenbar waren ihm die Kleider, die man ihm gebracht hatte, zu unbequem.
»Die Burg ist sehr groß. Ich bin das nicht gewöhnt, von so vielen Menschen umgeben zu sein«, erwiderte er ehrlich.
Die Tür öffnete sich und eine Dienerin trat ein, hinter ihr erschien Cortys. Sie trugen Tabletts, auf denen Schalen und Teller standen. Verlockende Gerüche stiegen aus den Schüsseln auf. Die Dienerin stellte ihr Tablett ab und verteilte Teller, auf denen Püree angerichtet war.
Auf Cortys’ Servierbrett befanden sich Brötchen aus dunklem Mehl, eine große Schüssel goldgelber Körner, Braten und Soße und eine Schale mit kleinen Knollen.
Als sie die Speisen herumgereicht und die Terrinen auf dem Tisch abgestellt hatten, verließen die Dienstboten den Raum.
Michaela machte sich hungrig über das Püree her. Sie stöhnte und spie den Bissen wieder aus. »Igitt, Maroni!«
Sie schob den Teller weit von sich.
Aran und Ku’guar starrten sie verwirrt an.
»Ich hasse das Zeug«, verteidigte sie sich und schüttelte sich.
Juliane führte einen Löffel voll Brei in den Mund und schluckte.
»Das sind auch Esskastanien.« Sie deutete auf die Schüssel mit den kleinen Knollen.
»Danke für die Warnung.« Michaela ließ den Löffel ins Püree fallen und holte sich Fleisch und Brötchen auf ihren Teller.
»Was habt ihr vor?« Sie strich über ihre Miederbluse. Mit dem langen Rock in Naturfarben, den ihr die Dienerin gebracht hatte, wirkte sie wie eine Waldorf-Mutti. Sie hätte einen engen, kurzen Rock oder eine Lederhose bevorzugt. Mit ihrer Forderung war sie jedoch bei den Dienerinnen auf taube Ohren gestoßen. Juliane musste ein gutes Wort für sie einlegen und die Amazonen der Kleidertruhen überzeugen, ihr ein anständiges Outfit zu überlassen. Bevor die Kleidung Michaela verführte, ihren Namen zu tanzen und mit ihrer inneren Göttin zu plaudern.
Aran blickte fragend auf. »Weswegen?«
»Na, wegen dieses Kloobs und seinen Machenschaften.«
Ku’guar sah interessiert in die Runde.
»Wie viel weiß sie?« Sein angespannter Blick ruhte auf Juliane.
»Alles.«
»Wir sollten das Kind nicht in unsere Probleme einbeziehen.«
Michaela stieß ihren Teller von sich, dass er klirrend ein Stückchen über den Tisch rutschte. Sie schluckte die Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag, hinunter und sah neugierig zu Juliane.
Diese verteidigte Michaela sofort. »Sie ist älter als ich zu dem Zeitpunkt, als ich zur Auserwählten berufen wurde.«
»Sie ist noch ein Kind«, beharrte Aran.
»Könnt ihr aufhören, über mich zu reden, als sei ich nicht anwesend?«
»Entschuldige, Michaela.« Juliane blickte Aran eine Weile schweigend an, ehe sie sich ihr zuwandte. »Wollen wir zusammen auf den Übungsplatz gehen? Hast du Lust?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Von mir aus.«
Er erhob sich. »Wir treffen uns unten, ich muss noch was erledigen.«
»Warte, ich komme mit.« Juliane wandte sich noch einmal an Michaela. »Wir treffen uns unten, in Ordnung?« Sie begleitete Aran hinaus.
»Was ist mit dir? Bist du dabei?«, wollte Michaela wissen und sah zu Ku’guar.
Der Schlüssel zu allem ist die Geduld.
Chinesisches Sprichwort
Kapitel 9
Wahrheiten
J uliane steckte das Hemd in ihre Hose, während sie das Gemach verließ. Sie eilte den Gang entlang und wollte die Treppen hinunterlaufen, als Caryll sie rief.
Unentschlossen hielt Juliane inne. Was konnte die Landadlige von ihr wollen? Mit dem Wissen um Carylls Gefühle für Aran argwöhnte sie, dass die Konfrontation mit der Frau unangenehm verlaufen würde. Dennoch drehte sie sich um und zwang sich zu einem Lächeln. »Dame Caryll? Was kann ich für Euch tun?«
Caryll näherte sich langsam. Ihr Gesicht war vom vielen Weinen gerötet und verquollen. Ihr Haar, sonst zu einer kunstvollen Frisur gedreht, hatte sie zu einem lockeren Zopf geflochten.
Ein Anflug von Mitleid überkam Juliane. Caryll nahm sich Arans Zurückweisung offensichtlich zu Herzen.
Caryll blinzelte. »Gebt Aran frei«, verlangte sie entschlossen. »Ihr werdet wieder gehen, so wie beim letzten Mal. Aber ich bin hier. Ich liebe ihn genug, um ihn über Euren Verlust hinwegzutrösten.« Sie
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