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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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schwanden. Sie schüttelte den Kopf.
    »Alles in Ordnung«, murmelte sie und blickte sich suchend um. »Glaube ich.«
     
    Der Himmel konnte sich nicht entscheiden, ob er mit Regen um den Tod Ranons weinen oder mit dem Lachen der Sonne seine Ankunft im Kreis der erlösten Seelen begrüßen sollte.
    Juliane bevorzugte den wolkenverhangenen Morgenhimmel. Die gelegentlich hervorblitzende Sonne stach unangenehm in ihren verquollenen Augen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als die Soldaten Ranon in die Erdgrube hinabließen.
    Sie glaubte nicht, die Zeremonie durchzustehen. Es verlangte sie, sich umzudrehen und zu rennen, zu fliehen vor dem Trauerakt, der Erkenntnis, Ranon und Moira verloren zu haben und vor ihrem Schmerz. Tränen hätten ihr vielleicht geholfen, doch sie besaß keine einzige mehr. Zu ungehemmt brachen diese in der Nacht aus ihr hervor. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt.
    Aran stand dicht neben ihr, ihre Arme berührten sich. Nach dem Hofprotokoll galt eine direkte Körperberührung, wie umarmen oder Händchen halten bei Beerdigungen als unschicklich.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie sah sich um, doch niemand fasste sie an.
    Michaela trat neben sie und ergriff ihre Hand.
    Juliane betastete ihre Schulter, noch immer hatte sie das Gefühl, jemand liebkoste sie dort. Die Berührung erfüllte sie mit Trost.
    »Wir wollen nun Ranon von Pernon, den Gemahl unserer Königin, verabschieden«, intonierte Selina. Sie trug ein langes Gewand in Erdfarben. Auch die meisten anderen Trauergäste hatten Kleider in Erdtönen angelegt.
    Arans Unruhe übertrug sich auf Juliane. Sie wusste, dass dieser Part für ihn der Unangenehmste der ganzen Zeremonie war. Ein wichtiger Teil des Rituals bestand darin, dass die engsten Angehörigen ihre wahren Gefühle preisgaben.
    Er trat an das Grab.
    »Ranon, du warst mir ein treuer Freund und verlässlicher Kampfgefährte. Du wirst mir fehlen«, sagte er laut genug, dass die Umstehenden ihn hörten.
    Aran drehte sich um. Die Erleichterung, seinen Part erfüllt zu haben, reichte nicht aus, Julianes Erregung zu dämpfen. Bedauernd nickte er ihr zu. Sie las in seinen Augen Mitgefühl. Sie schluckte und trat vor. Selbst die kleinste Bewegung strengte sie unsagbar an. Die Trauer zu überstehen, kostete sie in dieser Situation mehr Kraft, als sie aufzubringen in der Lage war.
    Sie ließ sich auf die Knie sinken. Wieder begannen ihr die Tränen über die Wangen zu laufen. »Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen und jetzt wagst du es, zu sterben, ehe ich dir sagen konnte, wie sehr ich deine Freundschaft geschätzt habe. Du warst für mich wie ein Bruder. Du hast in mir Dinge gesehen, ehe ich sie erkannte. Ich vermisse dich, du verdammter Kerl!« Julianes Stimme verlor sich in haltlosem Schluchzen. Sie war sich nicht sicher, ob wer ihre Rede verstanden hatte, zu leise und zu undeutlich hatte ihre Stimme geklungen. Aber das war ohnehin gleichgültig, es ging nur darum, dass sich die Lebenden von dem Verstorbenen verabschiedeten.
    Aran tauchte neben ihr auf. Er half ihr hoch und brachte sie an ihren Platz zurück. Sein rechter Arm lag um ihre Schulter, der linke schlang sich um ihre Taille. Juliane barg ihr Gesicht an seiner Schulter und ließ ihren Tränen freien Lauf. Seine Wärme und der vertraute Geruch trösteten sie. Er verschloss seinen Geist vor ihr, verhinderte absichtlich, dass sie seine Emotionen teilte. In ihrem Kummer gelang es ihr nicht, ihm Stärke zu schenken. Stärke, die er gewiss ebenso nötig hatte wie sie. Sie streichelte seinen Rücken.
    »Verzeih mir«, murmelte sie an seinem Hals. »Du vermisst ihn auch.«
    Gegen alle Schicklichkeit küsste Aran sie auf die Stirn.
    »Mach dir keine Gedanken, Liebste«, erwiderte er rau. Er zog sie enger an sich.
    Erst, als die lange Reihe der versammelten Gäste sich von Ranon verabschiedet hatte, fühlte Juliane sich wieder in der Lage, der Feier zu folgen.
    Selina ließ eine Handvoll Erde auf den Toten rieseln.
    »Die Erde wird dein Ruhebett.«
    Ein Diener in schwarzbrauner Kutte überreichte ihr einen tönernen Kelch und sie goss daraus Wasser auf das Grab.
    »Das Wasser sei dein Trank.«
    Erneut trat der Dienstbote heran und reichte der Burgheilerin einen brennenden Ast, den sie in das Grab fallen ließ.
    »Die Sonne wird dich wärmen.«
    Nun übergab der Diener Selina eine weiße Feder, die sie sacht in die Luft blies und wartete, bis diese in die Grube schwebte.
    »Doch der Wind soll deine Seele in den Schoß der

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