Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Zirpen von Grillen noch die dämmerungsaktiven Tiere verursachten die für sie typischen Geräusche. Sie verhielten sich leise, als versteckten sie sich.
Die Pferde wieherten, als Ku’guar neben ihnen auftauchte.
»Ich rieche Gefahr«, knurrte er.
Juliane wandte sich angespannt an Aran.
Er beugte sich zu ihr und küsste sie leidenschaftlich. Seine Lippen schmeckten nach Verzweiflung und Abschied.
Sie strich über seine Wange.
Ein unheilvolles Kreischen zerschnitt die Stille. Juliane riss ihr Schwert aus der Scheide.
Michaelas Pferd schnaubte und stieg. Sie schrie und verlor den Halt. Juliane hörte den dumpfen Aufprall, noch ehe sie sah, was geschehen war. Die Stute floh in wildem Galopp in den Wald.
Ku’guar war mit einem Satz bei Michaela, die wimmernd auf dem Boden lag. Er half ihr auf, soweit es ihm in seiner Pumagestalt möglich war.
Juliane und Aran sprangen aus den Sätteln.
Mit einem Fauchen erschien ein Graugnom vor Juliane. Sie stieß ihm reflexartig ihr Schwert in den Unterleib. Grünes, zähflüssiges Blut quoll aus der Wunde. Sie zog die Klinge nach oben und schlitzte das Wesen auf.
Ein Troll tauchte vor ihnen auf. Aran hielt das Schwert bereits in der Hand, als sich ihm die Kreatur näherte. Von hinten stürmten weitere Graugnome und Trolle heran. Juliane wirbelte herum.
Michaela verteidigte sich mit dem Schwert gegen einen der Trolle, während ein Graugnom sich auf Ku’guar stürzte. Sie schwang das Schwert, als hätte sie dies jahrelang trainiert und rammte es dem Troll in den Bauch. Die Kreatur kreischte und brach zusammen. Michaela warf sich herum.
Julianes Aufmerksamkeit nahm ein angreifender Gnom in Beschlag. Sie wehrte dessen Hieb ab. Die Unterarme dieser Wesen schienen unempfindlich gegen ihre Angriffe zu sein. Nicht der kleinste Kratzer bildete sich unter ihrer Schwertspitze.
Es holte aus und riss ihr mit seiner Klaue eine Wunde in den Oberarm. Sie stöhnte auf. Der Graugnom steckte sich grinsend den blutverschmierten Finger in den Mund und stürzte sich mit einem lauten Kreischen auf Juliane. Sie wich aus und warf sich herum. Ein Troll rannte auf sie zu. Ku’guar sprang ihn an und brachte ihn zu Fall. Der Troll packte den Semchai, stieß ihn von sich und stürmte wieder auf Juliane zu.
»Es sind zu viele. Verschwindet von hier«, befahl Aran.
»Und du?«, fragte sie und keuchte. Sie fügte dem Troll einen Schnitt zu und wich dem Graugnom aus, der sie immer noch attackierte.
»Ich komme nach! Ich beschäftige sie, bis ihr sicher in den Wald fliehen konntet«, erklärte Aran. »In den Elfenwäldern seid ihr in Sicherheit. Dorthin können sie euch nicht folgen.«
Er rammte einem Troll das Bein in den Bauch, zog mit der linken Hand einen Wurfdolch und warf ihn. Die Waffe landete mit einem Schmatzen im Auge des Ungeheuers. Es sackte heulend in sich zusammen.
»Michaela soll mein Pferd nehmen. Los jetzt«, befahl Aran. Er zog einen weiteren Wurfdolch.
Aus der Nacht galoppierten schnaubende Reittiere mit rot glühenden Augen und hageren Gestalten auf ihren Rücken heran.
»Bist du verrückt?«, krächzte Juliane. »Sie bringen dich um! Sie sind in der Überzahl.«
Das ist der Plan. Genau das werden sie denken. Wir teilen uns auf. Ich halte die Stellung, Ku’guar lockt sie in die entgegengesetzte Richtung. Du reitest mit Michaela in die Elfenwälder. Sie müssen sich ebenfalls aufteilen. Es kann funktionieren. Wenn wir hierbleiben, sterben wir.
Juliane ließ ihren Blick kurz schweifen. Die höllischen Wesen erwiesen sich als zahlreich. Arans Plan klang waghalsig, aber vernünftig. Sie verschloss ihre Gedanken vor ihm. Juliane würde ihn nicht im Stich lassen, sondern mit ihrer Schwester einen Teil der Angreifer zu den nahen Elfenwäldern locken und zurückkehren, um Aran beizustehen. »Michaela«, rief sie. »Auf’s Pferd. Schnell!«
Juliane griff nach Staubwolkes Zügel und schwang sich auf seinen Rücken. Als sie im Sattel saß, sah sie noch einmal zu Aran. Er erwiderte den Blick mit drohender Miene. Verschwinde.
Ihre Kehle schien zugeschnürt. Sie packte ihr Schwert und teilte im Galopp links und rechts Hiebe aus. Sie mähte einen Troll nieder, der gegen einen Dämonenreiter fiel und diesen zu Fall brachte. Das Reittier stieß ein Heulen aus, das Juliane einen eisigen Schauder über den Rücken trieb.
Sie schlug ihrem Schimmel die Hacken in die Seiten und folgte Michaela. Der Wind trug ihr das Fauchen und Kreischen der Höllenwesen hinterher. Sie beugte sich über
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