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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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blauschwarze Kurzhaarfrisur zerzaust sein musste, so ganz ohne Styling und Spiegel. Am Haaransatz wuchs gewiss ihre dunkelblonde Naturfarbe nach, und ohne Make-up wirkte sie jung und blass. Ein Grund, warum sie sich selten ungeschminkt aus dem Haus wagte.
    »Eine Stadt«, mischte sich Aran ein. »Menschen, Dreck, das Übliche, nichts, das man gesehen haben muss.«
    »Kommst du aus Sytal?«, forschte Michaela.
    »Nein.«
    Ihre Neugierde regte sich, selbst Juliane hatte ihr nicht allzu viel über Aran erzählt. Dass er mütterlicherseits dem Volk der Morvannen entstammte, war das Äußerste, das sie ihr über seine Herkunft offenbart hatte. Sie überlegte, ob seine Geschichte interessant sein mochte.
     
    *
     
    Juliane wusste, dass Aran nicht die Absicht hatte, ihrer Schwester etwas über sich und seine Vergangenheit zu erzählen. Sie versuchte, Michaela abzulenken. Sie kannte ihre jüngere Schwester und obendrein konnte sie ihre Gedanken lesen.
    »Geht es dir gut?«
    Die Ablenkung funktionierte. Sie wirkte verwirrt.
    »Ja, wieso? Wenn man erst mal ein paar Tage hintereinander im Sattel sitzt, hat man genug Hornhaut am Hintern, um länger reiten zu können.«
    »Du wärst lieber zu Hause.«
    »Stimmt.« Michaela schwieg einen Moment. »Ich habe bisher alles für selbstverständlich gehalten, Badezimmer, Duschgel, Musik, Strom. All das Zeug, das wir tagtäglich benutzen. Hier gibt’s nichts, nur Langeweile und alles ist vorsintflutlich. Ich weiß nicht, warum du diese Welt und das ganze Drumherum so liebst.«
    Juliane ließ ihren Blick schweifen. Ihr Herz wollte vor Freude zerspringen, und sie konnte nicht anders, als zu lächeln.
    »Siehst du wirklich nicht dasselbe wie ich? Diese Bäume, das Gras, das Wasser, alles ist sauber, gesund. Pure Lebenskraft. Die Menschen mögen einfache Leute sein, aber sie arbeiten hart und die meisten sind herzensgut. Hier ist meine wahre Heimat.«
    »Selbst wenn es nicht so wäre, mit ihm würdest du überall leben, sogar in der Hölle.« Michaela deutete auf Aran, der mit Ku’guar ein Stück voranritt.
    »Ich war in der Hölle ohne ihn.« Ein leichtes Stechen peinigte ihre Brust. »Du kannst dir das nicht vorstellen. Mit ihm zusammen fühle ich mich lebendig und vollkommen. Ohne Aran bin ich blind, taub und gelähmt. Wenn ich in unsere Welt zurückkehren muss, werde ich vor Sehnsucht nach ihm sterben.« Juliane erschrak vor dieser Erkenntnis. Doch im selben Moment wurde ihr klar, dass es ihr mit nichts ernster war, als damit. Ohne Aran stürben jedes Fünkchen Freude und Lebenswille in ihr.
    Michaela griff nach ihrer Hand. Sie musterte Juliane intensiv und nickte verständnisvoll. »Du meinst es wirklich so«, bestätigte sie wohl mehr sich als Juliane.
    Juliane lächelte und fühlte sich befreit. »Ja, absolut.«
     
    *
     
    Michaela starrte auf ihre verschlungenen Hände. Bis zu diesem Moment hatte sie sich nie bewusst gemacht, dass sich Juliane zu Hause unglücklich fühlte. Sie hatte einen gewissen Grad an Zufriedenheit erlangt, aber echtes Glück empfand sie offenbar nicht. Anders hier, in dieser mittelalterlich rückständig anmutenden Welt. Und wenn sie Aran ansah, schien jede ihrer Poren Freude zu verströmen und Aran liebte Juliane ebenfalls. Das war förmlich spürbar. Es schmerzte Michaela schier, zu erkennen, wie sehr sich die beiden liebten. Sie blickte erneut in Julianes Gesicht. Sie würde nicht zulassen, dass Juliane Aran verlassen musste. Nicht jetzt, nachdem sie begriffen hatte, wie viel es ihrer Schwester bedeutete bei ihm zu sein. Wenn es einen Weg zurück in ihre Welt gab, würde sie verhindern, dass Juliane ihn ging. Auch wenn das hieß, dass sie ihre Schwester niemals wiedersah.
    Falls es in ihrer Macht läge …
     
    *
     
    Juliane erwachte abrupt. Einen Augenblick blieb sie bewegungslos liegen und überlegte, was sie geweckt haben mochte. Bittere Galle sammelte sich in ihrem Mund. Sie sprang auf und verschwand im Gebüsch. Dort erbrach sie sich würgend. Als sich ihr Magen einigermaßen beruhigt hatte, ließ sie sich auf die Knie sinken. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Hatte sie sich ausgerechnet jetzt den Magen verdorben? Sie erhob sich und schlich zum Lagerplatz zurück. Michaela und Aran schliefen, Ku’guar streunte noch in der Gegend herum.
    Sie nahm den Wasserschlauch, spülte sich den Mund aus, nahm ein paar kleine Schlucke und kehrte zu ihrem Schlafplatz zurück, wo sie sich an Aran kuschelte. Er brummte, drehte sich um und zog sie in

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