Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Lagerplatz.
*
Michaela nutzte die Unterbrechung und wechselte das Thema. Sie ertrug es nicht, zu hören, wie schlimm es um Aran stand, und zu sehen, wie ihre Schwester litt.
»Was ist das für eine Kräutermischung, die du aufgelegt hast?«, erkundigte sie sich, um Juliane abzulenken.
»Schafgarbe und Borugo, das hilft bei offenen Wunden und Blutungen.« Juliane bückte sich nach den unbenutzten Stoffstreifen und warf sie in kochendes Wasser. Sie würden die nächste Zeit reichlich Verbandsmaterial benötigen. »Wo ist der Morvanne abgeblieben?«
»Sein Name ist Shaara. Er wollte Kräuter pflücken gehen. Er ist wohl so eine Art Zauberer, dort wo er herkommt.«
Juliane blickte auf. »Beherrscht er die Gabe der Heilung?«
»Glaube schon, er nannte es anders. Er meinte, heute sei Vollmond, der beste Zeitpunkt, um heilkräftige Pflanzen zu sammeln.«
Juliane erhob sich. »Ich muss austreten, kannst du Aran die Stirn kühlen?«, bat sie Michaela.
»Einen feuchten Lappen auflegen?«, vergewisserte sich Michaela.
Juliane nickte und Michaela rollte die Augen. Warum nur hielt Juliane sie für so dumm? Natürlich wusste sie, was ihre Schwester von ihr verlangte. Sie griff sich eine der Schalen, mit der sie Wasser aus dem See schöpfte. Sie kam zurück, setzte sich neben Aran und legte das Tuch sanft auf sein Gesicht.
Er warf sich herum, schlug die Decke zurück, um kurz darauf zu frösteln.
Michaela wickelte ihn wieder ein und starrte ihn besorgt an. Erneut befreite er sich.
»Mensch, mach keinen Scheiß. Juliane ist in der Lage, sich etwas anzutun, wenn du stirbst«, murmelte Michaela, während sie ihn zudeckte.
Juliane trat zu Michaela und nahm ihr die Schale und das Tuch ab. »Ich übernehme das.«
Michaela zögerte. »Kann ich noch etwas tun?«
Juliane schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. »Nein, ich glaube nicht. Wenn Ku’guar zurück ist, könntest du dich um das Essen kümmern.«
»In Ordnung.« Sie entfernte sich und spazierte am See entlang. Als sie außer Hörweite war, setzte sie sich unter einen Baum. »Ranon, kannst du Aran helfen?«, wollte sie wissen.
Ich dachte, ich solle mich ruhig verhalten, meldete sich Ranon nach kurzem Schweigen zu Wort.
»Bist du etwa beleidigt? Kannst du etwas für ihn tun oder nicht?« Sie hasste es, in die Luft hineinzureden und noch mehr, dass Ranon so zickig reagierte.
Mehr als ihr ohnehin schon getan habt, könnte ich auch nicht für ihn tun. Ranon schwieg einen Moment. Du könntest Wasserdost pflücken, mit Schafgarbe aus euren Vorräten mischen und versuchen, Aran den daraus gekochten Trank einzuflößen .
Michaela sprang auf. »Prima, wo finde ich Wasserdost und wie sieht er aus?«
Etwa so hoch wie du, mit kleinen weißen Blüten und schmalen Blättern.
»Hilfst du mir?«, bat sie ungeduldig.
»Wobei?«, ertönte eine männliche Stimme und Michaela schrie auf, während sie rückwärts stolperte.
Ku’guar tauchte hinter einem Busch auf, in der Hand hielt er ein paar Eichhörnchen.
»Verdammt, warum erschreckst du mich so? Und wieso belauschst du mich?« Wütend versetzte sie ihm einen Stoß vor die Brust.
Ku’guar musterte sie stoisch. »Wie kann ich dich aushorchen, wenn niemand sonst da ist, mit dem du redest? Ich dachte, du sprichst mit mir.«
»Du bist flink mit einer Ausrede zur Hand.« Sie stapfte erhobenen Hauptes an Ku’guar vorbei.
»Shit, kannst du nicht aufpassen? Sie halten mich am Ende noch für verrückt und sperren mich im Kerker ein«, schimpfte sie leise mit Ranon, als sie sich außer Hörweite glaubte. »Aber vielleicht bin ich sogar durchgeknallt und du in Wahrheit meine zweite Persönlichkeit.« Sie kam an Haselnusssträuchern und blühendem Unkraut vorbei.
Da war gerade Wasserdost.
Sie hielt inne. »Wo?« Ihre Hand griff nach dem Unkraut und pflückte einige Stängel ab.
Das müsste reichen. Kaum zu glauben, so schnell Wasserdost zu finden. Du bist ein Glückskind, Michaela.
Sie hatte wieder Gewalt über ihre Gliedmaßen und fuchtelte zu ihrer eigenen Bestätigung mit den Kräutern in der Luft. »Voll krass, möchte nie wissen, wie es aussehen würde, wenn ich das nicht wäre.« Sie machte kehrt und lief zu Juliane und Aran zurück.
Ku’guar saß am Feuer und häutete die gejagten Eichhörnchen, bevor er sie ausnahm.
Michaela beobachtete ihn eine Weile, ehe sie ein würgendes Geräusch von sich gab. »Ich glaube, ich bin ab heute Vegetarierin.«
Ku’guar warf die Eingeweide ins Feuer, wo sie zischend
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