Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
stets an seiner Seite gewesen war, als er die letzten Male das Bewusstsein erlangte.
»Danke.« Er setzte sich mithilfe des Mädchens auf. Er fand sie sehr hübsch, trotz ihres zweifarbigen kurzen Haarschopfs. Ihre hellen Augen blitzten lebhaft und sie wirkte quirlig. Eine Eigenschaft, die Frauen gut zu Gesicht stand. Sie schien nachzudenken, während sie ihn musterte.
Das Wasser des Purpursees plätscherte gegen das Ufer und aus derselben Richtung drang der Schrei eines Wasservogels. Die Luft trug den Geruch nach verbranntem Holz, gebratenem Fleisch und der Süße und Würze der Pflanzen aus der Umgebung heran.
»Wie geht es dir?«, erkundigte sie sich.
»Besser. Wo ist der junge Mann, der bisher bei mir war?«
Das Mädchen riss die Augen auf. Einen Moment lang wirkte sie erschrocken. »Welcher Mann?«
An der Art, wie sie das sagte, ahnte Shaara, dass sie wusste, von wem er sprach. Oder es ahnte. »Groß, blond und blaue Augen. Er trug ein silbriges Kettenhemd.«
Sie blickte sich suchend um, fluchte leise und rollte aus dem Zehenspitzenstand auf die Fußsohlen. Den Wasserschlauch ließ sie achtlos neben ihm liegen und ging zu den beiden Pferden. Sie wühlte sichtlich nervös in einer der Satteltaschen. Kurz darauf kam sie mit einem Stück Brot zurück und setzte sich. Sie bot ihm eine Hälfte an und kaute auf ihrem Anteil herum. »Ich bin allein, im Moment wenigstens. Ich hoffe, dass meine Schwester, ihr Freund und Ku’guar bald zurückkommen.« Sie rieb sich die Nase an ihrem Ärmel und seufzte. »Mein Name ist Michaela, und wer bist du?« Als er antworten wollte, hob sie ihre Hand abwehrend. »Bitte keine Litanei, dein Rufname reicht mir.«
Er verkniff sich ein Lächeln. »Man nennt mich Shaara.«
Sie nickte und lächelte. »Gut, was machst du hier? Wir sollten am See auf jemanden treffen. Bist du derjenige?«
Shaara überlegte kurz. »Möglich«, entgegnete er vorsichtig. »Du lagerst nicht allein hier?«
Sie streckte sich müde. »Nein, meine Schwester und Ku’guar wollen hier jemanden treffen. Wir haben dich entdeckt. Du hast Juliane wohl etwas mitgeteilt, das sie glauben ließ, Aran wäre Gefangener jener, die dich niedergeschlagen und für tot gehalten haben.«
Shaara war verwirrt. »Aran? Wer ist das?«
*
Michaela musterte ihn interessiert. Seine Kleidung bestand aus beigefarbenem und braunem Stoff. Seine hellbraunen Augen blickten freundlich und klug und die Fältchen um die Augen verrieten, dass er oft lächelte. Insgesamt fand sie ihn zwar nicht so attraktiv wie Aran, aber er übte eine gewisse Faszination auf sie aus. Und er betrachtete sie wie eine Frau und nicht wie ein unmündiges Mädchen, wie Aran oder Ku’guar es taten.
Seine Bemerkung über den Mann, den er gesehen haben wollte, jagte ihr einen Schrecken ein. Konnte es sein, dass er Ranon wahrnahm? Sie wischte den Gedanken beiseite. Er musste halluziniert haben. Wie sollte das möglich sein?
Auf dieselbe Art, wie ein Geist deinen Körper als Taxi benutzt, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
Sie verneinte und konzentrierte sich auf Shaara und ihr Gespräch. »Julianes Freund, wie nennt man das hier? Geliebter? Gemahl? Egal.« Sie zuckte mit den Schultern. »Kannst du dich nicht mehr erinnern?«
Er schüttelte den Kopf und stöhnte auf.
»Tut weh, was?« Sie ergriff seine Hand und erwiderte sein Lächeln.
*
Am Morgen des dritten Tages erreichte Juliane mit Aran und Ku’guar den Lagerplatz. Erleichtert glitt sie aus dem Sattel und wollte Aran beim Absteigen helfen, doch er ignorierte ihren Versuch. Schwerfällig stieg er vom Pferd.
Michaela stürmte auf sie zu, umarmte erst Juliane, dann Ku’guar und wandte sich Aran zu. »Heilige Scheiße, was haben sie mit dir angestellt? Du siehst furchtbar aus.«
Juliane musterte Aran. Sie hatte ihm geholfen, sich zu waschen und seine Kleider so gut wie möglich gereinigt. Die Verbände hatte sie unterwegs nur einmal wechseln können, weil ihr Ersatz fehlte und die Möglichkeit, das Linnen auszukochen. Trotzdem sah er mindestens so schlecht aus, wie er sich fühlen musste. Seine Beinverletzung schien ihm immer noch höllische Schmerzen zu bereiten. Nachts hatte er sich herumgewälzt und Laufen vermied er, so gut es ging. Sein Gesicht war nach wie vor geschwollen und von blauen Flecken übersät. Sein rechtes Auge konnte er immer noch nicht öffnen. Juliane zwang Aran, ans Lagerfeuer zu gehen und nahm ihm den Verband ab.
»Michaela«, begann Juliane und bekam von
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