Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
sich. Sie keuchte vor Anstrengung, schlang ihre Beine um seine Oberschenkel und kämpfte gegen ihn.
Zwei dunkle Arme schossen aus dem Dunkeln hervor, packten Aran an den Schultern und drückten ihn nieder.
»Danke.« Sie blickte auf und erkannte den Morvannen Shaara. Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit schwarz wie Onyxe mit mondsilbernen Punkten darin.
»Wie lange ist sein Geist verwirrt?«
»Seit der Dämmerung.«
Aran gab seinen Widerstand auf und beruhigte sich. Er stammelte und warf seinen Kopf hin und her.
»Eure Seelen sind eins, hilf ihm, nimm ihm seinen Schmerz«, forderte Shaara sie sanft auf.
Sie starrte ihn an. Wer war dieser Mann, dass er so genau um die besondere Verbundenheit zwischen ihr und Aran wusste? Er nickte ihr lächelnd zu.
»Ich weiß nicht wie«, musste Juliane ihm gestehen.
Shaara nahm ihre rechte Hand, legte sie auf Arans Brust. »Fühlst du seinen Herzschlag, da’ischaá?«, flüsterte Shaara.
Hitze glitt ihre Handfläche empor. Arans Herzschlag vibrierte in ihrer Hand. Sie spürte das Echo bis in ihren eigenen Brustkorb.
»Dein Herz ist sein Herz. Er ist Teil deiner Seele, so wie du Teil seiner bist«, intonierte Shaara.
Sie sah ihn an. Seine Augen leuchteten heller, als noch vor wenigen Minuten. Spannung lag in der Luft. Er musterte sie fragend.
»Ja«, wisperte sie. Sie blickte auf Aran hinunter. Ihre Berührung schien ihn zu beruhigen. Doch noch immer verzerrte Schmerz seine Züge.
»Spüre die Verbindung, die euch eint. Dieses Band ist stärker als Raum und Zeit. Mächtiger als der Tod selbst.«
Die silberne Schnur schwebte über Juliane, sie musste nur ihren Geist öffnen, um die Seelenverbindung überdeutlich wahrzunehmen. Sie fühlte ihr nach und unterdrückte ein Zittern.
Shaara griff nach ihrer Hand, führte sie zur Mitte und rieb sacht über Arans Brust. »Tauche in seine Seele ein. Finde den Kern seiner Lebensessenz.«
Sie glaubte, ihr ganzes Sein, ihre ganze Existenz flöße durch ihre Hände in Aran. Sie fühlte sich gleichzeitig vor ihm sitzend und in ihm ruhend. Ihr schwindelte, und zugleich aalte sie sich in goldenem Licht, das von der silbernen Schnur durchwirkt wurde. Schwäche und Kälte übermannten sie und einige Momente lang dachte sie, bewusstlos zu werden.
Shaaras Hand klopfte sacht, aber energisch auf ihre Schulter. »Konzentriere dich!«
Seine Stimme und Berührung halfen ihr, sich zu zentrieren. Ein Teil von ihr ruhte in Aran, in seiner Seele, sie umhüllte seine Seele wie eine schützende Decke. In diesem Augenblick fühlte sie Schmerz, unendlichen Schmerz, der gegen sie drückte, sie zu verdrängen versuchte. Als das nicht gelang, als sie sich dagegen stemmte mit all ihrer Kraft, wollte die Pein mit ihr verschmelzen.
»Lass ihn deine Liebe spüren, sende ihm Wärme und Zuneigung. Erinnere dich an ein beglückendes Erlebnis, das ihr miteinander teiltet«, drang Shaaras Stimme an ihr Ohr. Das Leid, das wie eine zähe Flüssigkeit in sie eindringen wollte, lähmte sie. Qual kroch durch ihre Seele.
Diesmal lagen Shaaras Hände auf ihren Schultern und seine Stimme wehte mit seinem Atem an ihr Ohr. »Es hat keine Macht über dich. Es ist Arans Schmerz. Du bist der Schutzschild. Nun tu, was ich sagte. Schenke ihm die Erinnerung an euren glücklichsten Moment.«
Sie versetzte sich zurück, als sie ihn zum ersten Mal nach den Jahren der Trennung wiedergesehen hatte. Sie sandte ihre Empfindungen Aran und spürte, wie er sich entspannte, wie die Schmerzen und der Kummer verdrängt wurden. Allein durch die Kraft ihres Geistes. Sie hielt die Emotion fest.
»Entspanne dich. Löse dich von ihm«, sprach Shaara.
Juliane kam es wie eine Ewigkeit vor, in der sie Shaaras Anweisungen zu befolgen versuchte. Es schien ihr, als klebte ihre Seele wie mit unzähligen Saugnäpfen an seiner fest. Sich zu befreien, erwies sich als anstrengender als alles andere.
Schließlich hatte sie es geschafft und fand sich vor Aran kniend. Sie benötigte einige Minuten, ehe sie sich in ihrem Körper angekommen empfand. Erst dann merkte sie, dass sie sich fühlte, als wäre sie verprügelt worden. Keine Stelle in ihrem Leib schien nicht zu schmerzen und unangenehm zu pochen.
Sie blickte neugierig in Arans Gesicht und bemerkte erstaunt, wie sich seine Gesichtszüge entspannten. Erleichtert beobachtete sie ihn eine Weile. Froh, dass es ihm besser ging.
Shaara schwieg eine ganze Weile. »Keine Sorge, da ‘ischaá, er wird wieder gesund werden.« Er griff nach Arans
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