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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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ins »Haus der Utopien« gemacht.
    »Ich bin richtig froh, meinen Mann eine Weile los zu sein«, vertraut mir Mrs. Braunstein an. »Ich habe die Nase voll von seinen Vorhaltungen. Gut, es war meine Schuld, dass der Gasherd nicht richtig abgedreht war, aber wir machen doch alle gelegentlich Fehler.«
    Der Warteraum ist hellblau gestrichen und wirkt mit seinen buttercremeweißen Ledersofas wie ein nobler Country Club. Wir sind insgesamt gut zwanzig Leute. Wieder gibt es eine gut bestückte Bar und jede Menge Köstlichkeiten. Ich gehe gleich mal zur Salatbar und hole mir einen gemischten Salat. Ich finde, das steht mir jetzt zu, nachdem ich vorhin auf die Horsd’œuvres verzichtet habe. Mrs. Braunstein holt sich einen Eisbecher mit heißer Karamellsauce und blinzelt mir auf dem Rückweg verschwörerisch zu. »Ich bin tot, was soll’s?«
    Ich habe kaum meinen Salat verdrückt, da ruft mich ein weiterer Engel zu sich. »Alex? Es kann losgehen.«
    Ich küsse Mrs. Braunstein zum Abschied auf die Wange, und wir kommen überein, einander Bescheid zu geben, sobald wir wissen, wie es mit uns weitergeht.
    »Ich werde nach diesem Adam Ausschau halten«, verspricht sie. »Ihr zwei habt ein wunderhübsches Paar abgegeben.«
    Adam war in der Tat die reinste Augenweide. Ich hoffe und bete, dass es im Himmel Telefone gibt.
    Ich werfe ihr eine letzte Kusshand zu, ehe ich den Warteraum verlasse. Der Engel führt mich hinaus in die Lobby und … Moment mal … du meine Güte, sind das etwa …? Tatsächlich! Meine Großeltern!

     

Heaven, I’m in Heaven …
     
    Meine Großeltern sind hier!! Ich bin noch immer völlig von den Socken. Man hat mir erzählt, früher, also vor vielen, vielen Jahrhunderten, seien noch alle Neuzugänge direkt am Himmelstor von ihrer Sippe empfangen worden. Das gab wegen des immer größeren Zulaufs mit der Zeit selbstredend ein ziemliches Chaos. Wenn sich allenthalben hysterisch kreischende Leute in die Arme fallen, macht das ein effizientes Arbeiten natürlich unmöglich. Also wurden die Empfangsgebäude mit den himmlischen Namen errichtet, um den Check-in möglichst rasch und organisiert abwickeln zu können.
    Tut mir leid, dass ich meine Schilderung vorhin so abrupt unterbrochen habe, aber es kann mir wohl keiner verübeln, dass ich beim Anblick meiner Großeltern, die ich vor über zwanzig Jahren zum letzten Mal gesehen habe, aus allen Wolken gefallen bin (wenn auch nur im übertragenen Sinne). Niemand hat auch nur mit einem Wort erwähnt, dass sie hier sind, und ich hatte es total vergessen. Ich hatte tatsächlich angenommen, ich wäre mutterseelenallein hier oben.
    Und dann komme ich nichts ahnend aus dem Warteraum, und da stehen sie: meine Großmutter, mein Großvater – und mein Onkel Morris!
    Es ist einfach unbeschreiblich, sie nach all der Zeit wiederzusehen; vor allem (ich hoffe, Großvater und Onkel Morris nehmen es mir nicht übel) meine Großmutter. Ich bin total aus dem Häuschen. Großmutter und ich haben uns, bis sie starb, sehr nahe gestanden. Ich habe sie schrecklich vermisst. In den letzten zwanzig Jahren ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich nicht an sie gedacht habe. Und jetzt steht sie vor mir! Sie ist es, zweifellos: ihre hohe, näselnde Stimme, ihr unverkennbarer Duft nach Fliederparfum und Haarspray von Aqua Net. Meine Großmutter, wie sie leibt und lebt. Äh, nun ja, sozusagen.
    Ich kann sie gar nicht oft genug umarmen, muss sie immer wieder ansehen. Natürlich habe ich in meiner Wohnung unten auf der Erde Fotos von ihr gehabt, aber ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, ihre Falten berühren zu können, ihre turmhoch toupierten roten Haare (Ich höre sie förmlich den Friseur im Schönheitssalon beschwören, in den ich sie als kleines Mädchen oft begleitet habe: »Volumen, ich brauche mehr Volumen!«) … das ist fast zu viel für mich.
    »Du hast mir schrecklich gefehlt«, schluchze ich zitternd.
    »Ich weiß, Schätzchen«, tröstet sie mich. »Aber jetzt sind wir wieder vereint, und daran wird sich erst einmal eine ganze Weile nichts ändern.«
    »Seht nur, wie groß sie geworden ist.« Mein Großvater breitet die Arme aus. »Eine richtige junge Dame.«
    »Ganz recht«, kreische ich. »Ich bin erwachsen!« Plötzlich sprudelt es nur so aus mir hervor. »Ich war auf dem Abschlussball meiner Highschool, und auf dem College, und dann bin ich nach Los Angeles gezogen und, guck mal, Oma, meine Zähne! Weißt du noch, wie du mir damals, bevor du gestorben bist,

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