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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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solche Nummern", sagten sie dem Neffen.
    Und sie schlugen weiter auf ihn ein, und der Neffe dachte : Na meinetwegen. Für dieses Halsband lasse ich mich gern ein wenig malträtieren.

    Der Anwalt hatte inzwischen einige indische Keulen zum Jonglieren in die Hand gedrückt bekommen. Er warf sie hoch in die Luft. Das sah ganz schön aus. Das Problem war nur, daß sie ihm beim Herunterkommen alle auf den Kopf fielen, statt daß er sie auffing.
    Der Zirkusdirektor, der zusah, sagte: „Das ist ganz lustig. Nehmen Sie das in der Vorstellung mit in Ihre Nummer hinein."
    Nach dem Mittagessen schlichen sich alle vier, Witwe, Anwalt, Neffe und David, zum Bärenkäfig. Es war ein. sehr großer, schwarzer Bär, und er sah richtig gefährlich aus. Aber tatsächlich war er ganz zahm. Er steckte in einem Kostüm mit einem lustigen Hütchen auf dem Kopf, und sie konnten das Halsband, das er umhatte, gut erkennen. Sie standen alle zusammen vor dem Käfig, aber keiner traute sich hinein. Der Anwalt sagte: „Also, einer muß hinein, wenn wir das Halsband haben wollen."
    „Warum gehen Sie denn nicht?" fragte der Neffe.
    Sie begannen darüber zu streiten, wer hineingehen sollte. Schließlich griff David mit einem Vorschlag ein.
    „Losen wir es doch aus. Wer den kürzesten Strohhalm zieht, muß hinein."
    Er machte drei gleich lange und einen kürzeren Strohhalm und hielt sie so, daß nur die oberen Enden aus seiner Hand hervorschauten. Die Witwe zog den kurzen Strohhalm. „Warum ich ?" jammerte sie. „Losen wir noch einmal!" „Nein, nein", sagte der Neffe. „Du hast verloren, also gehst du hinein und holst das Halsband."
    Sie seufzte schwer. „Also gut. Aber wenn der Bär mich umbringt, verklage ich euch alle!" Sie sahen zu, wie sie die Käfigtür öffnete und hineinging. Der Bär lag auf dem Boden und rührte sich nicht.
    „Schön, Bäri-Bäri", säuselte die Witwe. „Braves Bärchen." Sie
ging langsam auf ihn zu. „Braves Bärchen will mir doch nichts
tun, oder?"
Der Bär blickte träge zu ihr hoch.
    „Ja doch, braver Bär, du magst mich doch leiden, nicht?" Der Bär bewegte sich immer noch nicht.
    Die Witwe nahm ihren ganzen Mut zusammen und tätschelte dem Bären vorsichtig das Fell
    Der Bär sah fast aus, als lächele er.
    „Na siehst du, guter Bär, braver Bär." Und sie griff nach dem
Halsband und nahm es ihm ab, indem sie den Verschluß
öffnete.
„Ich habe es!" rief sie.
    Jetzt rappelte sich der Bär endlich langsam hoch auf die Beine. Die Witwe rannte hastig aus dem Käfig hinaus und verschloß die Tür. Sie hielt das Halsband triumphierend in die Höhe. „Ich habe es!"
    Dann begann sie es genauer zu betrachten und wurde dabei
ganz blaß.
„Was ist?" fragte David. .
    „Das ist ja nur eine Imitation!" rief die Witwe. „Schaut es euch an! Das sind keine Diamanten. Das ist nur einfaches Glas!" Alle besahen sich das Halsband und mußten ihr zustimmen. Das Halsband war nichts wert.
    „Dieser alte Bösling!" schimpfte die Witwe. „Er hat uns hereingelegt!" Sie fauchte David an. „Und es ist alles deine Schuld! Du hast diesen Quatsch erzählt, daß das Diamantcollier an dem Bären hängen würde!"
    „Augenblick", sagte der Anwalt. „David könnte schon durchaus recht gehabt haben. Samuel Stone sagte, er gab es einem vierbeinigen Tier. Vielleicht sollte uns ja der Bär nur auf eine falsche Fährte locken. Es könnte doch auch ein anderes Tier hier im Zirkus sein." Sogleich waren alle wieder gierig.
    Der Anwalt übernahm das Kommando und sagte: „Wir verteilen uns und schwärmen aus und untersuchen sämtliche Tierkäfige. Wer das Collier findet, teilt den Erlös mit den anderen." „Abgemacht", sagte der Neffe.
    Der Bär mochte ja zahm sein. Aber es gab auch Tiere im Zirkus, die wirklich wild waren... ganz wild!
    Der Neffe steckte seinen Arm in den Löwenkäfig und bekam ihn um ein Haar abgebissen. Der Anwalt machte mutig den Tigerkäfig auf, und der Tiger entfloh. Aber er hatte auch kein Halsband um. David ging zu den Leoparden, jedoch auch von diesen hatte keiner ein glitzerndes Halsband um.
    Am Ende kamen sie enttäuscht zu der Einsicht, daß sie sich ganz umsonst einer Menge Unannehmlichkeiten unterzogen hatten und daß sie von Samuel Stone wohl doch tüchtig hereingelegt worden waren.

    Am Nachmittag saßen sie niedergeschlagen in der Bibliothek herum.
    „Nichts zu machen", sagte die Witwe. „Dieses Halsband finden wir nie." Sie dachte an die Worte Samuel Stones: Es war „sehr, sehr, sehr teuer".
    David

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