Die zehn Fragen: Roman
sagte: „In Ordnung, David, wir spielen fair." Bei sich aber dachte sie: Ich muß mir etwas ausdenken, wie ich alle Anteile für mich allein einkassieren kann.
Der Anwalt nickte. „Sie hat recht, David. Wir wollen gerecht und gleich teilen." Und bei sich dachte er: Ich muß mir etwas ausdenken, wie ich alles allein behalten kann.
Und auch der Neffe sagte: „Wir sind alle zu gleichen Teilen dabei." Aber bei sich dachte er: Nicht, wenn ich es verhindern kann!
Und damit gingen sie alle los, jeder mit dem Vorsatz, die anderen um ihren Anteil zu betrügen. Mit Ausnahme von David.
Der erste Yamamoto im Telefonbuch besaß ein Gewächshaus mit Blumen und Pflanzen. Ein untersetzter junger Japaner arbeitete dort, als sie ankamen.
„Mr. Yamamoto?" fragte der Anwalt. Der Mann blickte auf. „Ja?"
Der Anwalt wußte nicht so recht, wie er beginnen sollte. „Wir
sind hier, weil..."
„Sie möchten Pflanzen kaufen?"
„Nicht eigentlich", sagte die Witwe: „Samuel Stone schickt uns. Sie kennen Mr. Stone doch, nicht wahr?" „Bedaure, nein."
Sie sahen einander an. „Na gut, keine Ursache. Vielen Dank."
Die zweite Adresse war die Holzverarbeitungsfirma
Yamamoto. Ein hünenhafter Japaner lud Baumstämme auf
einen Laster.
„Mr. Yamamoto?"
Er wandte sich um. „Ja?"
Der Anwalt führte wieder das Wort. „Wir sind Freunde von Samuel Stone."
Der Japaner musterte sie. „Ja, und was wollen Sie?"
Die Witwe sagte: „Wir wollen das, was Sie von Mr. Stone in Verwahrung haben."
„Keine Ahnung, wovon Sie reden", sagte dieser Mr. Yamamoto. „Ich habe noch nie etwas von einem Samuel Stone gehört."
Auch ihre nächste Station brachte sie nicht weiter. Es war ein Restaurant, und der Inhaber Yamamoto war gerade mit der Zubereitung von Sushi beschäftigt.
„Tja", sagte er, „ich habe eine Menge Gäste, aber von einem Samuel Stone habe ich noch nie etwas gehört." Da standen sie wieder mit leeren Händen da.
„Jetzt haben wir nur noch eine Adresse", sagte David. Die Adresse des letzten Yamamoto auf ihrer Liste war ein College. Als sie dort ankamen, wurden sie in ein Zimmer in einem der zu dem College gehörenden Gebäude geführt. Bei ihrem Eintritt in. eines der Klassenzimmer sahen sie sich einem kleinen, alten Herrn gegenüber, der an einem Schreibtisch saß und schrieb.
„Entschuldigen Sie die Störung", sagte David.
Mr. Yamamoto blickte auf. „Ja? Kann ich etwas für Sie tun?" „Das wissen wir nicht genau", sagte David, der sich in dem Klassenzimmer umsah. Er dachte: Also, an Colleges war Samuel Stone ja nun nicht gerade interessiert. Vermutlich waren sie hier ebenfalls wieder an der falschen Adresse. „Sie haben nicht zufällig Samuel Stone gekannt?" fragte er dann. Der alte Herr stand auf. „Ach so, Sie kommen von Samuel Stone?"
Die Witwe fragte sogleich drängend: „Sie kennen ihn also?" „Sehr gut sogar, Samuel Stone hat eine meiner Erfindungen finanziert. Sie ist fast fertig. Ich war sehr betrübt, als ich von seinem Tod las. Er hat sie nie mehr gesehen."
„Nun ja",. sagte der Anwalt, „dies hier sind seine Erben. Also gehört diese Erfindung jetzt ihnen."
„Können wir sie mal sehen?" fragte der Neffe neugierig. „Haben Sie sie hier?"
Die Witwe war sofort sehr viel direkter. „Wieviel ist sie wert?" Doch Mr. Yamamoto sagte achselzuckend: „Schwer zu sagen. Genaugenommen ist sie unbezahlbar."
„Habt ihr das gehört?" rief der Neffe. „Unbezahlbar!" Und er sah bereits im Geiste vor sich ganze Armeen von Autos, schönen Mädchen und Jachten.
„Könnten wir also mal einen Blick darauf werfen?" fragte David.
Der kleine alte Mann verbeugte sich. „Gewiß doch, da sie nun Ihnen gehört. Wenn Sie mir bitte folgen wollen."
Sie folgten ihm hinaus und durch einen langen Korridor bis zu
einer großen Garage. In deren Mitte stand ein Auto. Es sah alt,
staubig und abgefahren aus.
„Hier", sagte Mr. Yamamoto.
„Was denn?" stammelte der Neffe, als er den Mund wieder zubrachte. „Das nennen Sie eine Erfindung?
Das dürfte eine der häßlichsten Blechkisten von Auto sein, die ich je gesehen habe."
„Es ist ein ganz besonderes Auto", sagte Mr. Yamamoto. Aber auch die Witwe höhnte: „Unbezahlbar, wie? Wenn man für dieses Wrack noch hundert Dollar bekommt, muß man froh sein." Sie wandte sich angewidert den anderen zu. „Das ist so typisch Samuels Idee von einem schlechten Scherz. Auf unsere Kosten!" Zu dem Professor sagte sie: „Wenn Samuel Ihnen für den Zusammenbau dieses Schrotthaufens mehr als
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