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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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keinen Zweck, wenn es irgendeiner dort aufspüren wollte." David hörte ihnen zu und wußte, woher der Wind wehte. Jeder war praktisch schon auf dem Weg nach Rußland!

    Am nächsten Tag saßen sie alle in einem russischen Flugzeug nach Moskau. Sie waren einzeln zum Flughafen gekommen und hatten sich erst im Flugzeug getroffen. Jedem war es leicht peinlich, erwischt worden zu sein.
    „Nun ja", sagte die Witwe zu David, „ich hatte eben noch einmal über alles nachgedacht und es mir dann anders überlegt."
    „Genau wie ich", heuchelte der Neffe. „Ich meine, versuchen kann man es doch."
    „Eben", sagte der Anwalt, „ganz meine Meinung. Wir haben ja nichts zu verlieren dabei."
    Als sie landeten und durch die Einreisekontrolle waren, fuhren sie zu einem Hotel und begannen, im Telefonbuch nach Iwan Popow zu suchen.

    Es gab mehrere.
    Der erste, den sie aufsuchten, war ein Metzger. „Wir haben heute kein Fleisch", sagte er sofort.
    „Wir wollen gar kein Fleisch", flüsterte der Neffe. „Wir wollen das Ei."
    „Eier haben wir auch keine", sagte der Metzger.
    Danach fuhren sie zu einem Obstmarkt. Als sie hineingingen, sagte der Obsthändler sogleich: „Obst ist aus. Kommt morgen wieder."
    „Wir wollen gar kein Obst", flüsterte diesmal die Witwe. „Wir wollen das Ei."
    „Da müßt ihr zu einem Eierladen gehen. Aber die haben auch keine Eier."
    Ihre nächste Station war ein Schuhgeschäft. „Keine Schuhe", sagte der Ladenbesitzer. „Schuhe sind aus."
    Hier sagte David nun: „Wir sind eigentlich nicht wegen Schuhen hier. Sondern wir sind auf der Suche nach dem Ei." „Sind Sie nicht gescheit? Seit wann kauft man Eier im Schuhgeschäft?"
    Der Neffe konstatierte: „Sieht so aus, als wären wir mit unserem Latein am Ende. Das alles ist ein Schuß ins Blaue." „Eine Adresse ist immerhin noch übrig", sagte David. „Richtig", bestätigte der Anwalt.
    Es war eine Buchhandlung, ein kleiner Laden in einer winzigen Seitenstraße. Draußen stand der Besitzername: Iwan Popow. Sie gingen hinein. Drinnen saß ein Hüne von Mann hinter der Ladentheke. „Mr. Popow?" fragte David.
    „Ja." Er musterte sie kurz. „Ihr seid wohl Amerikaner?" „Richtig", sagte die Witwe. „Und ich war mit Samuel Stone verheiratet."
    Popows Miene hellte sich sofort auf. „Ah, da seid ihr wohl
wegen des Fabergé-Eies gekommen!"
„Haben Sie es?" fragte der Anwalt.
    „Gewiß doch. Ich bewahre es für meinen Freund Samuel auf. Er hat es bereits bezahlt. Ich sollte es behalten, bis er wiederkommt. Und keinem außer ihm persönlich geben. Wo ist er denn?" „Tot ...", sagte die Witwe.
    Aber da unterbrach David sie bereits hastig: „Todmüde, meint
sie! Er erholt sich."
Die anderen sahen ihn verdutzt an.
    „Dann sagen Sie ihm doch einen schönen Gruß", meinte Iwan Popow, „und daß ich ihn erwarte. Nur ihm persönlich händige ich es aus."
    Die Witwe machte noch einen schwachen Versuch. „Das hat er gesagt?"
    „Ja. Er befürchtete, man würde es ihm zu stehlen versuchen. Er sagte wörtlich: Bewahren Sie mir das Ei gut auf, bis ich komme und es mir hole."
    Der Neffe sagte langsam: „Also, Sie würden es niemandem anderen geben?"
    „Kommt nicht in Frage", sagte Iwan Popow. „Sagen Sie Samuel, er soll bald kommen. Ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen."
    „Ja, gut, das sagen wir ihm", erklärte die Witwe schwach. Dann standen sie niedergeschlagen wieder draußen vor dem Laden und beratschlagten.
    „Das wäre es dann wohl", sagte der Anwalt. „Jetzt können wir genausogut wieder heimfliegen."
    David dachte nach. „Nicht unbedingt", sagte er dann. Er hatte sogleich wieder die allgemeine Aufmerksamkeit. „Was meinen Sie damit?"
    „Ich habe da eine Idee", sagte David. „Wir treffen uns im Hotel wieder."
    Und sie sahen ihm nach, wie er davonging, und fragten sich, was er wohl vorhatte.

    Wären sie ihm gefolgt, hätten sie festgestellt, daß er in einen Laden für Theaterschminke und -masken ging. Er kaufte dort ein halbes Dutzend Artikel und kehrte anschließend ins Hotel zurück.
    Die Witwe war dort bereits beim Packen zum Heimflug, als es an ihrer Tür klopfte. „Augenblick!" rief sie. .. Dann ging sie zur Tür und öffnete sie. Draußen stand der leibhaftige Samuel Stone und lächelte sie an. Sie kreischte auf. „Du .. du kannst doch nicht hier sein, du bist tot!"
    „Pst!" flüsterte David. Er trat rasch in ihr Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Die Witwe sah ihn mit offenem Mund an. Er war runtergerissen das

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