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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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hingegen würde gar um ihr Leben fürchten müssen, da es der Masse der Engel ein Leichtes wäre, ihr das göttliche Feuer zu entziehen.
    So warteten sie geduldig, bis das rege Treiben da draußen endlich abnahm und langsam Ruhe einkehrte. Einige Augenblicke war es geradezu gespenstisch still. Dann jedoch erklang eine Stimme, die weit hinaus in die Weiten der Hölle hallte und von jedem auf viele Meilen im Umkreis zu hören war.
    „Brüder! Es sind Dinge geschehen, die unsere Welt für immer verändert haben!“, sprach die Stimme. „Ihr alle erinnert euch an das Menschenkind Eleanor, die ein Drittel von uns zurück zum Herrn gebracht hat. Das allein war bemerkenswerter als alles, was in den zweitausend Jahren zuvor geschehen ist. Und doch waren dies Geschehnisse, die sich allein in der Welt der Lebenden abgespielt haben. Nun aber sind hier in der Hölle Veränderungen über uns hereingebrochen, die beunruhigend und bedrohlich zugleich sind!“
    „Ich weiß, wer dort spricht!“, zischte Raphael in der Dunkelheit der Felsspalte zu Lilith. „Sein Name ist Asrael. Er ist ein hoher Fürst der Gefallenen und stand einst Samael sehr nah. Seit Samaels Erlösung gilt er als einer ihrer Führer. Er…“
    Doch die Stimme in der Arena fuhr bereits fort und so unterbrach Raphael sich.
    „Wisst, meine Brüder, dass in diesem Augenblick hier in der Hölle eine junge Frau unterwegs ist, die über ungeahnte Kräfte verfügt. Die Grenzflüsse halten sie nicht, die kochende Lava des achten Kreises hielt sie nicht, nicht einmal die Akoloythoi konnten sie halten!“
    Ein Toben und Brausen hallte durch den Talkessel, als die gefallenen Engel aufschrien. Raphael und Lilith mussten nicht hinaussehen, um zu wissen was dort in diesem Augenblick geschah. Tausende rotglühender Leiber leuchteten hell und bedrohlich auf, während viele von ihnen sich vor Erregung in die Luft erhoben und rastlos über der Arena schwebten. Erst nach und nach kehrte wieder eine gewisse Ruhe ein und schließlich schrie eine Stimme über den langsam abebbenden Lärm hinweg: „Woher weißt du davon, Asrael?“
    „Ein Akoloythos, der in meinen Diensten steht, hat einen Menschengeist außerhalb des Ortes seiner Strafe aufgegriffen“, erwiderte Asrael. „Aus eigener Kraft hätte er den Feuersee des achten Kreises nie verlassen können, doch er wurde im siebten Kreis gefunden. Dort hat er sich von einer Gruppe verfluchter Menschen getrennt, die von dieser jungen Frau geführt wurden. Er behauptete von ihr aus dem Feuersee befreit worden zu sein, als sie hindurchging, ohne dabei zu verbrennen.“
    Wieder tobte ein Sturm der Entrüstung durch die Arena, doch dieses Mal verschaffte Asrael sich schnell wieder Gehör.
    „Hört mich an!“, rief er. „Der Name dieses Mädchens ist Eleanor! Ich wette mein Seelenheil darauf, dass es eben jene Eleanor ist, die uns schon einmal begegnet ist!“
    Dieses Mal erbebte die Hölle förmlich unter dem Aufruhr im Talkessel. Steine und Sand rieselten auf Raphael und Lilith in ihrem Versteck herab, während der Lärm der Stimmen unbeschreibliche Ausmaße annahm. Alles schrie und redete wild durcheinander, unzählige Flügel rauschten und für einen Augenblick fürchtete Lilith, dass das rieselnde Gestein über ihren Köpfen nachgeben und ihr Versteck einstürzen könnte.
    Dann jedoch erhob sich die Stimme Asraels erneut über das Chaos: „Brüder, wir müssen entscheiden, wie wir vorgehen wollen!“
    „Was gibt es da zu entscheiden!“, schrie eine andere Stimme. „Kein Mensch darf hier in der Hölle tun, was dieses Mädchen getan hat. Wir müssen sie aufhalten! Wo soll das alles enden, wenn sie durch die Geisterwelt zieht und Seelen befreit?“
    Unzählige Stimmen schrien voll Zorn ihre Zustimmung zu diesen Worten heraus, doch erneut war es Asrael, der sich schließlich durchsetzte.
    „Wir sollten es uns nicht zu einfach machen!“, rief er. „Sicher, sie kann sich durch die Hölle bewegen. Aber kann sie sie auch wieder verlassen?“
    Schlagartig wurde es still in der Felsenarena und Asrael senkte seine Stimme nun, ließ sie tief und lauernd klingen.
    „Auch sollten wir in Erfahrung bringen, was genau sie hier vorhat. Offenbar schart sie andere Seelen um sich, doch was mag ihr Ziel sein? Kommt es euch nicht merkwürdig vor, dass sie sich nicht etwa aus dem Inneren der Hölle nach außen bewegt? Nein, stattdessen wandert sie ins Zentrum dieser Welt, an jenen Ort, der heißer, finsterer und verdorbener ist, als alles

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