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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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sie in unheimlicher Ruhe und Selbstverständlichkeit.
     
    …
     
    Die Finsternis war undurchdringlich und schien kein Ende nehmen zu wollen. Weder Eleanor noch die anderen hätten sagen können, wie lange sie sich nun schon durch diesen lichtlosen Tunnel tasteten. Eine Weile war es ganz leicht gewesen. Sie waren zwar vollkommen blind an diesem Ort, doch zumindest war der Tunnel eng gewesen, so dass sie mit ausgestreckten Armen hintereinander gehen und die Wände des Tunnels ständig ertasten konnten. Dann jedoch hatte sich der Gang verbreitert und nun tasteten sie sich nur noch an der rechten Wand entlang, während sie mit der linken Hand den jeweiligen Vordermann berührten, um den Kontakt innerhalb der Gruppe nicht abreißen zu lassen.
    Es war Allys gewesen, die irgendwann leise zu wimmern begonnen hatte.
    „Was hast du?“, hatte Robert gefragt und die Antwort hatte die gesamte Gruppe in heillose Furcht versetzt.
    „Siehst du es denn nicht?“, hatte Allys gewinselt. „Die Lichtflecken über uns?“
    Unwillkürlich war die gesamte Gruppe stehengeblieben und sie alle hatten nach oben gestarrt. Und tatsächlich – dort über ihnen gab es in der Dunkelheit zahllose Lichtinseln, sie alle vielleicht handtellergroß und schwach rotleuchtend. Gerade eben so hell, dass man sie eher aus den Augenwinkeln heraus sehen konnte, als wenn man sie direkt anblickte. Doch das Furchteinflößende war, dass all diese schwachen kreisrunden Lichtflecke in Achtergruppen zusammengefasst waren.
    Mehrere Menschen schrien auf und tatsächlich kam nun Bewegung in die Lichter an der Decke. Einige bewegten sich auf die Menschen zu, während zugleich knackende Geräusche zu hören waren.
    „Wir müssen hier raus!“, schrie eine Männerstimme, doch es war William, dessen Ruf die aufkommende Panik eindämmte.
    „Nein!“, schrie er. „Bleibt zusammen. Jeder berührt einen anderen. Solange wir Kontakt zu Eleanor hier vorn haben, kann nichts passieren!“
    Dennoch war der Druck von hinten gewaltig, der nun auf Eleanor einwirkte. Sie wurde so unsanft voran geschubst, dass sie kaum noch die Möglichkeit hatte, die Tunnelwand zu erfühlen und mehrfach stieß sie hart gegen die steinernen Wände. Zur Tunneldecke zu sehen wagte sie aus Angst nicht mehr. Nur raus, raus aus diesem grausigen Gang.
    Plötzlich jedoch schrie sie voll Entsetzen auf, als ihre Hand vor sich etwas ertastete, was definitiv weich und nicht aus Stein war. Die Antwort war ebenfalls ein Schrei und dann scharrende Geräusche. Die gesamte Menschenkette geriet ins Stocken, wenngleich der Druck von hinten jetzt so groß wurde, dass Eleanor nur mit Mühe verhindern konnte, über ihren Fund zu stolpern.
    „John! John! Sind sie das?“, schrie sie angsterfüllt.
    „Fräulein Eleanor, Mylady! Ja, ich bin’s!“
    „Wir müssen hier raus!“
    „Ja! Folgt mir!“
    Eleanor fühlte eine Hand auf ihrem Arm, die sie unsanft mit sich riss. Nun stolperte sie hinter John Connors her, während zugleich William oder einer der anderen hinter ihr sich verzweifelt bemühte, den Kontakt zu ihr nicht abreißen zu lassen.
    Ganz plötzlich schien der Gang heller zu werden und dann fanden sie sich unvermittelt in einer kleinen Grotte wieder, die von einem Licht, ähnlich jenem im ersten Gang, erhellt wurde. Furchtsam blickten sie zur Decke, doch dort war nichts mehr zu sehen. Die letzten Nachzügler drängten noch aus dem pechschwarzen Tunnel, angsterfüllte Blicke hinter sich werfend.
    „Woher hast du gewusst…“, begann Eleanor schlotternd. Doch John musste die Frage geahnt haben.
    „Weil ich schon hier gewesen bin“, antwortete er. „Die Viecher an der Decke waren mir auf dem Hinweg gar nicht aufgefallen. Aber dann kam ich hier an und habe einen Blick hinter die nächste Kurve geworfen.“
    Er wies zum rückwärtigen Ausgang der Höhle, wo das Licht plötzlich heller zu werden schien.
    „Da habe ich erkannt, dass ich allein nicht weiterkommen werde. Also wollte ich zu euch zurück, aber da kahmt ihr mir schon entgegen.“
    „Was… was ist dort vorn?“, fragte Eleanor unsicher, während sie mit dem Kinn auf den Höhlenausgang hinter Johns Rücken wies.
    „Seht selbst“, erwiderte dieser. „Aber seit vorsichtig. Bleibt direkt an der Wand stehen, wenn ihr nach draußen blickt.“
    Eleanor sah ihn zögernd an. Dann ging sie an ihm vorbei und drückte sich vor dem Ausgang an die rechte Höhlenwand. Vorsichtig schob sie sich voran und blieb dann stehen. Ihre Gefährten hinter ihr

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