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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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wurden, sondern von den gefallenen Engeln. Alles an ihnen ist böse, verschlagen, hinterhältig. Ich musste sie töten, denn sie würden ihre Herren warnen oder Eleanor jagen. Ich hätte sie niemals anders daran hindern können.“
    Lilith nickte langsam. „Von was für einem Fluss hat er gesprochen?“, fragte sie.
    „Die Hölle besteht aus zehn Bereichen, die durch Flüsse voneinander getrennt sind. Weder Sünder noch Akoloythoi können diese Flüsse durchqueren, denn das Böse kann sie nicht passieren. Nur Engel können das, indem sie fliegen. Aber Eleanor und ihrer Gruppe ist es offensichtlich dennoch gelungen.“
    „Kein Wunder“, schnaubte Lilith.
    „Was meinst du?“
    „Na, Eleanor ist doch wohl keine Sünderin. Deshalb kann sie die Flüsse durchqueren. Vermutlich ist sie der erste Mensch, dem das geglückt ist, denn eigentlich dürfte sie gar nicht hier sein.“
    Raphael nickte bedächtig. „Da hast du wohl recht!“, gab er zu.
    „Und das Böse kann ihr hier aus dem gleichen Grund nichts anhaben“, fuhr Lilith fort. „Weder die Grenzflüsse, noch die Akoloythoi vermögen ihr Schaden zuzufügen. Vermutlich sind die gefallenen Engel das einzige, wovor sie Angst haben muss.“
    „Ja. Aber die Akoloythoi könnten sie verraten, wenn sie auf sie stoßen.“
    „Dann ist es gut, dass du sie getötet hast“, gab Lilith zu. „Ich frage mich aber, wer die anderen waren, mit denen Eleanor unterwegs ist. Der Akoloythos sprach von drei Männern und drei Frauen.“
    „Ich weiß es nicht. Aber dafür wissen wir jetzt, dass wir hier fertig sind. Eleanor ist nicht mehr in diesem Kreis der Hölle. Wir müssen im achten Kreis suchen.“
    Lilith nickte. Gemeinsam breiteten sie ihre Flügel aus und erhoben sich in die Luft. Die staubige Steinlandschaft blieb unter ihnen zurück und sie hielten auf den Horizont zu, wo eine finstere Bergkette ihnen die Sicht versperrte. Nur kurze Zeit später überquerten sie die öden, verkarsteten Klippen und Abgründe, die bar jeden Lebens und jeder Schönheit waren. Unter ihnen schlängelte sich ein schwarzer Strom durch das Bergmassiv, dessen gegenüberliegendes Ufer in dichtem Nebel verschwand.
    „Ist er das?“, fragte Lilith durch den schneidenden Flugwind. Raphael nickte stumm. Sie überquerten den Fluss unbehelligt in großer Höhe und flogen nun über die nebligen Ebenen des achten Höllenkreises. Wie unter einer weißen Decke lag jene Welt unter ihnen, traurig, öd und leer. Nicht ein einziges Lebewesen war dort unten zu sehen, doch Lilith wusste, dass Raphael sich nicht länger auf seine Augen verließ. Stattdessen hielt er die Augen im Flug geschlossen und schien tief in sich hinein zu hören. Es waren die Seelen unter ihnen, die er nun wahrnahm, ihre Schreie, ihre Ängste und ihre Schmerzen. Er schlich sich in ihre Gedanken und fahndete unablässig nach der einen, die er kannte und suchte. Mehrmals verzog er schmerzhaft das Gesicht, wenn er auf diese Weise auf Seelen stieß, deren abgrundtiefe Bösartigkeit ihn entsetzte. Dann schüttelte es ihn förmlich und er änderte gar mehrfach die Richtung, um Ansammlungen solcher Seelen aus dem Wege zu gehen. Lilith, die über diese Gabe nicht verfügte, erkannte dennoch ein Muster zwischen Raphaels Verhalten und dem, was sie selbst sah. Denn jene Orte, an denen sich böse Seelen in großer Zahl aufhielten waren auch aus der Luft leicht zu erkennen. Dort flackerten unheimliche Lichter im Nebel, zumeist rot glühend, doch selten auch von grüner, geisterhafter Farbe.
    So verwunderte es Lilith, als Raphael schließlich wieder einmal die Flugrichtung änderte, dieses Mal jedoch auf eine der Lichtinseln zuhielt, denen er bislang aus dem Weg gegangen war. Eine große, rot schimmernde Lichtinsel war offenbar sein Ziel, die inmitten des weißen Nebels wie ein gigantischer Flächenbrand wirkte. Eine Weile kreiste Raphael unschlüssig über jenem Licht, schien wieder und wieder in sich hinein zu hören, wie jemand, der sich nicht sicher ist, richtig gehört und auch verstanden zu haben. Dann jedoch stieß er so urplötzlich hinab, dass Lilith alle Mühe hatte, ihm zu folgen. Das Flackern und Glühen wurde beinahe unerträglich, während sie sich bemühte, an seiner Seite zu bleiben. Urplötzlich riss der Nebel auf und gab den Blick auf einen riesigen Krater frei, in dem glühende Lava brodelte und unregelmäßige Feuerfontänen gen Himmel spie.
    Raphael und Lilith hielten sich rund zehn Meter über dem flammenden Inferno und sahen voll

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