Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
Vom Netzwerk:
George, was hast du gesagt?«
    »Es ist ein Brief von Catherine gekommen.«
    Ein Brief? Wie war das möglich? Mit Briefen kommunizierten zivilisierte Menschen und Kaufleute, nicht schmutzige Piraten auf einem Schiff, das in irgendwelchen gottverlassenen Gewässern zuhause war.
    Dann merkte er, dass seine Füße ihm die Entscheidung bereits abgenommen hatten.
    Arthur Harris hatte an einem Tisch im Salon gesessen und auf ein ramponiertes Stück Papier geblickt, das er in der Hand hielt. Es war die Beschaffenheit dieses Blattes gewesen, die Rob sofort aufgefallen war, denn es wirkte weit gereist und echt; außerdem war es dicker und gelblicher als das Papier, das man auf Kenegie kannte.

    »Dies hat uns Catherine auf diversen verschlungenen Pfaden zukommen lassen, zumindest sieht es so aus. Ist das ihre Handschrift?«
    Er hielt Rob den Zettel unter die Nase, der ihn anstarrte, als könnte er das Geheimnis des Universums enthalten, was in diesem Moment für ihn wohl auch zutraf. Er blinzelte und nickte dann. »Ja, Sir.« Er bekam wacklige Knie und musste sich auf dem Tisch abstützen.
    »Setz dich, Robert. Ein Bote hat ihn heute Morgen aus Southampton gebracht.«
    Robs Herz machte einen Sprung. »Sie ist in Southampton?«
    Der Herr von Mount Michael hob die Hand. »Nein, nein, Robert, lass mich zu Ende erzählen. Er überbrachte es vom Kontor einer dort ansässigen Reederei. Der Kapitän der Merry Maid , der seinen Herren in diesem Hafen die Ladung übergab, erzählte, wie er von einem Handelsschiff abgefangen worden war. Es segelte unter dem Schutz der Hohen Pforte, die es von einem türkischen Kaufmann aus den Barbareskenstaaten hatte.«
    »Den Barbareskenstaaten?«, wiederholte Rob, und dabei verließ ihn der Mut ebenso schnell, wie er ihn zuvor erfüllt hatte. Es schien, als hätten sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet, und der Schrecken musste sich in seinem Gesicht spiegeln, denn Sir Arthur nickte grimmig.
    »Und nicht einfach den Barbaren, sondern aus der Stadt Salé, die, wie ich gehört habe, ein wahres Nest von Seeteufeln sein soll, Heimat fanatischer Piraten und Aasgeier. Hunderte von Fischern und Kaufleuten wurden aus unseren Gewässern an die Küsten der Barbaren verschleppt, aber kein Christ sei je wieder aus Salé zurückgekehrt, heißt es. Viele werden so lange gefoltert, bis sie dem Christentum abschwören und sich dem Islam unterwerfen, mehr aus Angst um ihr Leben als um ihre Seele.«
    Rob hatte die Augen geschlossen. Es war nicht Cats Seele, um die er fürchtete, doch bei der Vorstellung, dass man sie foltern
und misshandeln könnte, entfuhr ihm ein schmerzliches Stöhnen. Der Inhalt des Briefes hatte ihn nicht beruhigt. Achthundert Pfund? Wo sollte er je eine solche Summe auftreiben? Trotzdem stellte er im Geiste bereits die verrücktesten Berechnungen an - Vorschuss auf seinen Lohn, Verkauf der wenigen weltlichen Güter, die er besaß, ein Kredit hier oder da, vielleicht ein Almosen. Wie viel würde er damit auftreiben können? Fünfzig Pfund mit reichlich Glück. Ein Teil von ihm wusste, dass er sich auch um das Schicksal der anderen Gefangenen sorgen müsste, die so brutal entführt worden waren - Cats Mutter, ihren Onkel, die beiden toten kleinen Vettern, Matty, Jack, Chicken und die anderen - doch all das war zweitrangig und lenkte vom Einzigen ab, was wirklich zählte: dass Cat lebte, zumindest zu dem Zeitpunkt, als sie den Brief geschrieben hatte. Wenn er seine Seele verkaufen musste, um sie zu befreien, dann würde er es tun.
    An diesem Tag erledigte er seine Aufgaben in Windeseile. Dann bat er um eine Audienz bei Lady Harris, deren Herz, wie er glaubte, sich als mitfühlender erweisen könnte als das ihres Mannes. Ein Schwall von Zuversicht erfasste ihn, als sie ihn sogleich in ihren Salon bat. Unglücklicherweise, so musste er feststellen, hatte Sir Arthur bereits mit seiner Frau gesprochen, und als er nun das Thema anschnitt, verzog sie den Mund.
    »Es tut mir leid, Rob. Ich weiß, dass du entschlossen warst, sie zur Frau zu nehmen. Aber was für eine Summe! Und wenn sie die feinste junge Frau in ganz Penwith wäre, müsste ich dir dennoch dieselbe Antwort geben. Achthundert Pfund ist das Lösegeld für eine Königin, nicht für eine kleine Perle wie Catherine Tregenna. Es wäre besser, wenn sich dein Herz woanders umsieht und du dir eine anständige Frau aus einer anständigen Familie suchst. Im Übrigen geht es ja nicht nur um Catherine, sondern auch um unsere anderen

Weitere Kostenlose Bücher