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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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hassen das Christentum. Nichts freut sie mehr, als einen Christen leiden zu sehen. Ein anderer Gefangener konnte zeitweilig entkommen. Als sie ihn schließlich einholten, hätte der Dummkopf sich besser dem Kampf stellen sollen, um einen schnellen Tod zu finden. Sie stießen ihn von der Stadtmauer, und sein Körper blieb an einer der Eisenspitzen hängen, die man extra deswegen angebracht hatte. Dort hing er dann, mit durchbohrten Schenkeln und Leisten, und konnte sich nicht mehr rühren. Er ging elendig zu Grunde, während die Krähen an ihm pickten und die Frauen ihn mit Steinen bewarfen und lachten, wenn er durch sie noch mehr blutete.«
    Er hielt inne, um Luft zu holen und wollte schon weitermachen, als Rob hastig dazwischenging, in der Hoffnung, dem Thema ein Ende zu machen. »Wirklich, es klingt, als wären sie ein sehr grausames Volk.«
    »Das kann man wohl sagen. Die meisten sind aufbrausend, zügellos und neigen zu heftigen Gefühlsausbrüchen, wenn nicht Gewalt.«
    Rob wandte sich um und sah, dass ein weiterer Mann zu ihnen getreten war, um sich an der Unterhaltung zu beteiligen. Er lehnte am Dollbord und schnitt ihm den Fluchtweg ab. Es war der Mann, den er im Kontor von Hardwicke & Buckle getroffen hatte. Als Killigrew und er etwas Wichtiges zu besprechen gehabt hatten, war Rob in einen anderen Raum abgeschoben worden. Doch der Eindruck, den dieser Mann in der kurzen Zeit hinterlassen hatte, war nicht angenehm gewesen. Er konnte
es nicht genau benennen, denn er hatte sich durchaus offen und liebenswürdig gegeben, aber er hatte etwas Verschlagenes im Blick, selbst wenn er einem in die Augen sah und sich zu Kameradschaft und einem Gefühl von Verbundenheit bekannte. Er hieß William Marshall. Rob fragte sich, ob er entfernt mit Killigrew verwandt war, denn sie hatten die gleichen feinen Gesichtszüge und kühlen blauen Augen. Doch Marshall war älter als Killigrew, was allerdings auch daran liegen konnte, dass er lange Jahre Sonne und Meer ausgesetzt gewesen war, sodass seine Haut gegerbt und von Runzeln übersät war, im Gegensatz zu der seines Landsmanns.
    »Seid Ihr viel in ihren Gewässern gereist, Sir?«, fragte Rob neugierig, in der Hoffnung, das Gespräch in weniger gruselige Bahnen zu lenken.
    »Ich habe die Barbareskenstaaten vier oder fünf Mal besucht und mir stets vorgenommen, es nie wieder zu tun«, antwortete der andere und zupfte an einem Knoten in seinem grauen Bart. »Das Klima ist schlimm, und die Einwohner noch schlimmer. Aber man kann dort viel Geld verdienen, und für mich ist alles gut, was mir nützlich ist. Ich würde mein Vermögen lieber früher als später in der Tasche haben, damit mir wenigstens noch ein paar Jahre bleiben, um es zu genießen. Ja, selbst unter dem Abschaum von Afrika, wie der gute Marlowe es ausdrückte.«
    »Marlowe?«
    Marshall wechselte einen spöttischen Blick mit dem Seemann. »Ist es möglich, dass er Kit Marlowe nicht kennt, den besten Stückeschreiber, der je an unseren Küsten gelebt hat?«
    Der Seemann zuckte die Achseln. »Der Bursche ist jung«, sagte er zu seiner Entschuldigung. »Und Marlowe ist schon länger tot als er auf der Welt.«
    Marshall seufzte. »So weit zur Unsterblichkeit. Gebt mir einen Topf voll Gold und die Gegenwart, sage ich immer.« Dann wandte er sich mit einem schulmeisterlichen Funkeln in den Augen wieder Rob zu. »›Die grausamen Piraten von Algier, diese
verdammte Bande, der Abschaum von Afrika‹ - er hatte sie durchschaut. Vielleicht solltest du dir die Mühe machen, eins seiner Stücke anzusehen, wenn sich die Gelegenheit bietet.« Er nahm eine verwegene Pose ein und deklamierte mit durchdringender Stimme:
    Umsonst sah ich Menschen zu Mohammed beten
Mein Schwert hat sie alle aufgespürt
Erschlug seine Priester, egal, wie sie flehten
Und niemals hat Mohammed mich berührt …
Und dann durchbohrte er Rob schwungvoll mit der Spitze seines unsichtbaren Schwerts. »Ah, es ist schon etwas her, dass ich auf der Bühne stand«, seufzte er. »Aber es war eine großartige Zeit, ganz fabelhaft. Und wie sie jubelten, als Tamerlan Mohammeds heiliges Buch verbrannte und auf seiner Asche tanzte!«
    »Bei uns in Cornwall macht man sich nicht viel aus Theaterstücken«, antwortete Rob steif. »Und ich würde mir wünschen, dass wir mehr Respekt vor einem heiligen Buch hätten, als es zu verbrennen, selbst wenn es nicht unser eigenes wäre.«
    »Der Herr behüte mich davor, jemals in diese Provinz versetzt zu werden! Kein Wunder, dass

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